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Presse-Stelle:  Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, D-14193 Berlin
Rubrik:Land und Gartenbau    Datum: 09.03.2001
Eine umwelt- und naturschutzgerechte Landwirtschaft braucht gesellschaftlichen Rückhalt
Ökologischer Landbau - Leitbild der Landwirtschaft der Zukunft Pressemitteilung des Bundesamtes fuer Naturschutz und Umweltbundesamtes
Die derzeitige agrarpolitische Diskussion muss zu einer Neubewertung der Landwirtschaft in der Gesellschaft genutzt werden. Nur von den Landwirten oder den Politikern eine "Agrarwende" zu fordern, ist zu kurz gedacht. Lebensmittelverarbeiter, Handel und Verbraucher sind ebenso gefragt. "Nur wenn allen klar ist, dass eine naturgerechte Landwirtschaft auch die Unterstuetzung an der Ladentheke erhaelt, wird die Agrarwende gelingen", erklaerten die Praesidenten des Umweltbundesamtes (UBA) und des Bundesamtes fuer Naturschutz (BfN), Prof. Dr. Andreas Troge und Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, heute in Berlin und Bonn.

Um einen schrittweisen Ausbau des oekologischen Landbaus und eine umwelt- und naturschutzgerechte Bewirtschaftung auch in der konventionellen Landwirtschaft zuegig zu erreichen, muss die Agrarpolitik nach Ansicht von BfN und UBA die richtigen Rahmenbedingungen setzen. "Dazu gehoert die grundsaetzliche Neuausrichtung und Oekologisierung der gesamten EU-Agrarpolitik sowie die Veraenderung der bisherigen Subventionspraxis fuer die Landwirtschaft in Deutschland und Europa", erklaerten die beiden Praesidenten. Die Bundesregierung und die EU-Agrarpolitik sollten sich dabei als Vorreiter der neuen Entwicklung verstehen und damit der Bevoelkerung signalisieren, dass diese Kehrtwende breite Unterstuetzung braucht.

Der konventionelle Landbau belastet in vielfaeltiger Weise die Umwelt und nimmt die natuerlichen Ressourcen stark in Anspruch. Darauf haben auch das UBA und BfN seit Jahren hingewiesen. Doch Forderungen nach einem dringend erforderlichen Kurswechsel in der Landwirtschaft blieben weitgehend ungehoert. Beide Behoerden sind der Ansicht, dass der Ausbau des Marktanteils von oekologisch erzeugten Lebensmitteln innerhalb von zehn Jahren auf 20 % der Natur und Umwelt zugute kommt. Die Wende zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion ist auf eine Unterstuetzung der Landwirte angewiesen. Insgesamt geht es um die Integration von Umwelt- und Naturschutz entlang der gesamten Kette ueber die Landwirtschafts-, Umwelt- und Verbraucherpolitik. "Als erster Schritt muss die sogenannte gute fachliche Praxis der Landwirtschaft ergaenzt und weiterentwickelt werden - hierzu gibt es im BfN und UBA bereits Vorschlaege", sagte Prof. Vogtmann.

Und UBA-Praesident Troge ergaenzte: "Umwelt- und Verbraucherschutz sind nicht zu trennen. Deshalb ist eine umweltgerechte Landwirtschaft auch eine verbrauchergerechte Landwirtschaft".

Der Oekologische Landbau kommt dem Leitbild einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion am naechsten. Oekologischer Landbau ist allerdings mehr als nur der Verzicht auf Kunstduenger und synthetische Pflanzenschutzmittel. Die Umstellung eines landwirtschaftlichen Betriebes auf oekologischen Landbau geht nicht von heute auf morgen. Sie bedeutet einen grundlegenden Systemwechsel, denn die gesamte Betriebsorganisation und Art der Bewirtschaftung bis hin zum Absatz der Produkte muessen geaendert werden. Die Landwirte muessen dabei unterstuetzt und gefoerdert werden. Da vorerst noch der Grossteil der landwirtschaftlichen Flaeche konventionell bewirtschaftet wird, muessen die Umweltbelastungen dieser Betriebe so weit wie moeglich verringert werden. Ein wesentlicher Schluessel dazu ist die sogenannte gute fachliche Praxis, die in ihren Mindestanforderungen einen aehnlichen Charakter hat wie der Stand der Technik in der Industrie. Die gute fachliche Praxis muss unter Umwelt- und Naturschutzgesichtspunkten ergaenzt und weiterentwickelt werden. Dazu gehoeren:

· die Ueberpruefung und Nachbesserung der Duengeverordnung, · die Verschaerfung und der bessere Vollzug der Vorschriften zum Pflanzenschutz, · die Umsetzung der Vorschriften des Bundes-Bodenschutzgesetzes zur guten fachlichen Praxis · die Definition und Konkretisierung der guten fachlichen Praxis bei der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes, · das Verbot antibiotischer Leistungsfoerderer in der Tierhaltung und · der Verzicht auf den Einsatz gentechnisch veraenderter Organismen.

Eine neue Agrarpolitik kann und darf sich vor dem Hintergrund der Globalisierung auch im Bereich der Nahrungsmittelproduktion und auch aus Wettbewerbsgruenden nicht auf Deutschland beschraenken. Die gemeinsame Agrarpolitik der Europaeischen Union muss im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes weiter entwickelt und die gesamte agrarpolitische Subventionspraxis auf den Pruefstand gestellt werden. Kontraproduktive Agrarsubventionen, wie die Silomaispraemie oder die Subventionen der in der Landwirtschaft ein gesetzten Dieselkraftstoffe sollten europaweit abgeschafft werden. Direktzahlungen muessen an verbindliche Umweltauflagen gekoppelt und differenziert ausgestaltet werden. Die sogenannte zweite Saeule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die Foerderung der Entwicklung des laendlichen Raums - hierunter fallen unter anderem die Agrarumweltprogramme - sollten fortentwickelt, ausgebaut und finanziell wesentlich gestaerkt werden. Der Hinweis auf die europaeische Dimension der Agrarpolitik darf aber nicht den Blick auf die Handlungsmoeglichkeiten vor Ort versperren. Denn gerade intakte, regionale Kreislaeufe sind die Grundlage einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion und helfen die heute zurecht geforderte Transparenz ueber die Produktionsbedingungen herzustellen. Regionales Handeln unter globalen Zielen staerkt die Regionen und dient dem Umwelt- und Verbraucherschutz. Denn regional und umweltfreundlich erzeugten Qualitaetsprodukten und ihrer Vermarktung kommt insbesondere fuer die Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft eine wachsende Bedeutung zu. UBA und BfN foerdern bereits zahlreiche Initiativen vor Ort.


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