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Presse-Stelle:  Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, D-14193 Berlin
Rubrik:Bauen    Datum: 16.04.2002
Gasfüllungen in Schallschutzfenstern und Autoreifen fördern Treibhauseffekt

Umweltbundesamt: Effektiver Schallschutz und sicheres Autofahren sind auch ohne diese Gasfüllungen möglich

Seit rund 20 Jahren wird Schwefelhexafluorid (SF6) als Füllgas in Schallschutz-Isolierglasscheiben und Autoreifen verwendet. SF6 hat innerhalb der Gruppe der klimawirksamen Gase das mit Abstand höchste Treibhauspotenzial. Bereits eine Tonne (t) SF6 belastet die Atmosphäre in einer Größe, die 24.000 t Kohlendioxid (CO2) entspricht. Etwa die Hälfte aller derzeitigen SF6-Emissionen stammt aus Schallschutzgläsern, ein weiteres Viertel entweicht bei der Entsorgung von mit SF6 befüllten Autoreifen.


Nachdem seit gut 20 Jahren gasgefüllte Scheiben mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 25 Jahren eingesetzt werden, fallen künftig große Mengen des Füllgases beim Austausch dieser Fenster an. Dies führt zu einem Anstieg der SF6-Emissionen in Deutschland von rund 60 t im Jahr 2000 auf geschätzte 126 t im Jahr 2010. Selbst bei einem sofortigen Stop der SF6-Befüllungen werden wegen des langlebigen Bestandes an Schallschutz-Isoliergläsern immer noch etwa 84 t SF6 im Jahr 2010 entweichen.

Bereits beim Befüllen der Scheiben entweicht ein Teil des Gases in die Atmosphäre. Diese Emissionen machen ein Drittel des jährlichen SF6-Verbrauchs für Schallschutzscheiben aus. Weitere Gasverluste treten infolge Glasbruchs und durch undichte Randverbindungen auf. Die Lebensdauer der Scheiben beträgt im Durchschnitt 25 Jahre. Dann sind nur noch etwa 78 Prozent der ursprünglich eingefüllten Gasmenge in den Scheiben vorhanden. Mit der Entsorgung der Scheiben entweichen auch diese Anteile, so dass spätestens nach 25 Jahren die gesamte Gasmenge aus einer Isolierglasscheibe in die Atmosphäre gelangt ist. Dies geht aus einem Forschungsbericht hervor, der im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) vom Büro für Umweltforschung und -beratung GmbH, Frankfurt/Main, erarbeitet wurde.

Das UBA empfiehlt, zum Schutz des Klimas auf den Einbau von Schallschutzscheiben mit SF6 zu verzichten. Dies ist technisch ohne Probleme möglich. Als kostenneutrale Alternativen nennt das Institut für Fenstertechnik, Rosenheim, zum Beispiel dickere Scheiben oder die Vergrößerung des Scheibenzwischenraumes. Dies führt sogar zu einer besseren Schalldämmung: Die bei SF6-gefüllten Scheiben auffallend geringe Schalldämmung gegen tieffrequenten Verkehrslärm wird so vermieden. Auch unter dem Gesichtspunkt der Energieeinsparung ist die Befüllung mit SF6 nachteilig, denn SF6 verringert die Wärmedämmung der Scheibe.

SF6 wird auch bei Kraftfahrzeugen an Stelle von Luft zur Reifenfüllung eingesetzt. Die SF6-Moleküle sind im Vergleich zur Luft größer und entweichen langsamer durch das Reifenmaterial. Die Hersteller versprechen einen stabilen Reifendruck für ein Jahr und länger, höhere Fahrsicherheit und niedrigeren Kraftstoffverbrauch. Aber auch hier wird das Treibhausgas SF6 freigesetzt: Und mit etwa dreijähriger Verzögerung - einem durchschnittlichen Reifenleben - entweicht bei der Demontage der Reifen das Gas ungehindert und vollständig in die Atmosphäre.

Zur eigenen Sicherheit ist der Reifendruck von Zeit zu Zeit ohnehin zu prüfen. Dabei können einfach mit Luft, gratis und ohne Treibhausgas, die Reifen auf Druck gehalten werden.

Berlin, den 16.04.2002



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