Ein Service von
www.ECO-World.de
 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Fachzeitschrift MüllMagazin Rhombos-Verlag, D-10785 Berlin
Rubrik:Umweltschutz    Datum: 16.08.2000
Kommission befragt Öffentlichkeit zum Thema PVC und Umwelt
Grünbuch vorgelegt
Brüssel. Die Europäische Kommission hat zum ersten Mal ein Grünbuch zur Umweltproblematik von PVC vorgelegt. Es wurde auf wissenschaftlicher Grundlage verfaßt und beleuchtet auch die mit dem Thema verbundenen Gesundheitsaspekte. In dem Papier wird beschrieben, auf welche Weise die von PVC verursachten Umweltprobleme so bewältigt werden können, daß eine nachhaltige Entwicklung erreicht wird.

Wie die Kommission am 26. Juli 2000 mitteilte, sind die beiden Hauptprobleme die Verwendung von Additiven wie Blei, Cadmium und Phthalaten und die Entsorgung von PVC-Abfällen. Um bis Anfang 2001 eine umfassende Strategie der Gemeinschaft erarbeiten zu können, wendet sich die Kommission jetzt mit diesem Grünbuch an die europäische Öffentlichkeit. Alle interessierten Kreise sind aufgefordert, über das Grünbuch zu diskutieren und bis Ende November zu ihm Stellung zu nehmen. Eine öffentliche Anhörung soll im Oktober stattfinden. Alle zum Thema notwendigen Informationen befinden sich im Internet unter der Adresse http://europa.eu.int/comm/environment/pvc/index.htm .

Die Kommissarin für Umwelt, Margot Wallström, und der Kommissar für Unternehmen, Erkki Liikanen, begrüßen das von der Kommission vorglegte Grünbuch zur Umweltproblematik von PVC. Frau Wallström: "Die Menge der PVC-Abfälle wird bis 2020 voraussichtlich um 80 Prozent zunehmen. Das ist ein Problem, mit dem wir uns bereits heute befassen müssen. Das Grünbuch ist ein wesentlicher Schritt in diese Richtung. Mit ihm wird zum ersten Mal die europäische Öffentlichkeit über PVC befragt, einen der meistverwendeten Kunststoffe. Wir erwarten Stellungnahmen von der Industrie, von nichtstaatlichen Organisationen, vom Europäischen Parlament und von den Mitgliedstaaten."
Und Herr Liikanen fügt hinzu: "Wir müssen uns auch mit den durch PVC-Additive verursachten Umweltproblemen beschäftigen. Es ist in diesem Stadium wichtig, den verschiedenen im Grünbuch genannten Optionen gegenüber aufgeschlossen zu sein. Zur Umsetzung einer Gemeinschaftsstrategie für PVC steht eine Reihe von Maßnahmen zur Verfügung, die im Konsultationsprozeß alle geprüft werden müssen."

PVC ist einer der meistverwendeten Kunststoffe. 1998 wurden in Europa 5,5 Millionen Tonnen davon erzeugt. Hauptanwendungsbereich von PVC ist der Bausektor, auf den 57 Prozent des Gesamtverbrauchs entfallen. Weitere große Anwendungsbereiche sind Verpackungen, Haushaltsartikel und Kraftfahrzeugteile.
Im Grünbuch werden die wesentlichen Umweltprobleme dargestellt, die von PVC verursacht werden. Die Ergebnisse basieren auf einem dreijährigen Untersuchungsprogramm. Zu diesem Anlaß hatte die EU-Kommission fünf Studien zu den technischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekten des PVC-Lebenszyklus in Auftrag gegeben. Themen der Studien waren mechanisches Recycling, chemisches Recycling, Deponierung, Verbrennung und die wirtschaftlichen Auswirkungen der verstärkten Nutzung anderer Entsorgungstechniken als der Verbrennung. Die Studien finden sich im Internet unter der Adresse http://www.europa.eu.int/comm/environment/waste/facts_en.htm . Damit kommt die Kommission einer Verpflichtung nach, die sie in ihrem Vorschlag für eine Richtlinie über Altfahrzeuge [KOM(97) 358 endg.] vom Juli 1997 eingegangen ist.

Verschiedene Aspekte der Umweltbelastung durch PVC werden im Grünbuch ausführlich behandelt, beispielsweise die PVC-Industrie und ihre Produkte sowie PVC-Additive und die Behandlung von PVC-Abfällen (insbesondere Recycling, Verbrennung und Deponierung).
Ferner werden politische Optionen zur Diskussion gestellt, und es werden Fragen zu allen erkannten spezifischen Problemen behandelt. Eine Reihe von Fragen betrifft die Verwendung bestimmter PVC-Additive, speziell Blei- und Cadmiumverbindungen und Phthalate. Blei- und Cadmiumverbindungen werden als Stabilisatoren verwendet, sie sollen einer Verschlechterung der Materialeigenschaften durch den Einfluß von Wärme und Licht vorbeugen. Es geht um mögliche Maßnahmen zur Minderung der Umwelt- und Gesundheitsrisiken, die von diesen Additiven ausgehen, und den Zeitplan für ihre Durchführung.

Weitere Fragen betreffen die Behandlung von PVC-Abfällen. Rund 3,6 Millionen Tonnen Alt-PVC fallen jährlich in Europa an. Für die nächsten 20 Jahre wird eine Zunahme dieser Menge um etwa 80 Prozent erwartet. Grund dafür ist die lange Lebensdauer bestimmter PVC-Produkte, die in den 70er und 80er Jahren hohe Marktanteile erlangten. In dem Grünbuch werden mögliche Maßnahmen angesprochen und geprüft, mit deren Hilfe die Behandlung von PVC-Abfällen in den verschiedenen Abfallströmen im Einklang mit der Gesamtstrategie der Gemeinschaft verbessert werden kann.
Außerdem werden im Grünbuch mögliche Maßnahmen beschrieben, die in einer Gemeinschaftsstrategie für PVC obligatorisch oder auf freiwilliger Basis durchgeführt werden könnten. Die europäische PVC-Industrie hat sich bereits freiwillig auf den Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet. In dieser Verpflichtung geht es unter anderem um die Reduzierung der Verwendung bestimmter Schwermetalle als Stabilisatoren, das mechanische Recycling bestimmter Siedlungsabfälle und die Entwicklung neuer Recyclingtechniken. Umgesetzt werden soll diese Verpflichtung ab 2001.
Am Ende des Konsultationsprozesses kann die Kommission auch Rechtsakte vorschlagen, wie etwa eine PVC-Richtlinie, oder eine Kombination rechtlicher und politischer Instrumente wie die Anpassung bestehender Richtlinien, Empfehlungen an die Mitgliedstaaten und weitergehende freiwillige Verpflichtungen.

(Quelle: Pressemitteilung der Kommission, IP/00/838)
Abfallwirtschaftlicher Informationsdienst, Nr. 3/2000, RHOMBOS-VERLAG


Lesen Sie weiter auf www.ECO-World.de, dem Portal für ein bewusst genussvolles Leben & ökologisch nachhaltiges Handeln.