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Rubrik:Gesundheit    Datum: 11.04.1999
Die Qualität unserer Innenraumluft
Welche Risiken kann man vermeiden
Jeder von uns geht im täglichen Leben eine Reihe von Risiken ein. Autofahren, Fliegen, Biologische Luftschadstoffe

Ein altbekanntes, aber vernachlässigtes ProblemSport, und die Tatsache, dass wir der Umweltverschmutzung ausgesetzt sind, gehören dazu. Alle Risiken haben einen unterschiedlichen Grad an Gefahr für unser Leben. Manche sind unvermeidbar, andere nehmen wir in Kauf, weil wir sonst unser Leben nicht in der Art und Weise führen könnten, wie wir das wollen. Es gibt aber auch Risiken, die wir vermeiden könnten, wenn wir sie kennen würden und eine Wahl hätten! Die Qualität unserer Innenraumluft gehört dazu.

Begriffsbestimmung:

Neudeutsch werden biologische Luftschadstoffe als Microbial Volatile Organic Compounds (MVOC) bezeichnet, was frei übersetzt "Flüchtige Organische Verbindungen aufgrund mikrobieller Aktivität" bedeutet. Diese Begriffsbestimmung wurde in Anlehnung an die bereits länger in der Diskussion befindlichen Volatile Organic Compounds (VOC) gewählt. Letztere haben ihre Ursache hauptsächlich in der Ausgasung von Schadstoffen aus Einrichtungsgegenständen und Baustoffen.

Aus der Begriffsbestimmung wird die Ursache der MVOC bereits deutlich: Es handelt sich um Schadstoffe, die durch das Wachstum von Pilzen und Bakterien in unseren Wohnungen und Häusern entstehen. Wie jeder lebende Organismus haben auch Pilze und Bakterien einen Stoffwechsel, sie nehmen Nahrung auf und geben gewissermassen Abfallprodukte ab. Bei diesen Abfallprodukten handelt es unter anderem um höhere Alkohole, die in die Umgebungsluft übergehen. Eigentlich benutzen Pilze und Bakterien diese Alkohole zu ihrem Schutz, zur Abgrenzung ihres Territoriums gegenüber "gefrässigen" Nachbarn. Wenn sie aber in Innenräumen wachsen, können sie sehr unangenehm werden.

Das Problem ist nicht neu...

Ein schwedisches Buch "Allgemeine Gesundheitspflege" schreibt im Jahr 1899: "In früheren Zeiten hatte man so viel Angst vor Schimmel im Haus, dass man eine schimmelige Wohnung so lange als völlig unbewohnbar betrachtete, bis sie vollständig gereinigt war. (...)Ein Haus mit schimmeligen Wänden soll von der Pest besessen sein, und wenn die Schimmelflecken, nachdem sie einmal entfernt worden waren, wieder auftauchten, wurde das Haus abgerissen oder verlassen."

Anfang des 19. Jahrhunderts war man sich der Schimmelproblematik derart bewusst, dass man anfing, Häuser auf Streifenfundamenten zu bauen, um das Problem der aufsteigenden Feuchtigkeit zu beseitigen. Ausserdem wurden diese Fundamente (passiv) belüftet und akribisch frei von organischen Substanzen gehalten, dass "sich ungesunde Dünste" (nicht) "in die darüberliegenden Räume einschleichen".

...wird aber wieder akut

Mit der Einführung modernen Baustoffe schien das Problem kein Problem mehr zu sein und geriet in Vergessenheit. Es zeichnet sich jedoch ab, dass wir umdenken müssen, denn gerade die modernen Baustoffe und Bauweisen sind es, die das Problem heute wieder akut werden lassen. Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe:

Es wird schneller gebaut.
Wurde ein (Massiv-)Haus vor etwa 10 Jahren über einen Zeitraum von 18-24 Monaten gebaut und blieb in der Regel einen Winter über im Rohbau stehen ("Das Wasser muss 'rausfrieren"), wird ein Gebäude heute nach 6-9 Monaten Bauzeit bezogen mit der Folge überschüssigen Wassers.

Es wird mit mehr Wasser gebaut.
Schnelleres Bauen verlangt eine andere (bessere) Verarbeitbarkeit der Baustoffe. Bauen soll aber nicht nur schneller, sondern auch einfacher werden, damit auch ungelernte und damit billigere Arbeitskräfte eingesetzt werden können. Auch dies kann nur durch eine einfachere Verarbeitbarkeit erreicht werden. Dieser Forderung wird in der Regel durch einen höheren Wasseranteil genüge getan. Gleichzeitig werden den Baustoffen unterschiedlichen Zusätze als Fliessverbesserer und Konsistenzbildner zugegeben. Teilweise handelt es sich dabei um organische Stoffe, die gleichzeitig eine hervorragende Nahrungsgrundlage für Pilze und Bakterien bilden. Handelt es sich um anorganische Stoffe, sind ihre Auswirkungen hinsichtlich VOC meist nicht geklärt.

Es wird zunehmend dichter gebaut
Konnte überschüssiges Wasser früher durch "zugige" Fenster oder diffusionsoffenes Mauerwerk nach aussen abgeführt werden, fällt dieser Weg durch Abdichtungsmassnahmen heute nahezu vollständig weg. Im Sinne der Energieeinsparung schliessen Fenster völlig luftdicht und das Mauerwerk ist durch Dämmstoffe oder Putze aus Kunststoffen nicht mehr atmungsfähig.

Was ein Pilz zum Leben braucht

Pilze und Bakterien sind äusserst spartanisch, was ihre Lebensgrundlage angeht. Drei Dinge müssen vorhanden sein:

Sie brauchen eine Temperatur von 18-25°C. Diese finden sie in Innenräumen ohnehin vor.
Sie brauchen Feuchtigkeit. Aus dem vorherigen Abschnitt geht hervor, dass diese Bedingung immer häufiger erfüllt ist.
Sie brauchen Nahrung. Dabei sind geringe Mengen organischer Substanz ausreichend, man denke nur an den schimmeligen Duschvorhang: Bereits geringe Seifenreste und Hautschuppen sind genug.
Daraus wird deutlich, dass Schimmel- und Bakterienbefall absolut nichts mit Unsauberkeit zu tun hat. Vielmehr sind die Sporen allgegenwärtig. Finden sie geeignete Lebensumstände, beginnen sie auch zu wachsen.

Bedeutung für die Bewohner

Im Grunde können durch eine Pilz- oder Bakterienbelastung drei verschiedene Krankheiten auftreten.

Die erste Form wäre eine Infektion mit den vorhandenen Pilzen oder Bakterien: Organismen, die auf den Baustoffen wachsen, wachsen auch auf oder in den Menschen. Diese Form der Erkrankung ist jedoch äusserst selten und tritt nur in Extremfällen (Immunschwäche) auf. Der Grund liegt darin, dass diese Mikroorganismen an das Leben auf Baustoffen und nicht auf oder in Warmblütern angepasst sind.

Die zweite Form ist die "allergische" Reaktion auf Sporen oder Stoffwechselprodukte. Allerdings ist der Begriff "allergisch" irreführend, denn es handelt sich in der Regel um eine Abwehr von krankmachenden Fremdstoffen durch das Immunsystem. Letzteres ist aber per definitionem keine allergische Reaktion, sondern eine Massnahme des Körpers zur Abwehr einer Infektion.

Während aber bei einer echten Infektion irgendwann "der Feind besiegt" ist, ist bei der vorliegenden ständigen Belastung nicht mit einem Abklingen der Krankheitssymptome zu rechnen. Daher muss der Körper ständig gegen den Einfluss ankämpfen mir der Folge von "diffusen" Krankheitsbildern wie Fieber, bleierne Müdigkeit, Kopfschmerzen und so weiter.

Ein Arzt stellt in der Regel höchstens geringe Entzündungszeichen fest, meistens diagnostiziert er jedoch, dass der Patient völlig gesund ist. Der Betroffene ist hingegen anhaltend krank und die ständige Abwehr führt zu einem intensiven Krankheitsgefühl und zu verminderter Leistungsfähigkeit.

Nach längere Einwirkungsdauer kann sich auch eine echte Allergie entwickeln.

Die dritte Krankheitsform ist schliesslich die Vergiftung durch mikrobielle Toxine. Insbesondere, wenn den Pilzen eine der drei Lebensgrundlagen (siehe oben) entzogen wird, reagieren sie extrem aggressiv mit der vermehrten Produktion giftiger Stoffwechselprodukte. Eine Sanierung eines Schimmel- oder Bakterienbefalls muss daher neben der Beseitigung der Ursache (in der Regel Feuchtigkeit) auch das Abtöten der Kultur mit geeigneten, schadstofffreien Mitteln beinhalten.

Problemstellung

Bemerkenswert ist dabei, dass Symptome auch dann auftreten, wenn in der Raumluft keine nennenswert überhöhte Konzentration an Schimmel- und Bakteriensporen nachgewiesen werden kann. Die Ursache für diese Diskrepanz liegt vermutlich in der Tatsache, dass die Sporen im Falle einer okkulten (versteckten, im Verborgenen liegenden) Schimmelpilz- oder Bakterienbelastung die Baumaterialien nicht überwinden können, sehr wohl aber deren Stoffwechselprodukte! Diese können durch Baustoffe hindurch diffundieren und zu einer erheblichen Belastung der Innenraumluft führen. Es zeichnet sich also ab, dass vielmehr die höheren Alkohole für die Krankheitssymptome verantwortlich sind, und nicht die Sporen!

Dieser Umstand ist in doppelter Weise alarmierend. Während ein offener Schimmelbefall in der Regel zu sofortigen Massnahmen führt oder zumindest eine Verbindung zwischen Befall und körperlichen Beschwerden hergestellt wird, kann eine versteckte Schimmelbildung über sehr lange Zeiträume zu einer Erkrankung der Bewohner führen, ohne dass diese eine Chance haben, die Ursache festzustellen. Die typischen Gerüche der Stoffwechselprodukte (Kartoffelkellergeruch) sind keine grosse Hilfe, denn der menschliche Geruchssinn arbeitet selektiv, das bedeutet: ist man einem Geruch längere Zeit ausgesetzt, wird er nicht mehr wahrgenommen.

Was getan werden kann

Glücklicherweise gibt es aber einige Stoffwechselprodukte, die von nahezu allen Schimmeln und Bakterien produziert werden. Diese können gewissermassen als Indikatoren benutzt und mit einer geeigneten Messtechnik festgestellt werden.

Ist eines dieser Stoffwechselprodukte vorhanden, kann zwingend von einem Schimmel- oder Bakterienbefall ausgegangen werden!

Diese Erkenntnisse verlangen, dass zu einer Innenraumdiagnostik zur Ursachenfeststellung von Erkrankungen eine Untersuchung hinsichtlich MVOC unbedingt hinzugehört



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