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Presse-Stelle:  Deutscher Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände (DNR) e.V., D-53177 Bonn
Rubrik:Naturschutz    Datum: 12.12.2000
Deutscher Naturschutzring gegen Inbetriebnahme von Temelin
Anläßlich des Temelin-Gipfels in Melk appelliert der DNR-Präsident Hubert Weinzierl an die verantwortlichen Politiker in Prag und Brüssel, die Inbetriebnahme von Temelin unverzüglich zu stoppen.

Die Delegierten der Mitgliederversammlung des Deutschen Naturschutzringes, dem Dachverband der Deutschen Natur- und Umweltschutzverbände mit 5,2 Mio Mitgliedern, hatten am letzten Wochenende in einer Resolution die Besorgnis der deutschen Bevölkerung artikuliert. Der DNR appelliert an den EU-Kommissar Günter Verheugen, die Inbetriebsnahme von Temelin zum Prüfstein für den Beitritt der Tschechischen Republik zur EU zu werten.


Resolution Temelin

In Temelin (Südböhmen), 90 km von der deutschen Grenze entfernt, erbaut der tschechische Strommonopolist CEZ zwei Atomreaktoren mit einer Nettoleistung von je 912 MW. Der sowjetische Reaktortyp wird seit der Wende von der US-Firma Westinghouse, nach deren Ausstieg von der britischen Skandalfirma BNFL, nachgerüstet. Der Mix aus sowjetischem Reaktorbau und amerikanischer Leittechnik, der noch nirgends erprobt ist, wirft große Sicherheitsprobleme auf, über deren Details CEZ strenges Stillschweigen bewahrt. Ein ordentliches Genehmigungsverfahren hat es genauso wenig gegeben wie eine öffentliche Debatte der Sicherheit. Das AKW Temelin ist vermutlich noch unsicherer als deutsche Atomkraftwerke.

Bei den Tests zum bevorstehenden Probelauf traten bereits gravierende Störfälle mit Ventilen und Steuerstäben auf, alle 4 Hauptpumpen im Primärkreislauf fielen aus, die automatische Steuerung versagte. Der sowjetisch-amerikanische Technologie-Mix funktioniert nicht.

Ein SuperGAU in Temelin hätte hunderttausende von Opfern zur Folge. Große Flächen zwischen Prag, Wien und München wären für Jahrzehnte oder Jahrhunderte nicht bewohnbar. Diese Schäden sind nirgends versichert.

Der Höhepunkt der Täuschung: Da Strom sowohl im westlichen als auch im östlichen Ausland im Überfluß und sehr viel billiger zur Verfügung steht, muß CEZ den Atomstrom auf Kosten der tschechischen Stromkunden soweit heruntersubventionieren, dass er in Deutschland verkauft werden kann. Der deutsche Stromkonzern e.on zeigt wachsendes Interesse am tschechischen Billigstrom wie am Stromversorger CEZ.

Der DNR fordert daher die tschechische Regierung auf, die Testläufe sofort einzustellen und auf die Fertigstellung des gefährlichen Milliardengrabes zu verzichten.

Der DNR fordert die Bundesregierung auf, sich mit der gleichen Konsequenz wie Österreich gegen die Inbetriebnahme des AKW Temelin zu wehren. Die Bundesregierung muß auf Einhaltung des deutsch-tschechischen Umweltabkommens dringen. Der DNR fordert die Bundesregierung auf, ein atomrechtliches Genehmigungsverfahren und eine umfassende UVP mit Öffentlichkeitsbeteiligung durchzusetzen.

Der DNR fordert die Bundesregierung auf, den von CEZ geplanten Stromexport zu Dumpingpreisen als Verstoß gegen den Vertrag von Maastricht und die Wettbewerbsregeln zu bewerten und dafür zu sorgen, dass die EU entsprechend tätig wird.

Weitere Informationen:
Helga Inden-Heinrich, stv. DNR-Generalsekretärin, Tel. 0228/35 90 05




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