Ein Service von
www.ECO-World.de
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Umweltschutz    Datum: 25.11.2002
Visionen für eine ökologische Abfall-Marktwirtschaft
Auf der Zukunftswerkstatt beim ZDF in Mainz diskutierten Umweltexperten aus Politik, Wirtschaft und Medien über Visionen für eine ökologische Abfall-Marktwirtschaft.

Eingeladen hatten das Umweltministerium Rheinland-Pfalz und das Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie der Universität Kassel. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad forderte in ihrer Eröffnungsrede die Schaffung von ordnungspolitischen Rahmenbedingungen, damit sich ein wirklicher Markt für ökologische Entsorgungsdienstleistungen mit fairen Bedingungen für alle Marktteilnehmer entwickelt. Die Produktverantwortung müsse dabei gestärkt werden.

Schon bei der Produktion sollten Unternehmen den gesamten Lebenszyklus eines Produktes berücksichtigen. Hightech-Produkte, die als Abfälle anfallen, dürften nicht mit minderwertigen Verfahren entsorgt werden. Es werde jetzt diskutiert, ob materialspezifische Recyclingquoten nicht ökoeffizienter seien als produktspezifische. Deshalb sollten nach Auffassung von Conrad auch Verwertungslösungen zugelassen werden, die sich an der Abfallart orientieren, nicht an der früheren Nutzung, ob es nun Computergehäuse oder Verpackungen waren.

Kritisch äußerte sich die Umweltministerin über den Grünen Punkt. Eine wettbewerbskonforme Umgestaltung des Dualen Systems sei aufgrund der hohen Kosten dieses Systems geboten und auch unter kartellrechtlichen Gesichtspunkten notwendig. Mit der Abfallablagerungsverordnung machen wir ab Juni 2005 endlich Schluss mit der Billigdeponierung, so Conrad. Hier seien die Kommunen gefordert, ihre Hausaufgaben zu machen.

Professor Klaus Wiemer vom Witzenhausen-Institut forderte vom deutschen Gesetzgeber, den Anteil an Biomasse im Abfall stärker als Energieressource zu nutzen. Hier habe die Europäische Union eine wichtige Richtlinie erlassen, die besser als die deutsche Regelung sei. Unter Biomasse wird hierbei der biologisch abbaubare Anteil von Erzeugnissen, Abfällen und Rückständen der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Industrie und Haushalten verstanden, sagte Wiemer.

Allein beim Hausmüll liege das Energiepotenzial aus regenerativen Anteilen bei über 55 Prozent. Die Umweltpolitik sollte nicht nur möglichst alle Kohlenstoffträger einbeziehen bei der Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, sondern auch Wege eröffnen, um die Wärmenutzung aus biogenen Abfällen zu forcieren, betonte Wiemer. Beim Umgang mit Abfall sollte die Ressourcen- und Klimaschutzverträglichkeit im Vordergrund stehen.

Durch eine sinnvolle Nutzung der Biomasse als Energieträge ließen sich pro Jahr drei bis vier Millionen Tonnen Heizöl einsparen. Professor Jürgen Hahn vom Berliner Umweltbundesamt (UBA) www.umweltbundesamt.de skizzierte die anspruchsvollen umweltpolitischen Ziele der Bundesregierung. Zentraler Punkt der Abfallpolitik sei der komplette Ausstieg aus der Deponiewirtschaft und die vollständige Verwertung des Abfalls.

Bis zum Jahr 2020 wollen wir in Deutschland aus der Deponie- und Beseitigungswirtschaft aussteigen und alle Deponien schließen, so Hahn. Diese Zielsetzung sei von Kritikern als utopisch diskriminiert worden. Die heftige Reaktion lässt vermuten, dass hier ein menschlicher Archetypus infrage gestellt wird, Stoffe unbedingt vergraben zu müssen oder aus den Augen aus dem Sinn zu bringen, wenn deren individuelle Wertschätzung verloren gegangen ist. Offensichtlich vergraben Menschen stoffliche und seelische Probleme in ähnlicher Weise, obwohl es geeignetere Wege der Verarbeitung gibt, führte Hahn aus.

Die vollständige Abfallverwertung sei durch ein gemischtes System aus Getrennthaltung und Restmüllverwertung bereits heute regional realisierbar, wie das Beispiel Dresden zeige. Aus Restmüll gewinne man in der sächsischen Landeshauptstadt über das Herhof-Trockenstabilatverfahren einen hochwertigen Sekundärbrennstoff, der Primärenergie ersetze.

Voraussetzung für den kompletten Ausstieg aus der Deponiewirtschaft sei ein Mischsystem. Bei der Abfalltrennung sollte man sich auf die wirklich marktfähigen Abfallströme beschränken, wie Textilien, Papier oder Elektronikschrott. Es gäbe keinen Sinn, ein differenziertes System der Getrennthaltung verwertbarer Abfallstoffe zu betreiben, wenn die vollständige Restabfallverwertung über die Eintonnenlogistik zu gleichwertigen Verwertungsergebnissen führt, so das Resümee des UBA-Wissenschaftlers.



Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln.