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Seit 1998 tobt einer der verheerendsten Kriege der Weltgeschichte im Kongo. Die in New York ansässige Hilfsorganisation International Rescue Committee schätzt, daß er bisher über 1,7 Millionen Kongolesen das Leben gekostet hat. Doch vollkommen unbeeindruckt vom Gemetzel unter der Zivilbevölkerung gehen die rücksichtlose Ausbeutung und der Export der Rohstoffe des Kongo in die Industrieländer forciert weiter. Vor allem die Computer- und Handy-Industrie profitiert davon. Ihr Hunger nach dem in Koltanerz vorkommenden seltenen Element Tantal, das aufgrund seiner hohen Energiedichte und Hitzebeständigkeit ein beliebter Werkstoff für kleine elektronische Bauteile ist, heizt nicht nur den Abbau der kongolesischen Koltanerz-Lagerstätten an. Auch der Krieg werde mit jedem neuen verkauften Handy geschürt, warnen Michael Bond und Colette Braeckman im New Scientist (7.April 2001). Zwar gebe es Koltanerz auch in Australien, Brasilien, Kanada und Nigeria. Der Kongo jedoch verfüge über die größten Koltanerz-Vorkommen in der Welt. Wer diese Vorkommen besitzt oder kontrolliert, hat folglich eine Schlüsselposition in der internationalen High-Tech-Industrie und kassiert am weltweiten Handy-Boom kräftig mit. Derzeit kontrollieren die von Ruanda und Uganda unterstützten Freischärler die fast ausschließlich im Osten Kongos liegenden Tantal-Lagerstätten. Wie die Washington Post annimmt, kaufen die multinationalen Rohstoffkonzerne das Erz direkt von den Rebellengruppen, egal welche Gruppe gerade die Abbaugebiete im Kongo erobert hat. Die zwei größten Verarbeiter von Tantal sind die US-Firma Cabot und die zum deutschen Bayer-Konzern gehörende H.C.Stark in Goslar. Ob diese Unternehmen am "blutigen" Tantal-Geschäft im Kongo beteiligt sind, ist kaum nachzuweisen. Informationen des Tantalum-Niobium International Study Center in Brüssel zufolge, sei es zu schwierig die Handelsströme von Afrika genau aufzudecken. Die Folgen dieser Tantal-Ausbeutung trägt nicht nur die vom "Rohstoffkrieg" betroffene Zivilbevölkerung. Wie die internationale Naturschutzunion (IUCN) am 19. März 2001 meldete, seien über 10.000 Erzsucher in den als Gorilla-Reservat bekannten Kahuzi-Biega-Nationalpark sowie in des Okapi-Wildtierreservat eingedrungen, um die dortigen Vorkommen an Koltanerz auszubeuten. Da sich die illegalen Eindringlinge zum Großteil von der Jagd ernähren, fürchtet die IUCN um die Wildtierbestände der beiden Reservate. "Bergbau, zusammen mit der Präsenz so vieler Menschen, die nach Essen suchen, ist", so IUCN-Mitarbeiter David Sheppard, "eine ernste Bedrohung für die Ökologie dieser Gebiete und eine deutliche Verletzung der Unesco-Prinzipien für Welterbestätten." Dies alles stört den World Wide Fund for Nature (WWF) in Deutschland nicht, für Handys die Werbetrommel zu rühren. Er startete Anfang des Jahres mit "handy.de", dem, so der WWF, grossen Internet-Portal rund ums Handy, eine ganz besondere Aktion: "Auf der Internetseite www.handy.de kann sich jeder (für 5 Mark) das WWF-Logo auf das Handy-Display laden. Ganz einfach per SMS!" Der WWF-Panda ersetze das langweilige Betreiberlogo von D1, D2, E-Plus oder Viag Interkom... So wirbt die Naturschutzorganisation für ein Produkt, das indirekt genau das zerstört, wofür der WWF einen Teil seiner eingenommen Spenden in der Vergangenheit ausgegeben hat. Denn der nun durch die Tantal-Gier der High-Tech-Industrie bedrohte Kahuzi-Biega-Nationalpark wurde auch mit Hilfe des WWF eingerichtet und unterhalten - auf Kosten der dort ursprünglich lebenden Twa-Pygmäen, die im Namen des Naturschutzes aus dem Nationalpark entfernt wurden. Ist die neue WWF-Handy-Werbung nur dumme Kurzsichtigkeit oder eiskalte, lediglich auf fette Spendengewinne ausgerichtete Berechnung? Wäre es nicht besser und ehrlicher, wenn der WWF, statt mit dem Mobilfunk zu paktieren, in seinen Pressemitteilungen die Wahrheit schreiben würde: Vorsicht vor Handys, Handys zerstören Regenwald und killen Gorillas? Mehr Informationen zum Kahuzi-Biega-Nationalpark liefert das aktuelle Buch: "Heading Towards Extinction - Indigenous Rights in Africa: The Case of the Twa of the Kahuzi-Biega National Park, Democratic Republic of Congo", von Albert Kwokwo Barume, der International Work Group for Indigenous Affairs (IWGIA) und dem Forest Peoples Programme (ISBN 87-90730-31-3). Es ist zu beziehen bei: International Work Group for Indigenous Affairs (IWGIA), Classensgade 11 E, DK 2100 - Kopenhagen, Dänemark, Fax 0045-35270507, Email: iwgia@iwgia.org / www.iwgia.org.< Über die Rohstoffpolitik der USA im Kongo informiert das World Policy Institute, New School University, 66 Fifth Avenue, 9th fl., New York, NY 10011, USA, Fax: 001-212-807-1153, Internet: www.worldpolicy.org.< ----------------------- (Abdruck des Textes nur mit Genehmigung des Autors) Autor: Norbert Suchanek Siemensstr.13 D-84513 Töging am Inn E-Mail: N.SUCHANEK@AMAZONAS.comlink.apc.org
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