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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D -80999 München
Rubrik:Umweltschutz    Datum: 13.08.1999
Wasser sparen bleibt wichtig
Erst ertrinken - dann verdursten
Jahrhundertfluten vor zwei Jahren an der Oder, im Mai an Bodensee, Amper, Isar, Inn und Donau. Die Fernseh-Meteorologen sind vorsichtig und vermeiden es von "menschengemachtem Hochwasser" zu reden. Die Erforscher der Globalen Klimaerwärmung hingegen sind weniger zimperlich. Denn die zunehmenden Überschwemmungen passen perfekt in ihre Berechnungen. Seit Jahren gehen die meisten Alpengletscher nachweislich deutlich aufgrund der globalen und lokalen Erwärmung in der Alpenregion zurück. Vermehrtes Schmelzwasser - durch Abschmelzen der Gletscher und winterlicher Schneeberge - plus heftige Regenfälle müssen zwangsläufig zu Hochwasser führen. Kommen Abholzung oder Waldsterben, die Verbauung von Flüssen und Überschwemmungszonen hinzu ist die Hochwasserkatastrophe perfekt.

Wer glaubt, daß sich durch das kurzfristig vermehrte Wasserangebot wenigstens die Trinkwassersituation verbessert, befindet sich auf dem Holzweg. Zum einen führen die Hochwasser leider auch zu erheblichen Gewässerverunreinigungen. Denn Kläranlagen laufen über, Giftstoffe werden aus überschwemmten Kellern, Garagen, Gewerbebetrieben und lecken Öltanks mit den Wassermassen fortgetragen, auf überschwemmte Felder gebracht oder letzten Endes ins Meer gespült. Zum anderen folgt dem Hochwasser die Trockenheit. Denn je schneller das Wasser abfließt, destoschneller ist es weg. Ein mögliches Klimaszenerio der Treibhausforscher geht nämlich davon aus, daß wenn die gesamten Gletscher des Alpenraums abgeschmolzen sind, auch die Flüsse nach und nach immer weniger Wasser führen werden. Trotz Zunahme, besonders heftiger Unwetter wird das Klima dank möglicher, längerer Hitzeperioden nördlich der Alpen trockener werden. Weniger Wasser in den Flüssen hatschließlich eine Absenkung des Grundwassers zur Folge. Das uns wahrscheinlich bevorstehende Klimaszenario läßt sich in einem Satz so beschreiben: Erst werden wir ertrinken, dann verdursten.

UNEP ruft zum Wassersparen auf
Damit es letztlich doch nicht so schlimm kommt, ist künftig neben dem Energiesparen auch in unseren Breiten das Wassersparen angesagt. Dies ist auch ein Grund, weshalb die Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) alljährlich den 22. März zum Welttag des Wassers ausruft.
Nüchterne Wissenschaftler rechnen mit einer Weltweiten Wasserkrise in den kommenden 25 bis 50 Jahren. Grund ist die fortschreitende Zunahme der Weltbevölkerung bei gleichzeitigem doppelt so schnellem Ansteigen des Wasserverbrauchs pro Kopf. Laut UNO befinden wir uns aber schon längst in einer Wasserkrise. Denn bereits jetzt sterben jährlich 5,3 Millionen Menschen aufgrund von unsicherem, verseuchtem Trinkwasser. Alle 8 Sekunden geht ein Kind aufgrund einer durch Wasser übertragenen Seuche zu Grunde. Insgesamt haben 80 Prozent der Infektionskrankheiten in Entwicklungsländern ihren Ursprung in verseuchtem Wasser. Diese Zahlen werden noch zunehmen, warnt die UNO. So werden - wenn nichts dagegen unternommen wird - bis zum Jahr 2025 etwa 2,3 Milliarden Mens chen keinen Zugang zu sauberem, trinkbarem Wasser haben. Die meisten Menschen ohne sicherem Trinkwasser werden dann in den Städten leben. So gab es 1950 noch weniger als 100 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern. Bis zum Jahr 2025 werden es weltweit 650 Millionenmetropolen sein.

Kommen Wasser-Kriege?
Auch wenn es für viele angesichts der großen Weltmeere nicht leicht verständlichist: Die Ressourcen an frischem Wasser sind beschränkt. Die Hydrologen schätzen,daß die globale Trinkwassermenge etwa eine Million Kubikmeter beträgt. Diese Menge hat im 17. Jahrhundert bei einer Weltbevölkerungs von rund einer Milliarde bequem ausgereicht. Auch bei zwei Milliarden Menschen zu Anfang des 20. Jahrhunderts war diese Wassermenge ausreichend. Doch jetzt bei sechs Milliarden Menschen ist die zur Verfügung stehende Trinkwassermenge an ihrem Limit. In vielen Regionen der Erde werden die Frischwasserressourcen bereits übernutzt. Was wird sein, wenn die Weltbevölkerung im Jahr 2025 nochmals um drei Milliarden auf neun Milliarden Menschen angewachsen ist? Kriege um Wasser?
Im Nahen Osten haben wir seit 1967 einen Wasserkrieg zwischen Israel, Syrien undJordanien. Es wird zwar meist nicht erwähnt, aber bei den Friedensverhandlungen zwischen Palästinensern und Israelis geht es vor allem auch um die Wasserressourcen in den palästinensischen Gebieten, die seit 1967 unter der Kontrolle Israels sind. Weitere Konflikte um Wasser sind abzusehen. Laut UNO müssen sich derzeit mehr als 100 Länder Wasserressourcen, Flüsse oder Seen teilen. Die Professorin Judith Rees von der London School of Economics and Political Science hat wenig Hoffnung auf eine vernünftige Lösung der weltweiten Wasserprobleme: "Die echte Wasserkrise ist", sagt sie, "daß wir wahrscheinlich nicht fähig sind, die notwendigen politischen, ökonomischen und institutionellen Änderungen rechtzeitig durchzuführen."

Vielleicht ist die Politikwissenschaftlerin aber auch zu pessimistisch. Der Einzelne hat es zwar nicht in der Hand, die gegenwärtige und zukünftige Wasserkrise alleine zu lösen. Doch kleine Schritte führen vielleicht auch zum Ziel. Die Nutzung von Regenwasser als Brauchwasser imHaushalt zum Beispiel. Oder der Einbau einer modernen Kompost-Toilette, die gänzlich ohne Wasser auskommt. Hilfreich ist auch, wenn in Gemeinde, Stadt und Land darauf gedrängt wird, keine Flächen mehr zu versiegeln. Dies dient nicht nur dem Auffüllen des Grundwassers, sondern hilft gleichfalls kommende Hochwasser zu vermindern. Und das nächste Hochwasser kommt bestimmt.



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