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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Essen u. Trinken    Datum: 22.04.2003
Wenn sich Philosophen aus West und Ost um die Ernährung kümmern
Makrobiotik: Eine kulturübergreifende Ernährungslehre für Gesundheit, Naturschutz und Weltfrieden
von Norbert Suchanek


Schon von Beginn an ist die Naturkostbranche mit dem exotisch klingende Begriff "Makrobiotik" verbunden. Makrobiotische Lebensmittel finden sich in jedem Naturkost- oder Bio-Laden. Viele Menschen ernähren sich heute makrobiotisch. Auch bekannte Persönlichkeiten wie Madonna oder Wolf Maahn seien überzeugte Makrobioten, sagt Ute Schulze von der Naturkostfirma Arche, die seit über 20 Jahren makrobiotische Lebensmittel verkauft. Doch was ist das eigentlich Makrobiotik?

Fast jeder kennt den berühmten Eid des Hippokrates, den noch heute die Ärzte ablegen müssen. Doch nur wenige wissen, daß der 460 v. Chr. geborene griechische Arzt und Philosoph nicht nur die wissenschaftliche Heilkunde begründete, sondern ebenso als einer der ersten von Makrobiotik sprach. Hippokrates verstand darunter eine Lebensweise, die Gesundheit und langes Leben garantierte. Dabei hatte der altgriechische Arzt vor allem die Ernährung des Menschen im Visier. So diktierte er seinen Schülern auch den Leitsatz: "Laßt eure Nahrungsmittel Heilmittel und eure Heilmittel Nahrungsmittel sein." (Ein Leitsatz, den allzuviele unserer Schulmediziner allerdings mit dem Siegeszug der Pharmaindustrie vergessen oder falsch verstanden zu haben scheinen.)

Rund 2.200 Jahre später hielt der griechische Begriff Makrobiotik auch im Deutschen nachhaltigen Einzug. Ausgerechnet der Leibarzt unseres Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe widmete sich diesem Thema und schrieb 1796 das Buch "Makrobiotik oder die Kunst, das Leben zu verlängern". Natürlich geht es in Christoph Wilhelm Hufelands Buch wie bereits bei Hippokrates um die Bedeutung der Ernährung für die Gesundheit. Doch erst der 1893 in Kyoto geborene und 1966 verstorbene japanische Philosoph George Ohsawa, der die Schriften Hufelands kannte, gibt der Makrobiotik den quasi letzten, neuzeitlichen Schliff. Aus dem Vergleich der fernöstlichen mit der westlichen Medizin und Philosophie sowie aus eigenen Erfahrungen mit Krankheit und Heilung durch Nahrung entwickelte er die heute unter dem Namen "Makrobiotik" bekannte Lebens- und Ernährungsweise.

Ohsawa forschte sowohl in Tokio wie in Paris, gründete ein makrobiotisches Studienhaus und hielt in vielen Ländern Vorträge über Makrobiotik. In Belgien eröffnete er später eine Firma namens "Lima", um makrobiotische Lebensmittel auch in Europa zu verbreiten. Und in den USA publizierte der japanische Philosoph sein Buch "Zen Makrobiotik" und die Zeitschrift "Macrobiotics News";. Von Anfang an setzte sich Ohsawa übrigens nicht nur für eine Ernährung ein, die lediglich gesund für den Körper ist. Aus den schrecklichen Erfahrungen des 2. Weltkriegs heraus trat der Japaner auch für den Weltfrieden ein, was mit Makrobiotik mehr als nur vereinbar ist. Denn Ohsawas Meinung nach bestehe nämlich ein Zusammenhang zwischen Ernährungsprinzipien und dem Frieden in der Welt.

Basis der heutigen Makrobiotik ist das Yin und Yang-Prinzip. Ohsawa nannte es das "Einzige Prinzip: Das Universum ist die Schwingung der zwei Aktivitäten Yin und Yang und ihrer wechselbaren Veränderung"; Keine dieser beiden Kräfte, Yin und Yang, kann ohne die andere existieren. Beide ergänzen sich, um das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Dieses "Einzige Prinzip"; findet sich natürlich auch in der makrobiotischen Ernährungslehre wieder. Es gibt Lebensmittel mit mehr Yin- und andere mit mehr Yang-Charakter. Gemüse beispielsweise zählt eher zu Yin, Getreide zu Yang. Die Eigenschaften sauer, scharf, weiblich sind gleichfalls eher Yin, während salzig, bitter, männlich eher Yang sind. Man kann sagen, Ziel der Makrobiotik ist es, das ideale Gleichgewicht zwischen Yin und Yang herzustellen, Extreme zu vermeiden. "Mit dem ausgewogenen Essen stellen wir fest, daß wir sowohl körperlich als auch geistig mehr ins Gleichgewicht kommen, und wir haben mit unserer Nahrung ein Instrumentarium in der Hand, uns wieder ins Lot zu bringen, wenn wir mal danebengeraten sind";, schreibt Marga Bahnemann in ihrem Buch "Makrobiotik für Einsteiger". Eine extreme Ernährungsweise, ein zuviel an Yin oder Yang kann zu Ungleichgewicht und gesundheitlichen Beschwerden führen. Umgekehrt kann eine speziell nach eher Yin oder Yang ausgerichtete Ernährung Krankheiten heilen - Nahrung als Heilmittel. Ohsawa glaubte, daß jede Krankheit in wenigen Wochen durch genaue Einhaltung der makrobiotischen Ernährung besiegt werden könne. Wie es heißt, hatte er sich selbst, als er bei einem Aufenthalt in Afrika an Geschwüren erkrankt war, innerhalb von zehn Tagen mittels Makrobiotik heilen können.

"Traditionell gefertigte japanische Lebensmittel wie Shoyu, Miso, Algen oder Umeboshi sind echte Heilmittel und helfen, das Gleichgewicht wieder herzustellen oder zu halten", ist sich die Makrobiotik-Expertin Ute Schulze sicher. Dennoch sollte man sich in der allgemeinen Ernährung auf regionale Produkte, auf regionale Herkunft konzentrieren.

Schließlich dachte der japanische Mitbegründer der Makrobiotik nicht nur an die Gesundheit des Menschen. Auch die Natur hatte er im Blickfeld, weist er doch in seinen Schriften daraufhin, die biologischen und ökologischen Gesetze zu beachten. Der Mensch sei untrennbar mit dem Boden verwachsen. Deshalb sollte auch die Nahrung, die er ißt, aus seiner Region stammen und der Jahreszeit entsprechend gewählt werden. Diese Grundsätze Ohsawas entsprechen der modernen ökologischen Denkweise: Wochenmarkt statt Weltmarkt, regionaler Anbau und regionale Vermarktung statt weiter Wege. Schon allein dieser Aspekt könnte, konsequent weitergedacht wahrscheinlich tatsächlich einen wesentlichen Beitrag zum Weltfrieden liefern. Denn je weniger Weltmarkt, desto weniger Transporte, desto geringer die Abhängigkeit von Erdöl, desto unnötiger werden Kriege um Öl und desto geringer auch der Ausstoß vom Treibhausgas Kohlendioxid, desto geringer die künstliche Klimaerwärmung, desto geringer die Wetterkatastrophen, desto weniger Umweltflüchtlinge, usw..

"Oftmals wird die Makrobiotik auch als langes, glückliches Leben im Einklang mit der Natur beschrieben, die Frieden und Gesundheit sowie Vorbeugung und Heilung sämtlicher Krankheiten, einschließlich Krebs verspricht", schreibt Iris Wrede in ihrem Buch "Leitfaden Makrobiotik - Grundlagen einer Kostform". Ob dies tatsächlich zutrifft kann nur jeder selbst ausprobieren. Bücher wie das von Iris Wrede oder Marga Bahnemanns Buch "Makrobiotik für Einsteiger" sind praktische Ratgeber, für alle, die mehr über diese von Ärzten und Philosophen aus West und Ost entwickelte Ernährungslehre wissen wollen.<



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