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Aktuelle Pressemeldungen von www.business-biodiversity.eu Die Europäische Business & Biodiversity Kampagne

 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  www.business-biodiversity.eu Die Europäische Business & Biodiversity Kampagne, D-81371 München
Rubrik:Büro & Unternehmen    Datum: 22.01.2013
Die Natur hat ihren Preis
Biodiversitätsverlust als Risiko für Unternehmen
Von Sven Stöbener

Die Biodiversität trägt nicht nur zum menschlichen Wohlbefinden bei, sie liefert auch Medikamente, Nahrungsmittel und Rohstoffe. Bislang sind diese Naturgüter kostenlos. Nach Ansicht von Experten muss sich das in Zukunft ändern. Denn der Verlust der Biodiversität steigt dramatisch an. Insbesondere Unternehmen profitieren von den kostenlosen Dienstleistungen unserer Ökosysteme. Einige Unternehmen investieren bereits in die Berechnung, Erfassung und Bilanzierung von Umwelteinflüssen. Doch das ist erst der Anfang.

Unternehmerische Aktivitäten verursachen mitunter
erhebliche Belastungen für Ökosysteme, Pflanzen und Tiere.
Foto: © Angela Marie on flickr
Der Begriff Biodiversität, also die biologische Vielfalt innerhalb und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme, klingt eher ein wenig sperrig und viele Unternehmen fragen sich, was sie damit zu tun haben. Das mag daran liegen, dass das Natur-Kapital für uns Menschen bislang größtenteils kostenlos ist. Würden die kompletten Umweltkosten bspw. in Unternehmensbilanzen berücksichtigt, sähen die Zahlenwerke anders aus, ist sich Pavan Sukhdev sicher. Seit Sukhdev als Leiter der globalen Initiative "The Economics of Ecosystems and Biodiversity" (TEEB) erstmals den Wert der Natur für die Weltwirtschaft anhand der sogenannten Ökosystemdienstleistungen - also der Bestäubung von Nutzpflanzen durch Bienen, den Erträgen von Holz aus Wäldern oder Fisch aus den Meeren ermittelte und im Jahr 2010 die Ergebnisse vorlegte, gilt er als einer der Vordenker der sogenannten Green Economy. Laut Sukhdev darf das Natur-Kapital für Unternehmen nicht länger kostenlos sein. Ohne diese natürlichen Leistungen würde die Gesellschaft und Wirtschaft nicht auskommen.

3.000 größte Aktiengesellschaften verursachen 2,2 Billionen US-Dollar Umweltschäden

Nun gibt es jedoch ein Problem: Zwei Drittel aller Ökosysteme weltweit sind gefährdet und jeden Tag sterben bis zu 1.000 Arten aus. Der Verlust der biologischen Vielfalt steigt laut Experten dramatisch an. So sank die Zahl der Bienenvölker in Europa in den vergangenen 50 Jahren um über 50%. Schuld sind Monokulturen, Umweltverschmutzung, Pflanzenschutzmittel sowie Schädlinge und Krankheiten. Die wirtschaftlichen Folgen sind immens. Der jährliche volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung der Bienen liegt laut Deutschem Imkerbund weltweit bei 70 Milliarden US-Dollar. Fachleute der Beratungsgesellschaft Trucost haben berechnet, dass die Umweltschäden, welche die 3.000 größten Aktiengesellschaften weltweit verursachen 2,2 Billionen US-Dollar im Jahr 2008 betragen haben. Müssten die Konzerne für die Folgen ihrer Tätigkeit zahlen, würde sie das rund ein Drittel ihrer Gewinne im Durchschnitt kosten.

Die Wirtschaft profitiert also von den kostenlosen Leistungen der Natur. Doch unternehmerische Aktivitäten verursachen mitunter erhebliche Belastungen für Ökosysteme, Pflanzen und Tiere. Die meisten Betriebe kennen weder die Auswirkungen ihres Handelns auf noch ihre Abhängigkeiten von der biologischen Vielfalt. Nur wenige Unternehmen berücksichtigen bisher Biodiversitätsaspekte in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und in ihren Unternehmensbilanzen.

Ökologische Gewinn-und-Verlust-Rechnung

Diesem Raubbau an der Natur möchte Sukhdev Abhilfe schaffen. "Environmental Accounting" lautet das neue Schlagwort. Sukhdev leitet dazu eine Arbeitsgruppe, in der Vertreter von Buchführunginstitutionen wie dem International Accounting Standards Board (IASB) mit Topmanagern und Wirtschaftsprüfern wie PricewaterhouseCoopers beraten, wie Externalitäten künftig in Konzernbilanzen besser berücksichtigt werden können. Er konnte bereits namhafte Unterstützer, wie den Ex-PUMA Chef und heutigen Vorsitzenden des Verwaltungsrates Jochen Zeitz, für seine Ideen begeistern. Der Sportartikelhersteller PUMA hat als erster Milliardenkonzern eine ökologische Gewinn-und-Verlust-Rechnung vorgelegt. PUMA betrachtete dabei seine fünf wichtigsten Umweltindikatoren Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch, Landverbrauch, Luftverschmutzung und Abfallproduktion sowie die Herstellung der Rohmaterialien Baumwolle und Leder. Die errechneten Umweltkosten im Jahr 2010 lagen bei rund 145 Millionen Euro. Im Vergleich dazu lag der Konzerngewinn 2010 bei 202 Millionen Euro. Würde Puma also die Kosten, die sie durch ihr Wirken der Natur aufbürdet, vom Gewinn abziehen, würde dieser um gut 70% Prozent sinken. Die Hauptkosten fallen auf den untersten drei Produktionsstufen, insbesondere bei der Herstellung von Rohmaterialien an. Auf diese Stufen hat PUMA nach eigenen Angaben am wenigsten Einfluss, da die Produktion fast komplett ausgelagert wurde. 66 Prozent der externen Umweltkosten von PUMA fallen in Asien an. Nun stellt sich die Frage, welche Maßnahmen PUMA ergriffen hat, um die Umweltschäden zu minimieren. In einer ökologischen Gewinn- und Verlustrechnung für Produkte, die der Sportartikelhersteller im Oktober 2012 vorstellte, analysiert und bewertet das Unternehmen die Umweltauswirkungen zweier InCycle-Produkte im Vergleich zu denen von zwei herkömmlichen Puma-Produkten. Die Untersuchung ergab, dass der Öko- Basketballschuh und das Öko-T-Shirt die Umwelt um 31 Prozent weniger belasten als vergleichbare herkömmliche Puma-Produkte.

Nach Ansicht von Umweltorganisationen, wie dem Global Nature Fund, reichen freiwillige unternehmerische Absichtserklärungen jedoch nicht aus, um den Verlust der biologischen Vielfalt einzudämmen. Es wird eine Einführung einer verpflichtenden ökologischen Gewinn- und Verlustrechnung für wesentliche Umweltaspekte wie Landverbrauch, Wasser oder CO2 gefordert, da aus einer Verpflichtung weitere Lenkungselemente wie Steuern auf den Verbrauch von Naturkapital eingeführt werden können. Umweltschädliche Güter würden somit teurer und die Hersteller müssten für die verursachten Schäden aufkommen.

Monetäre Bewertung von Ökosystemdienstleistungen

Bisher sind dem positivem Puma-Beispiel allerdings nur wenige Unternehmen gefolgt. Dabei dient der Guide to Corporate Ecosystem Valuation (CEV) des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) Unternehmen als Anleitung, wie sie Ökosystemleistungen bewerten können. Dieser Leitfaden hilft den Unternehmen die Bedeutung biologischer und biophysikalischer Einheiten zu monetarisieren. Um den größten ökonomischen Nutzen im Zusammenhang mit der Renaturierung von Abbaustätten zu ermitteln, nutzten bspw. die Bauunternehmen Lafarge und Holcim den CEV-Guide. Auch der Chemiekonzern AkzoNobel vergleicht mit Hilfe der monetären Bewertung, wie sich unterschiedliche Produktionstechniken auf die Umwelt auswirken. Mit Hilfe dieser monetären Bewertung von Ökosystemdienstleistungen können Unternehmen Umweltschäden reduzieren und unternehmerische Kosten senken.

Die monetäre Bewertung von Biodiversität und Umwelteinwirkungen ist mit großen Potentialen, aber auch mit einigen Problemen verbunden. Einerseits hilft sie, dass Unternehmen Ökosystemleistungen nicht mehr als kostenloses Gut ansehen, andererseits machen umweltökonomische Bewertungsinstrumente nur einen kleinen Ausschnitt des tatsächlichen Verbrauchs sichtbar. Insbesondere die Politik ist hier gefragt gemeinsam mit der Wirtschaft einheitliche Vorgaben für monetäre Bewertungsverfahren auszuarbeiten und Wege zu suchen, wie Naturkapital in unternehmerische Bilanzen einbezogen werden kann.

Biodiversitätsschutz ist aktives Risikomanagement

Politische Reglementierungen sollen Unternehmen jedoch nicht davon abhalten selbst tätig zu werden. Im Gegenteil: Unternehmen, die sich frühzeitig mit ihren Umweltauswirkungen beschäftigen, sichern die Lieferkette ab, bauen die Beziehung zu Stakeholdern aus, ziehen sozial verantwortliche Investoren an, verbessern die Arbeitsproduktivität, und nehmen gleichzeitig rechtliche Anforderungen vorweg. Neben diesen Chancen, die der Biodiversitätsschutz mit sich bringt, müssen Unternehmen auch die vielfältigen direkten und indirekten unternehmerischen Risiken aus dem Biodiversitätsverlust berücksichtigen (siehe Tabelle 1).

Die wichtigsten Risiken
Tabelle 1: Direkte und indirekte unternehmerische Risiken durch das Artensterben und eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit der Ökosysteme; Quelle: oekom research (2012).
Um Risiken zu minimieren und Geschäftsprozesse sowie Wertschöpfungsketten systematisch auf Bezüge zur Biodiversität zu überprüfen, können Unternehmen verschiedene Instrumente anwenden. Der Biodiversitäts-Check der Europäischen Business & Biodiversity Kampagne (EBBC) ist ein solches Hilfsmittel. So hat der Automobilkonzern Daimler anhand des Checks einen Überblick gewonnen, welche Abteilungen bzw. welche betrieblichen Abläufe Einfluss auf Ökosysteme und die Artenvielfalt haben. Mit den Ergebnissen aus dem Biodiversitäts-Check konnte Daimler zielgerichtet Maßnahmen für eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen und den Schutz der Natur in Angriff nehmen, wie z.B. die Berücksichtigung der vertikalen Fläche durch eine Fassadenbegrünung mit Efeu, die Anpflanzung von heimischen Arten, eine negative Bewertung von Neobiota und asphaltierten Flächen sowie technische Maßnahmen, wie eine insektenfreundliche Beleuchtung.

Neben dem Biodiversitäts-Check der EBBC ist der auf unternehmerische Abhängigkeiten von Biodiversität und Ökosystemleistungen fokussierte "Ecosystem Services Review" (ESR) des WBCSD ein guter Leitfaden zur Risikominimierung und Chancenoptimierung. Das Forstunternehmen Mondi konnte auf Basis der ESR-Analysen seinen kritischsten Produktionsfaktor, den Wasserverbrauch, durch die verstärkte Entfernung invasiver Arten in seinen Plantagen deutlich reduzieren.

Der Verlust der Biodiversität hat seinen Preis. Nur Unternehmen, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der Natur bewusst sind und die Biodiversitätsrisiken in ihr Unternehmensmanagement einkalkulieren, können nachhaltig und effizient Wirtschaften.

Der Artikel erschien am 7. Januar 2013 im österreichischen UmweltJournal.

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