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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Gesundheit    Datum: 01.03.2001
Der Markt mit Nahrungsergänzungsmitteln boomt
Von Algenextrakten bis Vitaminpillen: Die Palette moderner Nahrungsergänzungsmittel ist lang und wird immer länger. Viele Menschen zeigen sich beunruhigt von den kleinen und großen Skandalen unserer industrieller Lebensmittelproduktion. Eine zunehmende Zahl von ihnen erhofft sich deshalb durch Nahrungsergänzungsmittel die Gesundheit, die sie durch unsere alltägliche Nahrung nicht mehr zu bekommen glauben.

Der Markt mit den Gesundheit und langes Leben versprechenden Pulvern, Pillen und Säften boomt mit einer zweistelligen Wachstumsrate. Schätzungsweise rund 3,5 Milliarden Mark geben die Bundesbürger derzeit jährlich für diese Produkte aus. Mediziner, Apotheken, Naturkosthändler und die Medien verdienen dabei kräftig mit. Fast wöchentlich laufen über den Nachrichtenticker Meldungen von neuen oder altbekannten Pflanzen, die irgendeine spezielle medizinische Wirkung haben. Und wenig später gibt es diese Pflanzen oder deren Wirkstoffe als Nahrungsergänzungsmittel im Handel.

Die Artischocke beispielsweise soll die Adern säubern und das schädliche LDL-Cholesterin im Blut senken. Aber muß der Mensch deshalb gleich Artischockensaft aus der Apotheke oder dem Reformhaus kaufen? Wäre es nicht besser, die Ernährungsgewohnheit ein bißchen umzustellen und sich künftig statt fettem Schinken nur noch Artischocken auf die Pizza legen zu lassen?

Ein anderer Wirkstoff, der uns vor Herzkrankheiten schützen kann, ist Folsäure. Natürlich gibt es Folsäure in Nahrungsergänzungsmitteln. Aber genauso können wir Folsäure alltäglich mit Vollkornprodukten und grünem Gemüse in ausreichendem Maße zu uns nehmen.

Zu viel C und E ist gefährlich

Besonders die Vitamine C und E sowie das Spurenelement Selen sind derzeit "in". Als sogenannte Antioxidantien und Radikalenfänger sollen sie nämlich vor verschiedenen Krebsarten, Alterserscheinungen und sogar Alzheimer vorbeugen. Vitamin C findet sich in zahlreichen Früchten, Vitamin E liefern beispielsweise Nüsse und Pflanzenöle, Selen wiederum gibts in Knoblauch und in Fisch. Aber natürlich gibt es die Radikalenfänger auch mehr oder weniger konzentriert in Nahrungsergän-zungsmitteln. Doch Vorsicht! Das Motto "Viel hilft viel" ist hier fehl am Platze. Während es über die Nahrung praktisch unmöglich ist, zu viel von den Vitaminen C, E und Selen aufzunehmen, kann dies über Vitaminpillen beispielsweise durchaus der Fall sein. Überdosen von Vitamin C aber können zu Durchfall führen, Überdosen von Vitamin E können Blutungen auslösen und zu viel Selen kann - so die amerikanische National Academy of Science - einem die Haare und sogar die Fingernägel kosten.

Daß Nahrungsergänzungsmittel - genauso wie die alltäglichen Nahrungsmittel - nicht vor Umweltgefahren und nicht vor schwarzen Schafen gefeit sind, zeigte im vergangenen Jahr das Journal of the American Medical Associa-tion. In den USA hatte eine Untersuchung von 22 Calzium-Präparaten ergeben, daß ein Drittel davon mit dem giftigen Schwermetall Blei belastet war. Woher diese Verunreinigung mit Blei stammte, habe sich aber nicht nachweisen lassen.

Die größten Profiteure des Booms mit Vitaminpillen- und Pülverchen sind übrigens die Pharma- und Chemiekonzerne. Die sechs Unternehmen Hoffmann-La Roche, BASF, Aventis Animal Nutrition, Takeda Chemical Industries, Eisai und Daiichi Pharma-ceutical kontrollieren über 80 Prozent des Weltmarkts mit Vitaminen. Vor kurzem wurden diese 6 Firmen in den USA zu einer Strafe in Höhe von rund 450 Millionen Mark verurteilt, weil sie sich untereinander über die Preise für ihre Vitamin-Produkte abgesprochen und so künstlich hoch gehalten haben.

Algen machen gesünder

Dies zumindest meint die Zeitschrift GEO. In ihrer Januar-Ausgabe bescheinigt GEO der Süßwasser-Grünalge Chlorella vulgaris eine positive Wirkung für das Immunsystem. Sie sei reich an Mineralstoffen, Aminosäuren, Vitaminen und Antioxidantien. "Wer zwei bis fünf Gramm davon am Tag schluckt, der stärkt damit sein Immunsystem." Die Alge werde inzwischen im sachsenanhalt-inischen Klötze in einer modernen Anlage in industriellem Maßstab produziert.

Industrielles Kombucha-Getränk ohne Wirkung

Kombucha ist eines der neuen Modegetränke, die - als Nahrungsergänzung - unsere Gesundheit und Fitness verbessern sollen. Hersteller preisen Kombucha gar als regelrechten Jungbrunnen oder Schönheitselixier an. Nun testete vergangenen Dezember das österreichische Verbrauchermagazin "Konsument" das "In"-Getränk. Ergebnis: Der Maßvolle Genuß von Kombucha sei unbedenklich. Besondere Wirkungen für Körper und Seele seien bei industriell hergestelltem Kombucha auch nicht zu erwarten. Wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DEG) feststellte, verliert Kombucha nämlich durch die industrielle Herstellung, bei der der Gärungsprozess durch Wärmebehandlung unterbrochen wird, um es länger haltbar zu machen, seine vitalen Eigenschaften. Die für Kombucha typischen und vital wichtigen Enzyme und lebenden Keime gehen durch die industrielle Herstellungsweise offensichtlich kaputt.

EU und Nahrungsergänzungsmittel
Die Europäische Kommission reagiert auf die zunehmende Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln innerhalb der EU und strebt eine Harmonisierung der Vorschriften für solche Lebens-mittelzusätze an. Grundsätzlich halten die EU-Experten allerdings diese Vitamin-Pillen und ähnliches für nicht notwendig für die Ernährung der Allgemeinheit. EU-Kommissar David Byrne: "Für uns steht fest, daß ein abwechslungsreiche Ernährung nach wie vor die beste Grundlage für eine gesunde Lebensweise ist."
Wer trotzdem manchmal unterstützend etwas braucht sollte auf gute Qualität achten.


Norbert Suchanek


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