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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Soziales u. Gesellschaft    Datum: 01.12.2000
Kinder in einer kinder-/gewissen-losen Gesellschaft
von Norbert Suchanek

Das Internet ist voll von Kinderpornographie; der CSU-Freistaat Bayern verordnet den Kindern im Gegenzug eine "Internet-Offensive" und jeder Schule freien Zugang zur tollen virtuellen Welt. Statt sinnvollem und ausreichendem Sportunterricht gibt's Sitzplätze vor der Internet-Glotze. Lehrer, die lediglich ein paar Internet-Stunden zusätzlich genommen haben, sollen unsere Kinder zum Surfen im worldwideweb verführen.

Von fundiert und kritisch ausgebildeten Medienpädagogen, die den Kindern den sinnvollen Umgang mit der modernen Medienwelt beibringen und über die Gefahren von TV und Internet, von direkter sowie versteckter Werbung aufklären, ist in unseren freistaatlichen Schulen kein Spur. Stattdessen fordert ein ehemaliger CDU-Forschungsminister - als Antwort auf Forderungen von Seiten der High-Tech-Branche nach billigen Internet-Lohn-Sklaven - "Kinder statt Inder". Daß Familien mit mehr als einem Kind immer öfter in die Sozialhilfe abrutschen und unsere Straßen dank zu vieler Blechkisten - egal ob mit Benzin-, Diesel-, Elektro-, Rapsöl- oder Wasserstoff-Motor - für Kinder lebensfeindlich, weil lebensgefährlich geworden sind, ist unserer Politiker- und Wirtschafts-"Elite" kein Slogan und kein Aktionsprogramm wert. Wie paßt all dies Zusammen? Sind bei uns Kinder nur noch im Internet - sowohl als Opfer als auch als Konsumenten - gefragt?

Geh' spuck den Schnuller aus...

Die Ärzte schlugen in diesem Jahr Alarm. Die kleinsten unserer Bundesrepublik leiden wie noch nie zuvor an Bewegungsarmut und daraus resultierenden Krankheiten. Die Warnung stieß in unserer Regierung auf praktisch taube Ohren. Die gleiche Haltung spiegelt sich in den meisten der für Kinder hergestellten, konventionellen Industrie-Produkte wieder. Angefangen bei Schnullern. Alle von Öko-Test (2/2000) untersuchten Silikon-Schnuller enthielten beispielsweise lösliches Platin. Das Schwermetall ist ein technischer Katalysator, kann Allergien auslösen und hat im Mund von Säuglingen eigentlich nichts verloren. Am Kinder-Popo wiederum hat TBT (Tributylzinn) nichts verloren. Und dennoch findet sich der als Biozid in Schiffsanstrichen bekannte Giftstoff - laut Greenpeace - in Pampers und anderen Babywindeln. Wieso glauben unsere hochbezahlten Industrie-Manager und Produktingenieure, daß die Hintern unserer Kleinkinder einen "Schiffsanstrich" nötig haben?

Der schlimmste Feind der Kinder ist des Deutschen liebstes Kind

Beginnt das Kind damit, sich auf die eignen Füßen zu stellen, geht der schleichende "Vergiftungsprozeß" weiter. Allzuviele der modernen Kinderschuhe sind mit dem Krebs erregenden Schwermetall Chrom, aromatischen Aminen oder gar mit Pentachlorphenol belastet. Wenn es dann später künstlerisch tätig wird, bekommt unser Kind Kinderfarben und damit oft eine weitere Dosis gefährlicher Chemikalien. Die überwiegende Mehrheit der auf dem Markt befindlichen Kinderfarben enthalten nämlich gesundheitlich bedenkliche halogenorganische Verbindungen. Doch damit ist die Industrie noch lange nicht am Ende. Sie hat noch etliche Ideen und Substanzen auf Lager, mit denen sie die Zukunft unserer Sprößlinge seit Jahren vergiftet.

Wer glaubt, die Furcht vor diesem bißchen Chemie, sei übertrieben, sollte bedenken: Zu diesem Chemie-Cocktail allein aus Kinderprodukten kommt das Sammelsurium von "modernen" Schadstoffen aus Möbeln, Teppichböden, Textilien, Laminatböden, aus chemie-intensiver Landwirtschaft, aus Industrieschloten, gechlorten Hallenbädern, aus Müllverbrennungsanlagen und vor allem aus den Autoabgasen hinzu. Denn des Deutschen liebstes Kind ist unserer Kinder schlimmster Feind - und das nicht nur wegen Tausender überfahrener Kinder jährlich: Allergien wie Asthma, Heuschnupfen und Neurodermitis nehmen nachweislich seit vielen Jahren stetig zu. Nach Ansicht von Umweltwissenschaft und Allergie-Experten ist das Auto der Hauptschuldige dafür. So ergab, laut Öko-Test-Ratgeber (1/2000), eine jüngste Studie des Instituts für Umwelthygiene der Universität Düsseldorf und des Münchner Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit: "Kinder, die an stark befahrenen Straßen wohnen, leiden deutlich häufiger an Heuschnupfen, Hausstaubmilbenallergien oder anderen Überreaktionen des Immunsystems als Altersgenossen, die in verkehrsärmeren Gegenden leben."

Alles in Allem betrachtet scheint es so, als wolle unsere Gesellschaft auf Internet komm raus Frührentner produzieren. Dabei sollten doch unsere Kinder, laut Generationenvertrag, eigentlich in Zukunft unsere Renten zahlen? Doch keine Angst, auch dafür gibt es neuerdings regierungsamtliche, rot-grüne Abhilfe: Die schleichende Aufkündigung des Generationenvertrag und die Einführung privater, persönlicher Altersabsicherung durch private Rentenversicherungen. Dies ist ein Rückfall in die kapitalistische Steinzeit, denn langfristig könnte dies bedeuten, daß jeder für seine Altersversorgung selbst verantwortlich ist. Die Solidarität zwischen den besser- und den weniger gut verdienenden wird aufgekündigt, die Schere zwischen Reich und Arm wird weiter auseinandergetrieben. Besser wäre eine sinnvolle Ausbildung unserer Kinder und gesündere Produkte. Doch damit läßt sich der Aktienwert der Aktiengesellschaften und damit das davon abhängende Gehalt der Spitzen-Manager und Vorstandsvorsitzenden nicht steigern. Die nur dem "Mehrwert" verpflichtete private Rentenfonds allerdings, die weltweit an den Börsen als Großinvestoren auftreten, steigern das Aktiengeschäft.

...und wo bleibt das Positive? Weiß der ...

Doch Schluß mit dem Negativen, es gibt auch Positives: Nachdem in Skandinavien längst PVC-Spielzeug verboten war, das gesundheitsschädliche Weichmacher (Phthalate) enthält, erließ nun endlich auch in diesem Jahr unsere rotgrüne Bundesregierung (Dank an Gesundheitsministerin Fischer) ein seit 9. März 2000 wirksames Verbot für Baby-Spielzeug aus Weich-PVC. Bis 1. Juli 2000 durften die Geschäfte aber - aus Übergangsgründen - noch die gesundheitsschädlichen Beißringe und Qietschtierchen an unsere Kleinen verkaufen. Ganz werden wir das PVC-Spielzeug mit Phthalaten in Deutschland allerdings erst im nächsten Jahr los. Denn gesundheitsschädliches PVC-Spielzeug, das nicht ausschließlich für Babies produziert wurde, darf noch bis 1. Oktober 2001 bei uns verkauft werden. Diese Regelung macht gesundheitspolitisch aber wenig Sinn. Warum etwas erst morgen verbieten, das bereits heute gesundheitsschädlich ist? Außerdem gibt es nicht nur Ein-Kind-Familien in Deutschland. In einem durchschnittlichen Haushalt mit mehreren Kindern herrscht aber in der Realität ein buntes durcheinander von Spielzeugen für verschiedene Altersstufen. Es ist unrealistisch zu glauben, daß Kleinkinder erst auf die Altersangabe eines Spielzeugs schauen, ehe sie es zum natürlichen Testen in den Mund schieben? Haben selbst bei einem an sich längst überfälligen Gesundheitsvorsorge-Gesetz wiedereinmal wirtschaftliche Interessen Vorrang vor der Gesundheit der Kinder? Aber halt. Wo bleibt denn da das Positive. Weiß der Teufel...

Da es bekanntlich "nichts Gutes gibt, außer man tut es", sind letztlich wieder wir erwachsene Konsumenten gefragt. Wollen wir unseren Kindern eine positive Zukunft schenken, müssen wir ständig mißtrauisch sein und nur die Produkte auswählen, die am unbedenklichsten wie möglich sind.<

Kein Handy in Kinder-Hände
Kinder sollten die Hände von "Handys" lassen. Dies meint eine britische Expertenkommission. Grund: "Wenn es gegenwärtig unbekannte negative Folgen für die Gesundheit durch die Benutzung von Mobiltelefonen gibt, dann können Kinder aufgrund ihres sich noch entwickelnden Nervensystems, der größeren Energieaufnahme durch die Kopfhaut und einer längeren Aussetzung während ihres Lebens gefährdeter sein."<


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