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Rubrik:Familie, Reise, Erholung    Datum: 10.03.2004
Deutsche und mallorquinische Umweltverbände rufen zum Widerstand gegen Naturzerstörung auf Mallorca auf
Der Deutsche Naturschutzring (DNR), die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und der mallorquinische Naturschutzverband Grup Balear d'Ornitologia i Defensa de la Naturalesa (GOB) protestierten heute in Berlin gegen die geplanten Großprojekte auf Mallorca. Die Verbände rufen die deutschen Mallorca-Urlauber, die deutschen Bewohner und die zahlreichen Freunde der Insel zum Widerstand gegen die vorgesehenen Großprojekte auf.

Bereits am diesjährigen Valentinstag (14. Februar) erlebte Palma die größte Demonstration in der Geschichte Mallorcas. Unter dem Motto "Wer Mallorca liebt, der zerstört es nicht" demonstrierten mehr als 50 000 Menschen gegen die umweltfeindliche Politik und die geplanten Großprojekte der konservativen Regionalregierung unter Ministerpräsident Jaume Matas. Der balearische Umweltverband GOB (Grup Balear d´Ornitologia i Defensa de la Naturalesa) hat Mallorca zum ökologischen Notstandsgebiet erklärt. "Werden diese Großprojekte in dem geplanten Umfang verwirklicht, so werden die balearischen Inseln ihren ursprünglichen Charakter verlieren", so Miquel Angel March, Sprecher des GOB: "Es wird dann für viele Urlauber aus Deutschland einen Grund weniger geben, auf den Balearen die Ferien zu verbringen." Das Ziel, einen gehobenen Qualitätstourismus zu etablieren, wird so in weite Ferne rücken, und die Krise des Tourismus wird sich weiter verschärfen. Die geplante Naturzerstörung wird vor allem Auswirkungen auf den Wander- und Fahrradtourismus haben, der in der Vor- und Nachsaison mittlerweile zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Insel geworden ist. Die folgenden Großprojekte und Maßnahmen werden derzeit von der konservativen Regierung unter Regionalpräsident Jaume Matas vorangetrieben:

1) Die Ökosteuer auf den Balearen wurde im Oktober abgeschafft. Neue Konzepte, wie die Kulturlandschaft und die traditionelle Landwirtschaft erhalten werden können, die mit Geldern aus der Ökosteuer finanziert wurden, wurden nicht vorgelegt. Auf Mallorca wird es wohl in einigen Jahren keine Mandelblüte mehr geben, da jetzt dringend Neupflanzungen von Mandelbäumen nötig wären.

2) Die balearische Regierung hat neue Straßenbauprojekte beschlossen. Zwischen Inca und Manacor soll mitten durch die Insel eine neue Autobahn gebaut werden, die nach Ansicht von Experten gar nicht nötig ist. Ein Ausbau der direkten Verbindung von Manacor nach Palma wäre sinnvoller und wird auch vom GOB befürwortet. Außerdem muss die Eisenbahnverbindung zwischen Palma und Manacor verbessert werden, was viele Autofahrer dazu bewegen würde, vom Auto auf den Zug umzusteigen. Die Autobahn wird ursprüngliche mallorquinische Kulturlandschaft zerstören. Darunter einen einmaligen Steineichenwald. Mehr als 23 000 Einsprüche wurden von mallorquinischen Bürgern gegen das Projekt eingebracht. Allein 4000 Einspruchsklagen wurden direkt bei der EU-Umweltkommissarin Margot Wallström eingereicht, da das Projekt auch gegen EU-Richtlinien verstößt. Mehr als 6000 Menschen demonstrierten kürzlich in dem von der Autobahn betroffenen Dorf Sineu gegen das Vorhaben. Etwa 100 Deutsche beteiligen sich am Widerstand gegen die Autobahn. Gleichzeitig werden weitere Straßenbauprojekte geplant, und so soll um die Inselhauptstadt Palma ein zweiter Autobahnring gebaut werden. Auch hier formiert sich bereits massiver Widerstand.

3) Nahe des berühmten Sandstrandes von Es Trenc und dem für Zugvögel wichtigen Feuchtgebiet Salobrar de Campos auf Mallorca sollte ein Polo-Feld für Reiter und Hotels mit 2000 Betten errichtet werden. Mittlerweile ist es dem GOB gelungen, dieses Projekt zu stoppen, da es gegen zahlreiche Naturschutzgesetze verstoßen hätte. Allerdings plant die Regierung nun schon wieder ein neues Projekt direkt am Feuchtgebiet Salobrar de Campos. Direkt neben dem Schutzgebiet sollen eine Klinik und ein Hotel entstehen. Auch dieses Vorhaben verstößt gegen europäisches Naturschutzrecht und wird deshalb vom GOB abgelehnt. Der Salobrar de Campos ist mittlerweile auf Initiative des GOB von der deutschen Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF) in das weltweite Seenetzwerk "Living Lakes" aufgenommen worden, um den Schutz dieses einmaligen mediterranen Feuchtgebietes langfristig zu sichern.

4) Auf Mallorca werden derzeit acht neue Golfplätze geplant. Dies, obwohl jetzt schon erheblicher Trinkwassermangel auf der Insel herrscht. Vor wenigen Jahren wurde in trockenen Sommern sogar Wasser mit Schiffen vom Ebro herangebracht. Viele Grundwasservorkommen auf den Balearen sind mittlerweile nicht mehr nutzbar, da durch die zu hohe Grundwasserentnahme Meerwasser in die Brunnen eindringt. Golfplätze tragen durch ihren hohen Wasserverbrauch nicht zu einer nachhaltigen Entwicklung der Balearen bei und zerstören außerdem die traditionelle Kulturlandschaft. Meerwasserentsalzungsanlagen sind zur Lösung des Trinkwasserproblems keine nachhaltige Lösung, da sie sehr energieintensiv (Erdöl) betrieben werden und somit indirekt zum Klimawandel und Treibhauseffekt beitragen.

5) Die neue balearische Regierung hat den Naturpark von Llevant auf Mallorca einfach um etwa 92 Prozent verkleinert. Ein einmaliger Vorgang in Europa. Der Naturpark Cala d´Hort auf Ibiza wurde praktisch abgeschafft. Seine Größe auf Ibiza hat sich auf 0,5 Hektar reduziert. Somit ist der Park auf Ibiza - bis auf ein paar kleinere Inseln vor der Küste - quasi nicht mehr existent. Hintergrund für die Verkleinerung der Parks sind Bau- und Spekulationsinteressen. Das Bauen auf Ibiza wurde deshalb schon einmal durch neue Bestimmungen der Regionalregierung vereinfacht.

6) Ein weiterer Schlag gegen die Natur und Umwelt ist die Verabschiedung eines neuen Raumordnungsplanes für Mallorca. Demnach soll das Bau- und Bauerwartungsland in den kommenden zehn Jahren zusätzlich zu den schon ausgewiesenen Gebieten um weitere 3,3 Prozent steigen. Dies entspricht in etwa dem neuen Wohnraum für 64 000 Personen. Bis zum Jahr 2013 kann somit neuer Wohnraum für insgesamt 530 000 Menschen auf Mallorca entstehen. Derzeit sind auf Mallorca 730 000 Menschen registriert. Bei 1,3 Millionen Einwohnern wird Mallorca seine Ursprünglichkeit, die trotz Massentourismus auf der Insel noch immer zu finden ist, verlieren. Neue Umweltprobleme bezüglich Energie, Wasser und Verkehr sind vorgezeichnet, abgesehen von der unwiederbringlichen Zerstörung einer einmaligen Natur- und Kulturlandschaft. Als Alternativvorschlag schlägt der GOB vor, bestehende Urbanisationen zu erneuern und alte Hotelanlagen abzureißen. So wird es auch wieder Platz für Neubauten geben.

Um diese Entwicklungen noch rechtzeitig zu stoppen, haben der DNR, die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und der balearische Umweltverband GOB nun auch die deutschen Urlauber und Residenten auf den Balearen dazu aufgerufen, gegen die geplanten Naturzerstörungen zu protestieren. Auf der Internet-Seite des GOB unter www.gobmallorca.com können Protestbriefe an den balearischen Präsidenten Jaume Matas herunter geladen werden. Da der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Balearen ist, hofft man so verstärkt Druck auf die Regionalregierung ausüben zu können.

Für Rückfragen:

Gerald Hau (GOB) als deutscher Ansprechpartner;

E-Mail-Adresse gobmallorca@email.de oder telefonisch unter (0049) 170 886 55 42

Helmut Röscheisen, (DNR),Tel.: 0228/35 90 05, mobil: 0160/97 209 108; eMail: info@dnr.de





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