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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 01.07.2004
Fleisch für Mensch und Umwelt
Werbung für gesundes Bio-Fleisch ist sinnvoller als Werbung für "blinden" Fleischkonsum
Von Norbert Suchanek

Mit dem Slogan "Fleisch ist ein Stück Lebenskraft!" der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) wurden im Auftrag der Bundesregierung die westdeutschen Bürger ab 1967 zum täglichen Konsumenten von Fleisch und Wurst aus der Massentierhaltung erzogen. Als Folge davon ging es den meisten Bauern zwar nicht besser, aber dafür stiegen die neuen "Zivilisationskrankheiten" und Gesundheitskosten kräftig an, die Futtermitteltransporte aus Übersee erhöhten sich und die Zahl der in engen Ställen und Käfigen gequälten Rinder, Schweine, Hühner, Puten, Kaninchen nahm zu - BSE entstand.

Ob Mensch oder Tier: Die Verlierer dieser unsinnigen Kampagne für "blinden" Fleischkonsum lassen sich nur in Millionen zählen. Die tatsächlichen Profiteure dieser von den Konsumenten mitfinanzierten CMA-Werbestrategie hingegen muss man mit der Lupe suchen. Am ehesten findet man sie in höheren Managerkreisen der Werbe- und Nahrungsmittelindustrie sowie in den Vorstandsetagen des Agrobusiness.

Zu viel Zynismus? Oder Sozialneid, wie man heutzutage Kritikern der modernen Umverteilung von unten nach oben unterstellt? Nein! Es ist einfach eine nüchterne Bilanz, die leider auch heute noch stimmt. Denn weder CMA noch ihr Geldgeber, der Absatzförderungsfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft, eine Anstalt des öffentlichen Rechts, haben daraus gelernt. Das Geld des Absatzfonds erhebt übrigens die Bundesanstalt für Ernährung (BLE) in sogenannten Flaschenhalsbetrieben, wie zum Beispiel Schlachthöfen, Molkereien, Eierpackstellen, Zuckerfabriken, Ölmühlen oder Brauereien. Die Beiträge zum Absatzfonds belaufen sich im Durchschnitt auf 0,4 Prozent des Warenwertes, wobei die Flaschenhalsbetriebe diese "Werbe-Steuer" ihrerseits an die Lieferanten weitergeben. Doch zurück zur CMA, die jährlich rund 100 Millionen Euro in Werbekampagnen "verbraten" oder verschleudern darf.

Auch 2004 werbe sie massiv für den undifferenzierten Verzehr von Fleisch, kritisiert die in Berlin ansässige Organisation Foodwatch des Ex-Greenpeacemanagers Thilo Bode. CMA verschweige die unterschiedliche Qualität der Produkte. So werde Massenware geadelt und der Verbraucher für dumm verkauft, so Foodwatch. Auch das neue Siegel "QS", was für "Qualität und Sicherheit" stehen soll, trage nur zur Verbrauchertäuschung bei. Schließlich ist es dem QS-Label egal, ob die Nutztiere auf tierquälerischen Spaltenböden stehen oder mit genetisch manipuliertem Futter aus den USA, Argentinien oder Brasilien gemästet werden.

Für Mensch, Tier und Umwelt allemal besser wäre es, wenn die CMA für weniger, aber dafür besserem Fleisch und Würsten von biologisch und extensiv gehaltenen, regionalen Nutztierrassen werben würde. Denn sie sind es, die es durch Nutzung zu erhalten gilt. Die Rede ist vom Harzer Rotvieh, dem Kehlheimer Rind, dem Triesdorfer Rind, dem Altfränkischen Rind, dem Chamauer und Miesbacher Rind, dem Pinzgauer, Murnau-Werdenfelser und dem Allgäuer Rind, dem Roten Höhenvieh, dem Limpurger Rind, dem Glanrind, dem Gelben Frankenvieh, dem Schwarzbunten Niederungsrind, dem Hinterwälder Rind und weiteren über 250 alten, aber leider vom Aussterben bedrohten Rinderrassen in Europa. Auch bei Schweinen, Schafen und Hühnern gibt es noch alte Rassen, die es zu fördern gilt. Sie alle geben nicht nur gesunde und schmackhafte Produkte, sie erhalten auch unsere artenreiche, vielfältige Landschaft. Darüber hinaus spart regional, ohne Futtermittel aus Übersee erzeugtes und regional vermarktetes Fleisch wertvolle Energie und Verkehr auf unseren, von LKWs überlasteten Straßen ein. Schließlich wäre dann auch das weiterhin grassierende Problem BSE - ja es gibt immer noch den Rinderwahn in deutschen Landen, selbst wenn keine fetten Bild-Schlagzeilen mehr darauf hinweisen! - am schnellsten vom Tisch.

Wie heißt doch der schöne Spruch von Siegfried Lenz: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." Fragen Sie vor dem nächsten Grillfest also nach Produkten von bedrohten Nutztierrasen beim Metzger ihres Vertrauens. Und falls Sie auswärts essen gehen sollten, fragen Sie in Gaststätten und Restaurants nach Fleisch, das garantiert nicht mit Gen-Food gemästet wurde. Wenn Sie, die Konsumenten es nicht tun, wird es niemand tun.

Da der überwiegende Anteil an gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) für die Tiermast erzeugt wird, lässt sich so auch die Verbreitung von GVO und "Gen-Food" am ehesten verhindern. Dies hilft uns, da nach Meinung vieler kritischer Wissenschaftler das ökologische wie gesundheitliche Risiko von GVO gar nicht groß genug eingeschätzt werden kann. Und es hilft den zahlreichen Bauern und ihrer Umwelt in den Ländern des Südens. Denn sie sind es, die unter dem Druck und der Abhängigkeit von Agrobusiness und Gen-Konzernen am stärksten zu leiden haben. Vereinfacht ausgedrückt: Je mehr Soja und Gen-Soja aus Südamerika zu uns kommt, desto mehr Kleinbauern verlieren ihr Land, desto mehr Regenwald wird abgeholzt.



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