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 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 21.06.2004
Gentechnik: Bauernverband gegen die Interessen von Bauern
Der Biobauer Theo Hirschberger ist mit 230 Hektar Ackerfläche und 20 Hektar Wald einer der größten in Bayern. Auf seinen Feldern bei Pfaffenhofen wachsen Backweizen, Backroggen, Braugerste, Raps, Senf, Futtererbsen und Leindotter.

Mit dem Öl aus Leindotter betreibt der Biobauer eine florierende Biosprit-Tankstelle und verkauft 500.000 Liter pro Jahr - zur Zeit hoher Öl- und Benzinpreise für etwa die Hälfte gegenüber dem Benzin an normalen Tankstellen. Den rückstandsfreien Ölkuchen verfüttern andere Biobauern ihren Tieren - das Geschäft ist gut für die Umwelt und gut für den Biobauern. Doch in Zeiten der Gentechnik macht sich Theo Hirschberger wie alle Biobauern in der Welt zunehmend sorgen um seine Zukunft.
Was geschieht mit seinen Produkten, wenn ein Nachbar manipulierte Pflanzen anbaut, deren Samen über den Wind auch seine Felder erreichen? Er erzielt für seine Produkte nur dann einen angemessenen Preis, wenn er seinen Kunden versichern kann, dass er völlig gentechnikfreie Ware anbietet. Bei 3000 Tonnen Mais pro Jahr wäre das zum Beispiel ein Verlust von 600.000 Euro.

Warum aber sollen Biobauern das Risiko tragen, dass ihre Nachbarn eventuell verursachen?
Um das Risiko für Biobauern zu minimieren hat die rot-grüne Regierungsmehrheit im Bundestag ein Gentechnikgesetz verabschiedet, welches die konventionelle gentechnikfreie und die ökologische Landwirtschaft vor Verunreinigungen durch gentechnisch veränderte Organismen (GVO) schützen soll. Eine entsprechende Gefahr besteht z.B. durch Pollenflug.

Wenn künftig auf gentechnikfreien Feldern etwas passiert, haftet der nachbarliche Gentechnik-Bauer. In einer Marktwirtschaft soll dieses Verursacherprinzip eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Ist es aber nicht: Denn ausgerechnet der Deutsche Bauernverband und natürlich auch die Opposition im Bundestag sowie Gentech-Unternehmen schreien Zeter und Mordio über das Gesetz. Wieder einmal stellt sich der Deutsche Bauernverband eindeutig gegen die Mehrheitsinteressen der deutschen Bauern. Biobauern-Verbände und Umweltverbände begrüßen hingegen das neue Gesetz. Bundesverbraucherministerin Renate Künast erklärte: "Das Gesetz ist ein Erfolg für den Verbraucherschutz und für die Landwirte, die weiterhin GVO-frei anbauen wollen. Mit dem heute im Bundestag beschlossenen Gentechnikgesetz schaffen wir endlich Planungs- und Rechtssicherheit für die Landwirte in Deutschland."

Das Gesetz regelt auch die Einrichtung eines bundesweiten öffentlichen Registers über den Anbau genmanipulierte Pflanzen. Dazu sagte die BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt: "Das öffentliche Register ist ein geeignetes Instrument für mehr Transparenz bei der Agro-Gentechnik", sagte die BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt. "Jetzt können Bauern, Imker, Anwohner und alle anderen Interessierten über das Internet erfahren, wo sich Felder mit gentechnisch veränderten Pflanzen befinden."

BUND und NABU fordern ein Mitsprache des Bundesamtes für Naturschutz bei der Zulassung und Freisetzung von GVO. Schließlich sei durch GVO eine Gefährdung von Natur und Landwirtschaft nicht auszuschließen. Nicht die Mehrheit der Bauern, auch die Mehrheit der Verbraucher in Deutschland lehnen GVO ab.

Übrigens: Biolandwirt Hirschberger wollte sein Risiko wegen der möglichen Gentechnik eines Nachbarn versichern lassen. Doch die "Allianz" war dazu nicht bereit. Wenn keine Gefahr besteht, wie die Genmanipulateure versichern, warum versichert dann keine Versicherung das Gen-Risiko?

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