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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 10.11.2017
Ökolandbau im Wandel?
Die 12. Öko-Junglandwirte-Tagung war wieder ein voller Erfolg
Die 12. Öko-Junglandwirte-Tagung war wieder ein voller Erfolg! Junge Landwirte und Landwirtinnen diskutieren in Fulda über technische, ackerbauliche und soziale Traditionen und Innovationen.

Rund 160 Jungbäuerinnen und Jungbauern fanden den Weg zur Tagung "Ökolandbau zwischen Tradition und Innovation". Foto: SÖL
Im Herbst trifft sich die junge Generation des Ökolandbaus in den einladenden Räumen der Jugendherberge Fulda. Anlässlich der 12. Öko-Junglandwirte-Tagung ging es vom 03. bis 05. November um das Thema "Ökolandbau zwischen Tradition und Innovation". Das Öko-Junglandwirte-Netzwerk und die Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL) präsentierten den rund 160 Gästen insgesamt 20 abwechslungsreiche Vorträge, Workshops und Exkursionen. Dabei reichte die Themenpalette von Aktiver Nährstoffmobilisierung über Bodenleben und Ernährungssouveränität bis hin zu Weideschuss und Zeidlerei.

Von digitalen Daten und Pferden
Beim Thema Ackerbau und Technik manifestierte sich das Tagungsthema am konkreten Beispiel. Der Bioland-Landwirt Stefan Palme bewirtschaftet auf Gut Wilmersdorf in der Uckermark 1.100 Hektar Land. Er berichtet von seinen Erfahrungen mit "Precision Farming" und beschreibt seine pragmatische Herangehensweise an diese innovative Technik sowie die damit verbundenen Herausforderungen. Auf seinen leicht hügeligen Äckern beobachtete er immer wieder die unterschiedliche Vegetationsdichte zwischen Kuppen und Senken. Mit Hilfe der neuen Technik führte er eine präzise Bodenkartierung durch, was ihm wiederum eine punktgenaue Düngung ermöglicht. Den durch die Technik verursachten Mehrpreis von 16 Euro pro Hektar holt er mit einem Mehrertrag von 45 bis 90 Euro pro Hektar wieder herein.

Direkt im Anschluss folgte der Vortrag von Christoph Schmitz, der von seiner Pferdezugtechnik berichtete. Die traditionelle Arbeitsweise mit Zugpferden kombiniert er mit dem Bau moderner Maschinen. Mithilfe bodenangetriebener Zapfwellen überträgt er die Zugkraft der Pferde auf ein Mähwerk, ein Hackgerät oder einen Schwader. Er stelle sich dabei stets folgende Frage: "Wieviel Energie bringe ich für die Arbeit auf und wieviel gibt sie mir zurück?" Für Schmitz ist das Pferd ein Mitarbeiter, mit dem er kommuniziert und zu dem er eine Beziehung aufbaut.

Nicht alle Anwesenden sind von den Auswüchsen innovativer Landwirtschaft begeistert. Gemüsebauer Daniel Merklein (30 Jahre) ist aus der Umgebung von Stuttgart angereist. Er arbeitet auf einem Demeter-Hof. Für ihn ist eins klar: "Ich bin gegen Digitalisierung und Precision Farming, weil es zu einer Entmenschlichung der Landwirtschaft führt." Dies sei eine beängstigende Entwicklung, so Merklein weiter.

Sauenhaltung neu gedacht
Interessierte bekamen beim Thema Tierhaltung ebenfalls einiges geboten. Der Veterinär Dr. Werner Hagmüller aus Österreich ist Experte, was Sauenhaltung anbelangt. In seinem Vortrag schlägt er geschickt den Bogen zwischen traditionellen Haltungssystemen und deren innovativer Umsetzung. Viele Ställe in der Öko-Sauenhaltung seien suboptimal geplant, weil sie nicht von den Bedürfnissen des Tieres ausgehen. "Die reine Einhaltung der Flächenvorgaben reicht nicht aus, ein artgerechter Stall muss sich am Verhalten des Tieres orientieren", meint Hagmüller. Er schlägt dafür das Konzept der Welser Abferkelbucht vor, in welcher Liegebereich mit Ferkelnest, Auslauf und Fressstand baulich so angeordnet sind, dass unter anderem ein Abkoten im Liegebereich nahezu vollständig vermieden werden kann. Damit das innovative System auch funktioniert, muss es baulich exakt umgesetzt werden- und auch dies geschieht auf innovative Weise: Durch eine modulare Leichtbauweise könnten entsprechende Ställe schnell und preisgünstig aufgebaut und erweitert werden. Mittlerweile seien Betonbodenmodule am Markt erhältlich. Zusammen mit kombinierbaren Holzwandsegmenten sei ein auf den Betrieb angepasster, zeitgemäßer und effizienter Stallbau möglich, bei dem jedoch traditionelle Baumaterialien verwendet werden. Im Gegensatz zum weit verbreiteten Kastenstand rät Hagmüller zur freien Abferkelung mit einem beheizbaren Ferkelnest. Die traditionelle Haltungsweise habe den Vorteil, dass trotz Ferkelverlusten insgesamt kräftigere Tiere heranwachsen, die ein höheres Mastgewicht erreichen

Krönender Abschluss
"Ich möchte Bäuerin werden, ohne einen Bauern zu heiraten" - unter diesem Motto wurde am Sonntag über soziale Innovationen diskutiert. Der zum Teil recht humorvoll gestaltete Vortrag von Julianna Fehlinger, Geschäftsführerin der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV), war für viele Anwesende besonders beeindruckend. Fehlinger bemängelt die immer noch vorherrschende klassische Rollenverteilung in der Landwirtschaft und den geringen Frauenanteil in Führungspositionen. Für die Referentin ist auch der Ökolandbau noch meilenweit von wahrer Gleichberechtigung entfernt. Denn nach wie vor seien Betriebsleiterinnen rar gesät und auch die Verbandsspitzen hauptsächlich von Männern besetzt. Sie berichtet von den kreativen Aktionen, mit denen der ÖBV seit 40 Jahren versucht, auf die strukturelle Ungleichheit aufmerksam zu machen. Doch von Jammern keine Spur: "Traut euch mehr zu und setzt euch selbst auf die Traktoren" lautet ihr aufrüttelnder Appell an die Frauen, der bei vielen im Publikum sehr gut ankam. Im Anschluss entwickelte sich eine äußerst emotionale Debatte, bei der so mancher Jungbauer gegenüber den Teilnehmerinnen argumentativ das Nachsehen hat. Dies regte gerade die anwesenden Männer zum Nachdenken an.

Fehlingers Denkanstöße fielen auch bei Anna Stoltenberg (21 Jahre) auf fruchtbaren Boden. Die Studentin aus Kassel-Witzenhausen arbeitet im Bundesvorstand Junges Bioland e.V. Ursprünglich stammt sie von einem traditionellen Betrieb, möchte aber die Traditionen ein Stück weit aufbrechen: "Ich will auf den Acker und meinen eigenen Verantwortungsbereich leiten", sagt Stoltenberg. Sie könne sich vorstellen, Arbeitstreffen zur Emanzipation von Frauen in der Landwirtschaft zu organisieren.

Innovative Landwirtschaft mit Zukunftspreis geehrt
Doch die Tagung hat nicht nur das Vortragsprogramm zu bieten. Am Samstagabend wurde wieder der Zukunftspreis des Öko-Junglandwirte-Netzwerks verliehen. Preisträger ist der 29jährige Anton Wimmer. Der Demeter-Landwirt aus Oberbayern konnte die Jury mit seinem Projekt "Aufzucht der Bullenkälber aus der Milchviehhaltung" überzeugen. Der junge Betriebsleiter sucht nach einer Alternative zum Bullen-Abverkauf in die konventionelle Mast: "Bio ist für mich eine ganzheitliche Angelegenheit und die Bullenkälber müssen ebenfalls in der ökologischen Wertschöpfungskette bleiben", beschreibt Wimmer seine Motivation. Als er im vergangenen Jahr den 13 Hektar großen Hof mit 18 Milchkühen von seinen Eltern übernahm, entschloss er sich zu diesem Schritt. Sein Weg lohne sich auch ökonomisch, meint Wimmer. Für sein Anliegen möchte er weiter Aufmerksamkeit schaffen und als Pionier vorangehen.

Wie immer kam auch das gesellige Beisammensein nicht zu kurz. In den Pausen und nach den Vorträgen trafen sich die Anwesenden und tauschten sich aus. Die teils recht lebhaften Diskussionen brachten den Jungbäuerinnen und -bauern neue Erkenntnisse und viele erweiterten gleichzeitig ihren Freundeskreis. Für den naturlandzertifizierten Landwirt Johannes Siebert (20 Jahre) aus dem Vogelsberg steht der soziale Aspekt der Tagung klar im Vordergrund: "Ich bin hier, um Gleichgesinnte zu treffen und neue, innovative Wege zu gehen." Für dieses Ziel besucht er auch Veranstaltungen konventioneller Landwirte: "Es geht mir in erster Linie um gute Diskussionen, Bekanntschaften und Netzwerke unter Bauern", stellt Siebert fest.

Das Interesse im Vorfeld der Tagung war riesig: innerhalb von zwei Wochen nach Verkaufsstart waren alle Eintrittskarten bereits vergeben. Nach der Tagung zeigten sich die Mitglieder des Organisationsteams hochzufrieden mit dem Ergebnis. "Wir haben in diesem Jahr das breite Spektrum aus innovativen und traditionellen Ansätzen im Ökolandbau unter die Lupe genommen und gemerkt: kluge Kombinationen bringen uns voran. Auch eine schöne Tradition war anfangs eine Innovation", freut sich Carolin Pagel. Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestätigen dieses positive Resümee. Alle Beteiligten freuen sich schon jetzt auf die nächste Tagung vom 09. bis 11. November 2018. Das Motto lautet diesmal: "Über den Tellerrand hinaus schauen!" und die Voranmeldungen starten voraussichtlich Anfang Oktober des kommenden Jahres.

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