Ein Service von
www.ECO-World.de
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Essen u. Trinken    Datum: 19.01.2003
Übergewicht ist in Deutschland eine Volksseuche
Die Biolebensmittel-Branche stagniert im Jahr zwei nach BSE, aber der Biomarkt in Halle 2 auf der "Grünen Woche" in Berlin ist ein Publikumsmagnet. Das Verbraucherschutzministerium präsentiert das Bundesprogramm Ökolandbau. Das sind 50 Maßnahmen, mit denen Biobauern gefördert werden. Demonstrationsbetriebe zeigen die Praxis des ökologischen Landbaus und das Internetportal www.oekolandbau.de » wird präsentiert. Ökobauern und konventionelle Bauern bitten zu Tisch. Zu kurz kommen freilich das alltägliche Essen und die Ernährungspraxis. Dabei sind Über- und Fehlernährung und die daraus resultierenden Krankheiten eines der größten politischen Probleme des Landes, weil die Folgekosten kaum noch finanzierbar sind.

Ärzte, Krankenkassen und Politiker streiten über die Kosten des Gesundheitssystems, das im Wesentlichen ein Krankheitssystem ist. Doch die Ursachen dafür sind noch immer tabuisiert.

Im Jahr 2002 mussten wir knapp 75 Milliarden Euro wegen falscher Ernährung für Krankheitskosten ausgeben. Über die Hälfte der Deutschen hat Übergewicht. "64 Prozent der Todesfälle in Deutschland sind direkt oder indirekt auf Krankheiten zurückzuführen, die durch falsche Ernährung bedingt sind", stellt das Deutsche Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik (DIET) in Berlin fest. Die häufigsten Folgen falscher Ernährung sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (40 Prozent) und Karies (24 Prozent). Allein diese ernährungsbedingten Krankheiten kosten pro Jahr etwa 50 Milliarden Euro .

Übergewicht ist eine Volksseuche. Schon jeder vierte Erstklässler ist übergewichtig, bei den 12-Jährigen sind es schon 42 Prozent und bei den 60-Jährigen über 70 Prozent.

Der Hauptgrund ist der zunehmende Trend zum Fastfood. Fabriknahrung und McDonalds-Essen machen satt und fett, weil es zucker- und kalorienreich ist. Immer mehr junge Deutsche kochen immer weniger selber. Eine DIET- Studie macht deutlich, dass die Deutschen gravierend an Vitaminmangel leiden. Wenn Vitamine fehlen, sind Muskelschwäche, Osteoporose, Nerven- und Zellschäden, Schlafstörungen und Blutbildungsstörungen die Folgen. Das Einkaufsmotto der meisten heißt ganz offensichtlich nicht: "Hauptsache gesund", sondern: "Hauptsache billig." 1950 gaben die Deutschen noch 40 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus. Heute noch gerade mal 10 Prozent!

Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht heute mehr Geld fürs Auto als für Lebensmittel. So hat sich Renate Künast bei ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren die Agrarwende wohl nicht vorgestellt. Nicht die Qualität der Produkte ist beim Einkaufen entscheidend, sondern allein der Preis.

Tabuisiert werden auf der "Grünen Woche" auch Themen wie Krebs und Essensverhalten. Neuere belgische Studien weisen aber nach, dass bis zu neun Prozent aller Krebsarten durch Pestizide in Nahrungsmitteln entstehen. Das billige Essen kommt uns teuer zu stehen.

Die "Grüne Woche" zeigt, dass die Deutschen und Europäer genug zu essen haben. Doch die Zusammenhänge von Gesundheit und Essen bleiben ein Tabu. Dabei ist Krankheit überwiegend das Ergebnis von nicht ordentlicher Nahrung. Der Mensch ist, was er isst und gut verdaut.

Lebensmittel sind Mittel zum Leben, also Ordnungs- und Strukturelemente unseres Körpers. Es wäre verdienstvoll, wenn die nächste "Grüne Woche" mehr Aufklärung über die Zusammenhänge von Essen und Gesundheit anbieten würde. Die "Grüne Woche" ist mit rund 1600 Ausstellern aus 55 Ländern immerhin die größte Agrar- und Ernährungsschau der Welt.

Literaturtipp:
Franz Alt
"Agrarwende jetzt - gesunde Lebensmittel für alle"
GoldmannTaschenbuch Nr. 15165
ISBN 3-442-15165-1 - Euro 8.--





Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln.