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Presse-Stelle:  ASUE Arbeitsgemeinschaft f. sparsamen u. umweltfreundl. Energieverbrauch e.V., D-67655 Kaiserslautern
Rubrik:Verkehr    Datum: 06.03.2002
ASUE fragt nach: Immer mehr Feuerwehren fahren mit Erdgas

Berufsfeuerwehr Frankfurt stellt einen Teil der Dienstfahrzeuge auf Erdgasantrieb um

Erdgas-Fahrzeuge erleben eine rasante Entwicklung. Mittlerweile sind weltweit rund 1,5 Millionen Erdgasfahrzeuge zugelassen, davon allein 12.000 in Deutschland. Dazu hat vor allem die ausgesprochene Umweltfreundlichkeit dieses Treibstoffs beigetragen: Ein Erdgasmotor verursacht bei der Verbrennung im Vergleich zum benzinbetriebenen Motor etwa 25 Prozent weniger Kohlendioxid. Der Ausstoß an reaktiven Kohlenwasserstoffen verringert sich sogar um bis zu 80 Prozent und der von Kohlenmonoxid um rund 75 Prozent. Gegenüber dem Einsatz von Diesel reduziert sich die Partikel-Emission (Ruß) um über 90 Prozent.
Dies belohnt der Gesetzgeber in Deutschland mit einem bis zum Jahre 2009 festgeschriebenen niedrigen Steuersatz für Erdgas. Dadurch kostet ein Liter dieses Treibstoffs nur rund die Hälfte im Vergleich zu Benzin - damit fährt man also nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch noch wirtschaftlicher.
In Punkto Sicherheit sind Erdgasfahrzeuge ohne weiteres mit Benzin- und Dieselfahrzeugen vergleichbar. Dafür garantieren hohe Sicherheitsstandards, die auch schon durch Untersuchungen von Experten von TÜV und ADAC bestätigt wurden. Aus diesen Gründen führen Erdgasfahrzeuge schon lange kein Nischen-Dasein mehr. Fast alle großen Autohersteller wie Fiat, Ford, VW und Volvo haben entsprechende Modelle im Angebot.
Die Branddirektion Frankfurt/Main setzt auf diese innovative Antriebstechnologie. Seit mehr als einem Jahr sind hier ein PKW der Marke Volvo und zwei als Werkstattfahrzeuge genutzte Kastenwagen der Marke Daimler-Chrysler im Einsatz, drei weitere Fahrzeuge werden gerade beschafft. Mit dem Leiter der Branddirektion, Herrn Dipl.-Ing. Reinhard Ries, sprachen wir über seine Erfahrungen mit Erdgasfahrzeugen.

Frage 1:
Sie haben vor kurzem weitere Erdgasfahrzeuge für Ihre Dienststelle bestellt. Welche Gründe sprechen für Erdgas als Antriebsenergie?

Antwort 1:
An erster Stelle möchte ich die Umweltfreundlichkeit dieses Kraftstoffs nennen. Er hat nicht nur die geringsten Kohlendioxid-Emissionen aller fossilen Brennstoffe, bei seiner Verbrennung entstehen auch nur sehr geringe Mengen an Rußpartikeln und sonstigen Schadstoffen. Die wirtschaftlichen Vorteile sind ebenfalls überzeugend. Denn durch den verhältnismäßig niedrigen Preis sinken die Betriebskosten der Fahrzeuge deutlich.

Frage 2:
Alle diese Vorteile kämen bei erdgasbetriebenen Großfahrzeugen noch deutlicher zum Tragen, weil ja deren Verbrauch noch höher als der von PKW ist. Warum gibt es in Ihrem Fuhrpark noch keine Tanklöschfahrzeuge oder Drehleiterfahrzeuge auf Erdgasbasis?

Antwort 2:
Leider haben die Hersteller noch keine Fahrzeuge im Angebot, die den Anforderungen des Einsatzdienstes bei einer Feuerwehr uneingeschränkt entsprechen. In der Tat hätten hier die beschriebenen Vorteile sehr positive Effekte. Zum einen stellen die Großfahrzeuge die Mehrheit unseres Fuhrparks dar, zum anderen sind deren Motoren während eines Einsatzes sehr großen Belastungen ausgesetzt. Das gilt nicht nur für die Fahrt zum Einsatzort, auch während der Brandbekämpfung müssen die Motoren oft mit Volllast laufen, um zum Beispiel Löschwasserpumpen oder Drehleitern anzutreiben. Würde dabei Erdgas als Treibstoff eingesetzt, könnten die Schadstoffemissionen erheblich reduziert werden. Das würde nicht nur die Umwelt entlasten, auch unsere Einsatzkräfte - die ja den Abgasen ebenfalls ausgesetzt sind - könnten ihren Dienst unter verbesserten Bedingungen tun, insbesondere dann, wenn ein Einsatz in geschlossenen Räumen wie Messehallen oder Tunnelsystemen erforderlich ist.
Voraussetzung für eine weitergehende Umstellung des Fahrzeugparks ist jedoch die Bereitstellung eines leistungsfähigen Erdgas-Tankstellennetzes.

Frage 3:
Sie sprachen vorhin schon den wirtschaftlichen Aspekt des Einsatzes von Erdgasfahrzeugen an. Mit den geringeren Betriebskosten für die Fahrzeuge allein sind die Vorteile in Ihrem Einsatzbereich ja noch lange nicht ausgeschöpft.

Antwort 3:
Das ist richtig. Momentan kommen auf die Kommunen ganz erhebliche Kosten in Millionenhöhe zu, weil bundesweit die Fahrzeughallen sämtlicher Feuerwachen mit Absaugeinrichtungen für die Abgase der Fahrzeuge ausgerüstet werden müssen. Dies ist im Übrigen ein ganz wichtiger Punkt, um die Arbeitsbedingungen unserer Kollegen zu verbessern. Allerdings ließe sich der ganze Aufwand auf ein Minimum reduzieren oder gar ganz einsparen, würden nur rein erdgasbetriebene Fahrzeuge mit ihren wesentlich geringeren Schadstoffemissionen eingesetzt.

Frage 4:
Viele Autofahrer sind bereits von dem Kostenvorteil der Erdgasfahrzeuge überzeugt. Allerdings bestehen bei Einigen Zweifel, ob diese Fahrzeuge auch sicher sind. Wie schätzen Sie die Sicherheit von Erdgasfahrzeugen ein?

Antwort 4:
Sicherheitstechnisch betrachtet, sind Erdgasfahrzeuge den konventionell mit Diesel oder Benzin angetriebenen KFZ ebenbürtig. Die relevante Stelle ist hier wie dort der Treibstoff-Tank. Bei Erdgasfahrzeugen ist dieser so konstruiert, dass er nicht explodieren kann. Denn bei Erreichen eines maximalen Drucks wird automatisch über ein Sicherheitsventil Erdgas abgeblasen, so dass der Druck im Tank nachlässt. Um die ordnungsgemäße Funktion der Sicherheitseinrichtungen sicherzustellen, ist die Einhaltung der vorgeschriebenen TÜV-Prüfintervalle erforderlich.
Im Brandfall sind Erdgasfahrzeuge im Prinzip genauso unproblematisch oder problematisch wie mit Flüssigkraftstoffen betriebene. Allerdings ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass man Erdgas im Gegensatz zu Flüssigkraftstoffen kontrolliert aus einem Fahrzeugtank ablassen kann, vorteilhaft für unsere Arbeit bei der Brandbekämpfung.

Frage 5:
Wie verhält es sich mit der Sicherheit in Tiefgaragen? Oft findet man da ja ein Warnschild mit dem Hinweis: "Keine Einfahrt für gasbetriebene Fahrzeuge".

Antwort 5:
Diese Schilder richten sich ausschließlich an flüssiggasbetriebene PKW. Denn Flüssiggas ist schwerer als Luft und würde sich im Falle einer Leckage am Fahrzeug an der tiefsten Stelle der Garage sammeln, was eine Explosionsgefahr zur Folge hätte. Bei einem Leck an einem Erdgasfahrzeug wäre eine solche Situation ausgeschlossen. Denn da Erdgas leichter als Luft ist, würde es nach oben steigen und entweichen. In diesem Fall würde ich sogar so weit gehen, zu sagen, dass ein zerborstener Benzintank kritischer wäre.

Frage 6:
Erdgas kennt man eigentlich aus der Energieversorgung im Haus. Wie schätzen Sie hier die Sicherheit dieses Energieträgers ein? Würden Sie ihn als "sicher" bewerten?

Antwort 6:
Diese Frage kann man absolut mit ja beantworten. Dem Erdgas ist eine übelriechende Substanz zugesetzt, damit man bei Leckagen darauf aufmerksam wird, denn das Gas selbst ist geruchlos. Wie schon erwähnt, ist Erdgas ja leichter als Luft und würde sich einfach verflüchtigen, so dass die Ansammlung explosiver Gemische so gut wie ausgeschlossen werden kann.

Frage 7:
Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden, damit Erdgasfahrzeuge eine noch größere Verbreitung finden?

Antwort 7:
In bisherigen Veröffentlichungen über Erdgasfahrzeuge lag der Schwerpunkt immer auf Umweltfreundlichkeits- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen dieses Treibstoffs, die ja in der Tat überzeugend sind. Allerdings sollte man in Zukunft auch mehr über die Sicherheit dieses Antriebskonzeptes informieren, dass den Vergleich mit herkömmlichen KFZ durchaus nicht zu scheuen braucht.
Wie ich bereits sagte, ist ein weiterer sehr wichtiger Punkt der Ausbau des Erdgas-Tankstellennetzes. Die derzeit rund 250 Tankstellen im Bundesgebiet sind einfach zu wenig. Daher begrüße ich eine Initiative der deutschen Gasversorgungsunternehmen, wonach in den nächsten Jahren 1000 Erdgas-Zapfsäulen an öffentlichen Tankstellen entstehen sollen.

Frage 8:
Eine Frage zum Schluss: Warum hat die Branddirektion Frankfurt eine Vorreiterrolle für diese neue Antriebstechnik eingenommen?

Antwort 8:
Die Feuerwehr Frankfurt ist schon seit langem dafür bekannt, dass sie auf Innovationen in allen Bereichen setzt - sei es bei neuen Einsatzkonzepten, fortschrittlicher Feuerwehr- oder Fahrzeugtechnik. Deshalb war es für uns auch gar keine Frage, ob wir die innovative Erdgas-Technologie als Fahrzeugantrieb nutzen sollten oder nicht. Im Mittelpunkt all dieser Bemühungen steht immer die Steigerung der Qualität im Einsatz. Im Übrigen bin ich aufgrund unserer guten Erfahrungen mit dem ersten Erdgasfahrzeug überzeugt, dass sich diese fortschrittliche Art des Fahrzeugantriebs nicht nur bei den Feuerwehren in Deutschland weiter verbreiten wird.

ASUE

Bildunterschrift: Dipl.-Ing. Reinhard Ries, Leiter der Branddirektion Frankfurt/Main, und sein Dienstfahrzeug - ein erdgasbetriebener Volvo
(Bildquelle: ASUE)

Dass Foto ist abrufbar unter www.asue.de/downl_algem.htm,
den Text können Sie unter www.asue.de/aktuel.htm downloaden.




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