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Presse-Stelle:  Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, D-14193 Berlin
Rubrik:Bauen    Datum: 06.11.2003
Noch keine Trendwende bei der Flächeninanspruchnahme in Sicht
Deutschland muss mehr für das Flächensparen tun
In den heute vorgestellten Umweltökonomischen Gesamtrechnungen des Statistischen Bundesamtes steht es schwarz auf weiß: Täglich nimmt die für Verkehr und Siedlung in Deutschland verbrauchte Fläche um 105 Hektar zu. Zwar ist die Flächeninanspruchnahme im zweiten Jahr in Folge weniger stark gestiegen. Eine grundsätzliche Trendwende ist dies aber nicht, denn: Dass die Flächeninanspruchnahme weniger stark wächst, liegt vor allem an der lahmenden Baukonjunktur. "Die aktuellen positiven Zahlen zur Flächeninanspruchnahme dürfen uns über den Trend nicht täuschen", so der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Andreas Troge. Um das ambitionierte Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen, im Jahr 2020 nur noch täglich 30 Hektar zusätzliche Flächen für Siedlung und Verkehr zu verwenden, müsse das Flächensparen ernster genommen werden. "Falls wir das nicht schaffen, würden immer mehr natürliche Lebensräume und Erholungsgebiete unwiederbringlich verloren gehen", so Troge.

Ein deutliches Umdenken ist vor allem in der Wohnungspolitik erforderlich: Der Staat fördert gegenwärtig in massiver Weise den Wohnungsneubau, obwohl die Wohnungsleerstände in vielen Regionen zunehmen. Dies ist ökonomisch nicht sinnvoll, fördert die Inanspruchnahme von Flächen und verschlingt öffentliche Gelder in zweistelliger Milliardenhöhe. Daher ist es höchste Zeit, die Eigenheimzulage abzuschaffen und den Schwerpunkt der öffentlichen Förderung darauf zu legen, den Wohnungsbestand aufzuwerten und das Wohnumfeld in bestehenden Siedlungsgebieten attraktiver zu machen.

Sorgen bereitet auch das Wachstum brachgefallener, ehemals gewerblich oder industriell genutzter Flächen, während gleichzeitig am Stadtrand und im Umland neue Gewerbeflächen ausgewiesen werden. Künftig sollte die Wirtschafts- und Regionalförderung des Bundes, der Länder und der EU stärker auf Brachflächenrevitalisierung und Innenentwicklung ausgerichtet sein - verbunden mit einer besseren Koordination auszuweisender Baugebiete auf regionaler Ebene. So lassen sich öffentliche Fehlinvestitionen bei der Erschließung von Baugebieten vermeiden.

In der Steuerpolitik ist ebenfalls eine Kurskorrektur notwendig. Derzeit gibt weder die Grundsteuer noch die Grunderwerbsteuer ökonomische Anreize, mit Flächen sparsam und schonend umzugehen. Künftig sollte die Grunderwerbsteuer direkt an die Inanspruchnahme neuer Flächen sowie an deren Versiegelung anknüpfen. Dies würde bedeuten, dass Käufer von Wohnungen aus dem Bestand in Zukunft keine Grunderwerbsteuer mehr bezahlten müssten, während Neubauten auf der grünen Wiese wesentlich stärker als heute belastet würden. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Flächeninanspruchnahme allein hierdurch um rund 15 Prozent verringern würde.

Hinweis: Die Ergebnisse der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen sind im Internet unter http://www.destatis.de/presse/deutsch/pk/2003/ugr_2003b.htm abrufbar.




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