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. Wir spüren die Erde von den Fußsohlen berührt. Angenehme, feuchte Wärme strömt uns entgegen, fließt durch die Füße herauf und läßt uns leicht erzittern. Der Atem der Erde beginnt in uns zu pulsieren. Die Schritte werden mit jeder Berührung der Erde sicherer. Die Erde trägt uns und führt uns hin zum offenen Kreis. So stehen wir da - sicher getragen, tief verwurzelt, im Rhythmus der Erde atmend. Die Zeit steht still, und die Grenzen des Raumes lösen sich - verwandeln uns und führen uns hin zum Baum.

Überall hören und lesen wir vom Baum- und Waldsterben.v Vergeblich suchen wir Worte wie Wald- oder Baumleben. Wird das Waldsterben lediglich von der biologisch-technischen Seite her angegangen, so ist die Wurzel des ganzen Übels noch lange nicht erfaßt. Solange die Menschen ihre Haltung gegenüber der Natur nicht ändern, werden lediglich die Symptome einer röchelnden, nach Hilfe schreienden Erde behandelt. Die eigentliche Krankheit aber ist nur durch eine gewandelte Haltung jedes einzelnen Menschen gegenüber dem Leben, der Erde und endlich auch gegenüber sich selbst zu heilen.

Jeder einzelne für sich muß in seinem Bereich und in dem ihm möglichen Maß etwas unternehmen. Leistet jeder einen kleinen Beitrag, kann dies zusammengenommen etwas Großes ergeben. Nur derjenige, der lernt, Festgefahrenes loszulassen, kann erwachen, kann spüren, wie es um die Erde steht. Dies bereitet Schmerzen, es ist kein einfacher Weg. Es fordert den ganzen Menschen, nicht nur seinen Körper und seinen Verstand.

Irgendwann auf diesem Weg begegnet jeder Mensch dem Baum. Fühlt er bei dieser Begegnung all die Erinnerungen, Erlebnisse und Bilder, die ihn mit dem Baum verbinden, allmählich in sich erwachen, wird er wieder von lebendigen Bäumen und Wäldern sprechen können. So kann mehr dazu beigetragen werden, die Lebendigkeit der Baum- und Waldwesen zu stützen und zu stärken, als wenn dauernd nur vom Waldsterben gesprochen wird.

Die Bäume sprechen eine Sprache, die nur in der offenen Begegnung mit ihnen zu vernehmen ist. Körper, Seele und Geist werden von den Bäumen angesprochen und berührt. Durch die widerspruchslos gelebte intensive Begegnung, die kein Wenn und Aber kennt, wird es möglich, den Baum und damit sich selbst in ihrer vollkommenen Erscheinung wahrzunehmen. Allein die bedingungslose Offenheit - ohne zu fragen, zu fordern oder zu erwarten - ermöglicht es, den Baum als Ausdruck des Lebens zu erkennen. Die Bäume werden zu Bilderbüchern. Diese erzählen vom Baumleben, von den Baumkräften, die durch viele Symbole im Menschen verwurzelt sind.

Die Ursachen einer Zerstörung oder einer Erkrankung zu erkennen, fordert Offenheit. Damit ist auch die Bereitschaft gemeint, die Wandlung, die Veränderung in sich aufzunehmen. Der Mensch muß erkennen, daß die Erde nicht ihm gehört. Er kann sie nicht besitzen. Der Mensch ist ein Teil der Erde, wie die Erde ein Teil des Menschen ist. Er sollte wieder lernen, sie dankbar anzunehmen, mit ihr zusammen zu leben und sie nicht dauernd zu vergewaltigen. Schon als Kind hat manch einer einen bestimmten Baum, vielleicht einen Apfelbaum, einen Nußbaum, eine Birke oder eine Linde geliebt, vorbehaltlos und ohne zu fragen. Manch einer war traurig, hat geweint, wenn dieser Baum, sein Baum, gefällt wurde. Beginnen wir, die Bäume, den Wald, aber auch alles andere wieder so zu lieben. Weinen wir um jeden einzelnen Baum, der durch Unachtsamkeit und Lieblosigkeit stirbt! Liebende Trauer verändert auf sanfte Art und Weise. Sie verneint nicht das natürliche Leben und Sterben, sie verändert den Menschen und seine Hingabe zum Baum, zur Erde, zum Himmel. Sie heilt die Ursachen.
Sie heilt den Menschen.

René A. Strassmann
Vorwort von "Baumheilkunde -
Mythos und Magie der Bäume"
AT Verlag, Aarau/Schweiz 1999.



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