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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Energie    Datum: 02.05.2003
Windkraftwerke weltweit im Aufwind
Der Umwelt und dem Frieden zuliebe: Weg vom Öl hin zu regenerativen Energien und zur Jobmaschine Windkraft
Von Norbert Suchanek

Oberflächenwinde gibt es in Höhen bis zu 100 Meter. Über dem Meer wie über den weiten Ebenen und Wüsten werden sie kaum abgebremst. Manchmal schaukeln sie sich zu Wüstenstürmen auf, die - wie jüngst im Irak zu verfolgen - im wahrsten Sinne des Wortes Sand ins Getriebe selbst der mächtigsten Militärmaschine der Welt blasen und den völkerrechtswidrigen Angriff der US-Armee zumindest bremsen konnten. In anderen Regionen der Welt hingegen, in denen Erdöl kaum vorkommt, ist der Wind inzwischen ein mächtiger Motor, der umweltfreundlichen Strom, Wohlstand und Tausende von Arbeitsplätzen schafft.

Windenergie ist wie die Sonnenenergie schier unerschöpflich. Tatsächlich ist Wind umgewandelte Sonnenkraft. Pro Stunde schickt die Sonne 100 000 000 000 000 Kilowattstunden an Energie auf die Erde. Etwa zwei Prozent dieser Solarenergie wird in die Kraft der Winde umgesetzt. Somit "fegen" diese von der Sonne erzeugten Winde pro Stunde mit einer Energie um die Erde, die der Menge von 168 Millionen Tonnen Kohle oder 200 Millionen Tonnen Erdöl entspricht. Bisher nutzen wir zwar nur einen winzigen Teil dieser Energie, doch bereits jetzt arbeiten nach Schätzungen weltweit mehr als 70 000 Menschen in der Windkraftindustrie, über 55.000 davon in Europa. "Allein die dänischen Hersteller von Windkraftanlagen samt Zulieferindustrie beschäftigten im Jahr 2001 rund 20 000 Menschen", so die Zahlen des Verbands der dänischen Windkraftindustrie (Vindmölleindustrien).

In Deutschland sieht es ähnlich aus. Christian Hinsch vom Bundesverband Windenergie (BWE) schätzt, dass allein in Niedersachen, Deutschlands Windland Nummer 1, über 10.000 Menschen in der Windkraftbranche arbeiten. Doch die Jobmaschine "Windkraft" ist damit noch lange nicht an ihrem Ende angelangt. Windkraft, so das österreichische Unternehmen Windenergie AG, habe einen zehnfach höheren Arbeitsplatzeffekt als die Stromerzeugung mit Atomkraft und schaffe drei Mal mehr Jobs als die Stromerzeugung mit Kohle. "Jedes Megawatt installierter Windstrom sichert zwischen 15 und 19 Arbeitsplätze." Kein Wunder also, dass auch in Deutschland die Windkraft in manchen Landkreisen vor allem an der Nord- und Ostsee zum Wirtschaftsfaktor Nummer 1 geworden ist. Schließlich ist die Bundesrepublik schon seit Jahren größter Windenergienutzer in der Welt.

Wie die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen jüngst bekannt gab, sei der Windkraftboom in Deutschland weiterhin ungebrochen. Ende des Jahres 2002 waren 13.759 Windenergieanlagen (WEA) bundesweit mit einer Gesamtleistung von 12.000 Megawatt (MW) in Betrieb, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 37 Prozent bedeutet. Deutschland baue damit seinen Vorsprung als Windkraftweltmeister weiter aus, so die Grünen: "Etwa 50 Prozent der in der EU errichteten Anlagen und ein Drittel der weltweit installierten Windkraftanlagen stehen in der Bundesrepublik." Mit der Nutzung von Wind, Sonne und Biomasse könne sich vor allem die Bevölkerung in landwirtschaftlich geprägten Regionen ein neues, wirtschaftliches Standbein aufbauen und eine "zweite Ernte" einfahren.

Konkret wurden im vergangenen Jahr 2.328 Windkraftanlagen in Deutschland mit einer Gesamtleistung von 3.168 MW neu errichtet, so die Zahlen des Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR). Damit könnte man theoretisch drei Temelin-Atomkraftwerke mit je 1.000 MW Leistung abschalten. Laut IWR stieg die Wind-Stromerzeugung bei uns nun von 10,7 auf 16,5 Milliarden Kilowattstunden, was einem Anteil am Nettostromverbrauch in Deutschland von 4,7 Prozent entspricht. Die deutsche Stromerzeugung aus Wind werde in diesem Jahr 2003 sogar noch auf 21 bis 24 Milliarden Kilowattstunden weiter ansteigen. Insgesamt könnten 2003, so die Prognosen des IWR, erstmals in Deutschland mehr als 50 Milliarden Kilowattstunden Strom aus regenerativen Energien stammen. Das sind rund 9 Prozent des gesamten Stromverbrauchs der Bundesrepublik. Das ist zwar zum Beispiel im Vergleich mit den USA, wo die regenerative Energienutzung im Verhältnis zum Erdölverbrauch noch immer weit hinterherhinkt, bereits ein beachtlicher Erfolg, auf dem sich die Rot-Grüne Regierung aber nicht ausruhen sollte. Nachbarland Dänemark beispielsweise wird nach aktuellen Prognosen noch in diesem Jahr 27 Prozent seines Strombedarfs mit erneuerbaren Energien decken.

Engagement in regenerative Energien ist aktiver Klimaschutz, der laut IWR volkswirtschaftlich gesehen sogar zu einer Kosteneinsparung führe. Zumal andere Energieformen wie Atomkraft oder Erdöl hohe, so genannte externe Kosten haben, die in die betriebswirtschaftliche Preisberechnung zwar nicht einfließen, aber indirekt vom Steuerzahler, also von uns allen bezahlt werden. Im Falle fossiler und atomarer Stromerzeugung zählen zu den externen Kosten beispielsweise die politische und militärische Sicherung der Zugänge zu Energiequellen, Polizeieinsätze bei Atommülltransporten, Beseitigung von Ölteppichen, schleichende, atomare Verseuchung der Meere, Folgeschäden von Atomunfällen wie bei Tschernobyl. Solche "Grundgebühren" oder Folgekosten fallen bei der Stromerzeugung durch Windkraft und anderen regenerativen Energieformen nicht an, weshalb sie volkswirtschaftlich gesehen, die wahrscheinlich billigste Form der Energiegewinnung sind. Außerdem ließen sich so manche Kriege bei konsequenter Anwendung von Wind- und Solarenergie, Biogas, Biomasse und Geothermie vermeiden. So fordert der Bundesverband Windenergie (BWE) von der internationalen Staatengemeinschaft ein verstärktes Engagement im Bereich der Friedens- und Entwicklungspolitik, um Ressourcenkonflikte zu vermeiden. Dazu gehöre der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien. "Industriestaaten ebenso wie wenig entwickelte Länder", so der BWE, "können sich aus der Abhängigkeit des fossilen Brennstoffimports befreien und zugleich mit dezentraler Wertschöpfung die wirtschaftlichen Bedingungen vor Ort verbessern. Die Nutzung der erneuerbaren Energien ist langfristig ein wesentlicher und zugleich bezahlbarer Beitrag zur Friedenssicherung." Der BWE appelliert daher an die Bundesregierung, den eingeschlagenen Weg der Förderung erneuerbarer Energien national und weltweit konsequent weiterzugehen, auch um damit eine glaubwürdige Alternative zur kriegerischen Auseinandersetzung um Öl aufzuzeigen.

Der neue deutsche Atom-Stromkonzern E.ON sieht das freilich anders. Nicht die Atomkraft, sondern Windenergie sei unkalkulierbar und teuer, erklärte im vergangenen Jahr E.ON-Vorstand Rainer Frank Elsässer anlässlich eines Vortrags bei der CSU in München. Seiner Meinung nach habe der subventionsbedingte Anstieg der Windenergie zunehmenden Einfluss auf die Stromkosten in Deutschland. Vor allem das von Rot-Grün im April 2000 verabschiedeten Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer-Energien (EEG) ist dem E.ON-Vorstand ein Dorn im Auge. Die Nutzung der Windenergie verursache Kosten im Netzausbau, die erheblich über die EEG-Vergütung hinausgehen. Laut Elsässer betrügen die Gesamtkosten der Windenergie das 3- bis 4-fache der Kosten des heutigen Kraftwerksparks, der durch Windenergie praktisch nicht ersetzt werden könne. Die dadurch entstehende Mehrbelastung für die Stromkunden betrage je nach Windausbau zwischen 1,6 und 3,6 Mrd. Euro pro Jahr. Mit dieser Darstellung sind der Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) und der Bund der Energieverbraucher freilich nicht einverstanden. An den derzeit relativ hohen Strompreisen sei weder die Windenergie noch das EEG verantwortlich, sondern der fehlende Wettbewerb im Stromnetzbereich. Tatsächlich würden ein funktionierender Wettbewerb und die korrekte Umlegung der EEG-Mehrkosten über niedrigere Stromkosten viele neue Arbeitsplätze schaffen. "Indem die Stromkonzerne die Mehrkosten durch die EEG-Umlage viel höher veranschlagen als gerechtfertigt, führen sie die Öffentlichkeit bewusst in die Irre", klagt der BWE. Die Stromkonzerne berechneten die sogenannten "Mehrkosten" für eingespeisten Ökostrom auf der Basis von Marktpreisen, die wegen der Überkapazitäten am Strommarkt deutlich niedriger als die tatsächlichen Erzeugungskosten konventioneller Energie liegen. Der Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) und der Bund der Energieverbraucher fordern daher die zügige Schaffung einer unabhängigen Preiskontrolle von Netznutzungsentgelten im Strommarkt. "In allen anderen 14 EU-Ländern gibt es solche Kontrollinstanzen schon seit Jahren", so der BWE-Präsident Peter Ahmels.

Schützenhilfe für das EEG kommt auch von der Umweltorganisation Greenpeace. Das EEG ist laut Greenpeace, "weltweit das fortschrittlichste und erfolgreichste Gesetz zur Förderung umweltfreundlicher Energien." Nun sollte allerdings mit der für 2003 geplanten Novellierung des EEG die Chance für einige Verbesserungen genutzt werden. So sollte bei der Photovoltaik das auslaufende 100.000 Dächer Programm durch eine erhöhte Einspeisevergütung ausgeglichen werden. Und bei der Biomassenutzung müsse, so Greenpeace, darauf geachtet werden, dass keine Lebens- und Futtermittelverbrennung gefördert wird. Außerdem dürfe es keine Härtefallregelung für die energieintensive Industrie geben. Greenpeace: "Die größten Verbraucher von Energie zahlen schon heute Strompreise, die zum Teil unter den Gestehungskosten bei der Stromerzeugung liegen. Private Haushalte subventionieren damit bereits den billigen Industriestrom mit deutlich höheren Strompreisen."

Neben dem EEG gibt es schon seit Jahren verschiedene Förderprogramme in Deutschland und anderen EU-Ländern zur Energieeinsparung und zur Nutzung von regenerativen Energien. Informationen dazu und die genauen Förderrichtlinien sind bei Fachbetrieben, Industrie- und Handwerkskammern, bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), den Finanzämtern oder bei den entsprechenden Bund-, Länder-, und Gemeindereferaten sowie bei den städtischen Energieberatungsstellen und Umweltämtern zu erhalten. Gute Informationen liefert auch die Website www.solarserver.de. <

Weitere Informationen

- Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR)
Robert-Koch-Str. 26-28
48149 Münster
Tel: (02 51) 83 -33995 Fax: (02 51) 83 -30099 E-Mail: mailto:info@iwrenergie.de
Internet: www.iwr.de

- Bundesverband WindEnergie e.V. BWE e.V.
Herrenteichsstr. 1
49074 Osnabrück
Tel: +49 541 35060-0 Fax: +49 541 35060-30
E-Mail: info@wind-energie.de

- Verband der dänischen Windkraftindustrie (Vindmölleindustrien) Vester Voldgade 106
DK-1552 Kopenhagen V, Dänemark
Tel: +45 3373 0330 - Fax: +45 3373 0333
E-mail: danish@windpower.org

Außerdem gibt es interessante Informationen dazu im Internet. Hier eine kleine Auswahl.

www.wind-energie.de
www.windpower.org
www.windkraft.at
www.igwindkraft.at
www.solarinfo.de
www.solarfoerderung.de
www.solarserver.de
www.greenpeace.de
www.umweltinstitut.org
www.kfw.de
www.bafa.de


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