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Magazin Stephen Gaskin![]() gründete Anfang der 70er Jahre die alternative Lebensgemeinschaft "The Farm" in Tennessee. 1974 entstand die Hilfsorganisation 'Plenty International', die u.a. mit den Maya in Guatemala arbeitete, Selbsthilfeeinrichtungen in der New Yorker Bronx errichtete und Projekte in Lesotho, Jamaica und der Karibik praktisch unterstützt. Grundidee von 'Plenty' ist der Gedanke, dass bei einem achtsamen Umgang die Ressourcen der Erde für alle reichen. Er erhielt den Alternativen Nobelpreis 1980. Alternative Gemeinschaften - Versuchslabore für eine andere Welt Viele dürften es für ein rollendes Sodom und Gomorra gehalten haben, den Treck aus 30 buntbemalten Bussen, gefüllt mit 250 Hippies, der am 10. Oktober 1970 die kalifornische Metropole San Francisco Richtung Osten verließ. Nach zahllosen Sit-Ins, Diskussionen und Versammlungen hatten sie ihre sieben Sachen gepackt, um nicht länger nur über ein anderes Leben zu reden, sondern es zu leben. Nach einer Irrfahrt durch die USA fanden sie ein Stück Land in Tennessee und begannen zu siedeln. Aber anders als ihre Vorfahren: ökologisch, gemeinschaftlich, genossenschaftlich, nachhaltig, selbstversorgend mit kleinräumigem Wirtschaften und Arbeiten und Leben vor Ort. 'The Farm' entstand - ein alternatives Gemeinschaftsprojekt mit vielen Stärken und zahllosen Schwächen. "Als wir aufs Land gingen, waren wir sozusagen ein Brückenkopf", erinnert sich Steven Gaskin (RLA 1980). "Wir ähnelten Leuten, die zum Strand hinuntergehen, ein Loch in den Sand buddeln und zu überleben versuchen." 30 Jahre später ist aus dem Zelt- und Hüttendorf ein kleines Ökopolis geworden mit Werkstätten und einem berühmten Gesundheitszentrum, Schulen, Ateliers, Forschungsinstituten, solarer Architektur und nicht weniger als 1600 Einwohnern. 'The Farm' wurde zum Pilotprojekt einer sozialen Bewegung, die vom Establishment zwar bis heute belächelt wird, aber weltweit kontinuierlich wächst. 'Global Ecovillage Network' ![]() Rund fünfhundert Ökodörfer gibt es bis heute in aller Welt, gemeinsam organisiert im 'Global Ecovillage Network' (GEN), 200 davon in Europa. Sie verstehen sich ganz bewusst als Alternativen zur krisengeschüttelten Industriegesellschaft. Neben diesen 500 großen Gemeinschaftsprojekten sind gerade in der 'Ersten Welt' zudem zahllose kleine Projekte entstanden, in denen sich Menschen Wohnraum teilen, gemeinsam ökologisch bauen, Genossenschaften gründeten und alternative Betriebe errichteten. Eine kleine, aber wachsende Minderheit: 20.000 Menschen, so schätzt man, leben allein in Deutschland in alternativen Gemeinschaften, rund 100.000 arbeiten in selbstverwalteten kooperativen Wirtschaftsstrukturen. Sie verstehen sich als Entwicklungsprojekte für eine neue Lebensweise für den Norden', weil sie die gesellschaftliche Normalität in der 'Ersten Welt' als eine gefährliche Fehlentwicklung begreifen. Statt der kritischen Analysen und ewigen Appelle haben sie sich an die mühsame Arbeit gewagt, positive Beispiele für andere Lebensformen aufzubauen und über Jahre zu erproben. Viele sprechen deshalb lieber von der "experimentellen Gemeinschaft" als von der "alternativen" Gemeinschaft.. Man will schon lang nicht mehr nur "anti" sein, sondern sieht sich mitten im Lernprozess einer Art Zukunftswerkstatt, die permanent weitergeht. Nachhaltigkeit und gemeinschaftliche Lebensformen, so ihre Erfahrung, bedingen einander. Was dem Einzelhaushalt unmöglich ist, macht beim kollektiven Wohnen Sinn. Während ein ökologischer Lebensstil die Kleinfamilie oftmals finanziell überfordert, wird er vernünftiger und billiger, je mehr Leute sich zusammentun. "Wir leben von 700 Dollar pro Person pro Jahr", erzählt Steven Gaskin (RLA 1980). "Wir kommen mit einem Siebtel des Einkommens aus, das in die unterste Steuerklasse fiel. Wir liegen ein gutes Stück unterhalb des offiziellen amerikanischen Existenzminimums. Aber wir sind nicht arm. Wir sind stark, weil unsere Gemeinschaft stark macht." Deshalb liegt die eigentliche Vorbildfunktion tiefer. Noch immer wird von vielen Menschen der ökologische Lebensstil mit Verzicht und Askese gleichgesetzt. Die Mehrheit scheut den ökologischen Lebensstil, weil er mit einem Verlust an Lebensstandard gleichgesetzt wird. Dabei sind Ökodörfer der lebende Beweis dafür, dass nachhaltige Lebensformen ein Zugewinn an Lebensqualität bedeuten können. Nachhaltigkeit - auch das ist eine Lehre aus dem Gemeinschaftsleben - heißt weit mehr als Kompostklos bauen und mit Regenwasser spülen. Nachhaltigkeit heißt die eigenen Wertmaßstäbe ändern, heißt anders in der Welt sein, heißt die Schöpfung neu wahrnehmen. Nachhaltigkeit heißt, aus einer konkurrierenden Rechthabergesellschaft auszusteigen, dem Geld nicht mehr soviel Macht zu geben und statt dessen mehr nach Glück zu suchen, heißt Veränderung und persönliches Wachstum. Vielfalt! lautet das eigentliche Schlüsselwort gemeinschaftlichen Lebens. ![]() Es ist der bewusste Ausstieg aus einer Welt, die auf Konkurrenz und Hierarchie basiert und der unsichere Einstieg in ein soziales Experiment, wo auf Kooperation, Vertrauen und menschliche Heimat gesetzt wird. Es ist der Versuch, im Kleinen das zu erschaffen, was im Großen immer noch misslingt. Und das Selbstvertrauen der Bewegung wächst. Bei der letzten Habitat-Konferenz beantragte das Global Ecovillage Network, das mittlerweile bei der UNO akkreditiert ist, die Gründung von weltweit 50 Ökodörfern, in denen mit einer internationalen Förderung von 100 Millionen Dollar die sozialen Experimente wissenschaftlich begleitet und weiterentwickelt werden sollten. Mehr Informationen unter. www.plenty.org Quelle: Goethe Institut 2005
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