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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Land und Gartenbau    Datum: 02.10.2003
Stoppt Gen-Food ! - Hände weg von unserer Nahrung
Von Norbert Suchanek
Die meisten Menschen in der Welt und viele Regierungen lehnen bis heute Gen-Food und Gentechnik in der Landwirtschaft ab. Genetisch veränderte Pflanzen (GVO-Pflanzen) werden derzeit in erster Linie in den USA, Kanada, in Argentinien und in China großflächig angebaut, obwohl auch dort viele Menschen und Verbraucherorganisationen Gen-Food ablehnen und dagegen protestieren. Die Europäer haben sich zu über 70 Prozent gegen genetisch manipulierte Nahrungsmittel und Gentechnik in der Landwirtschaft ausgesprochen. Und dennoch versucht die Gentech-Branche seit Jahren massiv ihre Produkte aus den Gen-Labors auch bei uns auf den Markt zu drücken. Nun scheint sie sogar nicht nur Hilfe aus Bayern durch die gentech-begeisterte Bayerische Staatsregierung zu bekommen, sondern auch von "Bundessuperminister" Wolfgang Clement.

Die ersten GVO-Pflanzen wurden erstmals 1996 in den USA auf die Felder gebracht. Inzwischen wachsen die Produkte aus den Gen-Labors - Gen-Soja, Gen-Mais, Gen-Rapps, Gen-Baumwolle, Gen-Kartoffeln - weltweit auf einer Fläche von 58 Millionen Hektar. Im Vergleich zum gesamten, landwirtschaftlichen Nutzfläche auf unseren Planeten von rund 1,5 Milliarden Hektar ist dies noch relativ minimal. Dies haben wir Dutzenden von Verbraucher-, Umweltschutz-, Menschenrechts- und Bauernorganisationen im Verbund mit kritischen, unabhängigen Wissenschaftlern und Öko-Bauern aus aller Welt zu verdanken, die seit Jahren gegen den Vormarsch der Gen-Pflanzen arbeiten. Gen-Food kann deshalb noch gestoppt werden!

Aber der Druck der Gen-Lobby ist groß. Dies musste 1998 der Wissenschaftler Arpad Pusztai vom schottischen Rowett Research Institut schmerzhaft erfahren. Er testete gentechnisch veränderte Kartoffeln und verfütterte sie an Ratten. Als seine Tests ergaben, dass die Gen-Kartoffeln die Ratten schädigten, ging er an die Öffentlichkeit. Folge: Auf Druck der Gen-Lobby verlor er zwei Tage später seinen Job im Rowett Research Institut, wo er zuvor 35 Jahre erfolgreich geforscht hatte. Die Fütterungsversuche wurden umgehend eingestellt, und in der Folgezeit war der Wissenschaftler darüber hinaus monatelang einer regelrechten Hetzkampagne von Seiten der Gen-Food-Befürworter ausgesetzt. Man warf dem 68-jährigen Biologe beispielsweise vor, die Versuchsreihen verwechselt zu haben.

Nicht nur das Öko-Institut Freiburg fordert längst die Rehabilitierung von Arpad Pusztai und verlangt Konsequenzen aus den Fütterungsversuchen. Nach einer Prüfung der Experimente durch unabhängige Wissenschaftler zeigte, so das Öko-Institut, dass Pusztai offenbar doch richtig lag. "Die Begründung für die Entlassung ist mehr als dürftig, der Versuchsaufbau war korrekt und die Ergebnisse geben zu großer Sorge Anlass", so Beatrix Tappeser vom Öko-Institut. Die Biologin gehörte zu einer Gruppe von mehr als 20 Wissenschaftlern aus aller Welt, die die schottischen Versuche überprüft haben. Sie haben ein Memorandum zur Rehabilitierung des angesehenen Forschers vorgelegt. Die Expertengruppe ist sich einig, dass aufgrund der vorliegenden Daten der begründete Verdacht besteht, dass der Verzehr von transgenen Pflanzen auch bei Säugetieren erhebliche gesundheitliche Folgen haben kann. Aus Sicht Arpad Pusztais stellten prinzipiell alle transgenen Pflanzen, unabhängig von der Wirkung des neu eingefügten Gens, ein potentielles Gesundheitsrisiko dar. Da seiner Meinung nach die derzeitige Praxis bei der Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen entsprechende Sicherheitstests nicht vorsehe, würden die Verbraucher als Versuchstiere missbraucht.

In Deutschland scheint nun aber die Gen-Lobby in Bundeswirtschaftsminister und Transrapid-Befürworter Clement sowie in Forschungsministerin Bulmahn neue Mitstreiter gefunden zu haben. So nahm der Bioland-Bundesverband vergangenen August die Kritik von Clement und Bulmahn an den von Verbraucherministerin Künast geplanten Anbauregeln für Gen-Pflanzen zur Kenntnis. Das Verhalten der SPD-Minister zeige, welch geringen Stellenwert die Interessen großer Teile der Bevölkerung sowie konventionell und ökologisch wirtschaftender Bauern habe, erklärte Bioland und fordert europaweit strenge Anbauregelungen zum Schutz vor der unkontrollierten Ausbreitung von Gen-Pflanzen. Geschehe dies nicht, so Thomas Dosch, "ist zu befürchten, dass sich Gen-Konstrukte in wenigen Jahren in allen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und vielen Wildpflanzen wieder finden." Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ruft Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement auf, den Verbraucherschutz nicht im Interesse der Gentechnikindustrie aufzuweichen. "Die USA versuchen mit Hilfe der WTO, den Europäern gentechnisch veränderte Lebensmittel aufzuzwingen", sagt Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer. "Die EU darf sich diesem Druck nicht beugen. 80 Prozent der EU-Bürgerinnen und Bürger wollen kein Gen-Food. Clement hat deshalb den klaren Auftrag, sich für ein gentechnikfreies Europa einzusetzen." Und der WTO-Experte des BUND, Daniel Mittler, fügt hinzu: "Der Schutz der Verbraucher und der Umwelt droht zum Opfer des US-Gentech-Imperialismus zu werden." Deutschland und Europa dürfen der Gen-Lobby nicht nachgeben.

Weitere Informationen zu Gen-Food und Gentechnik geben die verschiedenen Umweltschutzorganisationen wie BUND oder Greenpeace. Hier eine Liste von informativen Internetseiten in Deutsch und Englisch zum Thema:

http://www.biogene.org/indexx.html

http://www.blauen-institut.ch/Pg/pG/pgd.html

http://www.bund.net/

http://www.foeeurope.org/indexx.html

http://www.gefoodalert.org/pages/home.cfm

http://www.genewatch.org/

http://www.genfood.at/

http://www.gentechnologie.ch/

http://www.global2000.at/index3.htm

http://www.grain.org/front/index.cfm

http://www.katalyse.de

http://www.ngin.tripod.com/

http://www.percyschmeiser.com/

http://www.transgen.de

http://www.wen.org.uk/




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