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Presse-Stelle:  Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
Rubrik:Mode & Kosmetik    Datum: 06.05.2004
Öko-Sommermode in orange oder pink
Kleidung sollte nicht nur ökologisch, sondern auch fair sein - Stoppt Gen-Baumwolle!
Die neue Frühjahrs- und Sommermode ist da. Die Trendfarben sind diesmal die Töne orange, rot, gelb, rosé, pink und weiß. "Bevorzugter Sommerstoff ist kühlendes Leinen, aber auch leichtes Popeline, Bourrette Seide und Baumwolljersey sowie fester Canvas für Hosen und Jacken sind häufig anzutreffen", verrät die Modeexpertin Elke Berg von Maas Natur.

Nicht ganz so farbenfroh und vielfältig ist die neue Mode für den Mann. Doch dafür kommt sie aus dem Knast und aus garantiert heimischer Produktion. Denn seit Juni 2003 gibt es in die Haeftling KG, die handgefertigte Textilien aus deutschen Gefängnissen vermarktet. "Draußen herrscht Arbeitslosigkeit - drinnen in den Justizvollzugsanstalten ist es nicht viel anders: Eine hohe Arbeitslosenquote stellt aber auch die Anstalten vor Probleme", erläutert Stephan Bohle, Geschäftsführer der Haeftling KG, die nun die dringend benötigten Jobs für Resozialisierung und eine sinnvolle Arbeitsbeschäftigung hinter Gittern schafft. Dabei ist den Inhaftierten ein bundesweit einheitlich geregelter Lohn garantiert. Einen Teil der erwirtschafteten Gewinne nutzen die Vollzugsanstalten für Investitionen oder zur Entlastung der öffentlichen Kassen und damit zur Entlastung der Steuerzahler. Zur Zeit arbeiten etwa 200 Inhaftierte in 10 Anstalten für Haeftling und fertigen zumeist in solider Handarbeit ihre Mode, die zwar schlicht aber dafür robust und vor allem praktisch ist. Jeans kommen aus Sachsen-Anhalt, handgefertigten Schuhe aus Baden-Württemberg. Weitere Textilien fertigen die Insassen der Vollzugsanstalten Berlins und Brandenburgs. Bayerns "Knäste" sind seit Februar mit im Boot. Bisher gibt es zwar nur Haeftling-Mode für Männer. Doch wie Stephan Bohle verrät, sei eine Frauenkollektion in Arbeit. "Sie besteht aus Pantoletten, einen Jeansrock, einem Overall für die Sommerkollektion und einem Parka für die Herbst-Winterkollektion. Eine Bluse und eine Jacke sind auch geplant." Öko-Mode allerdings ist im "Knast" noch kein Thema. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht können die Häftlinge künftig ja auch biologisch hergestellte Rohstoffe, vor allem Bio-Baumwolle statt konventioneller Baumwolle verwenden.

Gen-Baumwolle auf dem Vormarsch

Generell kümmern sich bisher noch zu wenige Menschen darum, woher die Baumwolle kommt und wie sie angebaut wird. Dabei tragen die Konsumenten eine Mitverantwortung dafür, dass zum Beispiel genetisch manipulierte Baumwolle auf dem Vormarsch ist. Vor allem in den USA haben die verschiedenen Gen-Baumwollsorten schon die konventionellen Sorten großflächig verdrängt. Dort wird die gentechnisch veränderte Baumwolle inzwischen auf 71 Prozent der Anbaufläche verwendet. Weltweit hat Gen-Baumwolle einen Anteil von rund 21 Prozent erreicht. Da es auch in Deutschland keine Deklarationspflicht für Bekleidung gibt, ist davon auszugehen, dass heute schon viele Bundesbürger unwissentlich in gen-manipulierten Kleidungsstücken herumlaufen. Doch gleichzeitig gibt es einen kleinen, aber feinen Gegentrend: Der biologische Anbau von Baumwolle und ihre faire Vermarktung zum Wohle von Umwelt und der Menschen in den Anbauländern.

Bio-Baumwolle auf dem Sprung aus der Nische

"Der konventionelle Anbau von Baumwolle geht mit massiven Problemen für Umwelt und Gesundheit einher. So werden weltweit auf keiner anderen Pflanze mehr gefährliche Insektizide eingesetzt als auf Baumwolle", schreibt das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany), das sich deshalb schon seit langem für die nachhaltige Alternative, den der kontrolliert biologischen Anbau (kbA) von Baumwolle engagiert. Vergangenen Februar hatte die Umweltschutzorganisation in Hamburg zu einer Europäischen Konferenz zur Entwicklung des Bio-Baumwollmarktes geladen, an der über 100 Fachleute teilnahmen. Highlight war die Modenschau mit der aktuellen Frühjahrs- und Sommerkollektionen von ausgezeichneten Designern und Unternehmen aus Deutschland, Großbritannien und der Schweiz. "Die modischen Outfits und die große Beteiligung der Unternehmen zeigen deutlich, dass Textilien aus Bio-Baumwolle den Sprung aus der Nische schaffen können", erklärte dazu Alexandra Baier, die Projektkoordinatorin bei PAN Germany.

Bereits jetzt wächst Bio-Baumwolle in etwa 17 Ländern, vor allem in der Türkei, den USA, Indien und Peru. In Afrika ist die ökologische Baumwolle ebenso langsam aber sicher auf dem Vormarsch, auch mit Unterstützung der deutschen Entwicklungshilfe und der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ). Europäischer Marktführer im Verkauf von Textilien aus biologisch angebauter Baumwolle ist die Schweizer Supermarktkette Coop. In Kooperation mit der Schweizer Garn-Firma Remei AG hatte Coop schon Mitte der 90er Jahre Öko-Baumwoll-Textilien ins Sortiment aufgenommen. In Deutschland setzten der Otto-Konzern und Hess Natur die meisten Produkte aus Bio-Baumwolle um. Freilich machen Firmen wie "Otto" das meiste Geschäft weiterhin mit eher unökologischen Produkten. Anders sieht es bei vielen kleineren und ökologisch konsequenteren Unternehmen aus, die sich auf Herstellung oder Vermarktung von Bio-Kleidung spezialisiert haben. Generell passen soziales Engagement und ökologische Wirtschaftsweise gut zusammen. Im Grunde bedingen sie sich sogar wie im Falle der Baumwolle. Schließlich stammt rund 60 Prozent der Baumwolle aus den sogenannten Entwicklungsländern. Deshalb ist das beste Bio-Baumwoll-T-Shirt wohl das, welches auch unter fairen Bedingungen hergestellt und fair gehandelt ist.

Für Mariam Sow von der Umweltorganisation "ENDA Pro Nats" im Senegal sei die biologische Landwirtschaft für Afrika kein Luxus, sondern eine unverzichtbare Notwendigkeit. Viele Kleinbauern in Afrika seien zur Umstellung auf Biobaumwolle bereit, benötigten aber Beratung, finanzielle Unterstützung für die offizielle Anerkennung (Zertifizierung) der Bio-Baumwolle und Hilfe bei der Vermarktung. Eine solche Hilfe leistet beispielsweise die LamuLamu-Gruppe, die eine Initiative der Katholischen Landjugendbewegung Deutschland (KLJB) ist. Sie initiierte die Textilkampagne "Öko-fair tragen" und vermarktet T-Shirts aus Bio-Baumwolle, die von einer Kleinbauerngenossenschaft in Tansania erzeugt wird. Die Verarbeitung erfolgt unter fairen Bedingungen und unter weitestgehendem Verzicht auf chemische Zusatzstoffe. "Keine Kompromisse, um ein paar Cent zu sparen", heißt das Motto der LamuLamu-Gruppe. "Wir wollen nicht preiswert, sondern unseren Preis Wert sein. Alle Stoffe werden aus handgepflückter Bio-Baumwolle (EU-Richtlinie) hergestellt."

Norbert Suchanek

Weitere Infos:

Zur Förderung der biologischen Baumwollanbaus hat PAN Germany eine besondere Website aufgebaut: www.pan-germany.org. Dieser Bio-Baumwoll-Wegweiser kann auch in gedruckter Form bei PAN Germany bestellt werden.
Pestizid Aktions-Netzwerk e.V., (PAN Germany)
Nernstweg 32 D - 22765 Hamburg
Tel.: 040 399 19 10-0, Fax: 040 390 75 20
E-Mail Adresse: info@pan-germany.org
Internet Adresse: www.pan-germany.org

Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB
Drachenfelsstraße 23, 53604 Bad Honnef-Rhöndorf
Tel.: 02224 - 94 65-0, Fax: 02224 - 94 65-44
Email: info@lamulamu.de
www.lamulamu.de

Haeftling Jailwear Vermarktungs KG
Schlesische Straße 29-30, 10997 Berlin
Tel: 030 610 05-1898, Fax: 030 610 05-1998
www.haeftling.de
E-Mail: kundenservice@haeftling.de

Maas Naturwaren GmbH
www.maas-natur.de


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