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Essen & Trinken   
Donnerstags fleischlos
Vegetarische Ernährung liegt im Trend
"Fleisch ist ein Stück Lebenskraft" - mit diesem Spruch warb die Agrarwirtschaft jahrelang für die Vermarktung der Produkte aus Schweine-, Rind- und Geflügelhaltung. Heutzutage käme das bei immer mehr Menschen in Deutschland immer weniger gut an. Sie empfinden einen unangenehmen Beigeschmack beim Verzehr von Fleisch. Und verzichten öfter freiwillig und gerne auf Schnitzel, Braten und Wurst. So befürwortet jeder zweite Deutsche einen vegetarischen Tag in der Woche, fand eine Verbraucher-Studie zu Bio-Lebensmitteln und vegetarischen Produkten der auf den Lebensmittelbereich spezialisierten PR-Agentur P.U.N.K.T. PR heraus. Gründe dafür gibt es genug.

Donnerstags "Veggietag"

Bei den Befragten stand zwar der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund, doch auch der Tierschutz und ökologische Gründe nehmen an Bedeutung zu. In vielen Restaurants, Mensen und Schulküchen gibt es bereits eine vegetarische Alternative zu den Fleischgerichten. Reichlich Spielraum für Verbesserungen findet der Vegetarierbund Deutschland dennoch und engagiert sich mit der Initiative "Donnerstag = Veggietag" dafür, dass möglichst viele Städte, Institutionen und Unternehmen für einen vegetarischen Tag in ihren Kantinen sorgen. "Wir erhalten permanent Anfragen von Städten, lokalen Initiativen, Gastronomen und Unternehmen, die einen wöchentlichen Veggietag bei sich etablieren möchten", sagt Sebastian Zösch, Geschäftsführer des Vegetarierbund Deutschland. Dieser hat deshalb eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet: Auf der Internetseite www.donnerstag-veggietag.de finden Interessierte die nötigen Informationen.

Die Fleischfrei-Essen-Initiative ist nicht nur auf Deutschland beschränkt: Am 13. Mai feierte der weltweit erste Veggietag im belgischen Gent seinen ersten Geburtstag. Rund um den Globus haben sich seitdem Initiativen gebildet, die es den Belgiern gleichtun. So hat in Deutschland die Stadt Bremen Anfang diesen Jahres einen vegetarischen Wochentag eingeführt. Was in Belgien schon zum Alltag gehört, findet auch in Deutschland mehr und mehr Zustimmung. In der Umfrage gaben bereits 73 Prozent der Befragten an, sich ab und zu fleischfrei zu ernähren. 45 Prozent davon teilten sogar mit, mindestens einmal pro Woche Fleisch und Fisch von ihrem Speiseplan zu streichen. Die Einführung eines Veggietages halten rund 60 Prozent für eine gute Idee, zwei Drittel davon gaben an, selbst mitmachen zu wollen. Auf Deutschland hochgerechnet entspräche dies rund 32 Millionen Menschen.

less meat - less heat

Nicht nur den Tieren, die unter der industriellen Fleischproduktion leiden, kommt diese Einstellung zugute. Auch das Klima verbessert sich, wenn mehr Menschen sich für eine fleischfreie Ernährungsweise entscheiden. Denn die Aufzucht von Tieren zur Fleischproduktion verbraucht viel Fläche für Weideland und den Anbau von Futtermitteln, dem immer mehr natürlicher Wald und Savanne zum Opfer fällt. So ist Viehwirtschaft heute Hauptursache für die Regenwaldrodung im Amazonasgebiet. Sie entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der bedeutensten Mitverursacher der ernsthaftesten Umweltprobleme, sowohl aus lokaler als auch globaler Perspektive. Die Welternährungsorganisation FAO hat in ihrer Publikation "Livestock´s long Shadow" 2006 den Einfluss der Nutztierhaltung auf die Umwelt gezeigt. Sie erwartet, dass sich die globale Fleisch- und Milchproduktion in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts noch verdoppeln wird. Doch bereits heute ist der Einfluss der Nutztierhaltung auf die Klimaerwärmung nach Angaben der Organisation größer als der des weltweiten Verkehrs. Auch der Wasserverbrauch ist bedeutend: Acht Prozent des globalen Trinkwassers verbraucht der Mensch für die Nutztierhaltung, der direkte menschliche Verbrauch für Trinkwasser, Duschen, Industrie etc. beträgt nur rund ein Prozent.

Hungern im Süden für die Fleischtöpfe der Industrienationen

Das schlagendste Argument für weniger Fleischkonsum ist aber, dass seine Produktion sieben- bis zehnmal soviel pflanzliches Eiweiß benötigt. Der Futtermittel-Anbau wird in industriellem Ausmaß betrieben und benötigt enorme Mengen an Kunstdünger und Pestiziden. Auch deren Herstellung muss in die Klimabilanz des Fleischkonsums eingerechnet werden. So stehen die Flächen für Futtermittelerzeugung nicht mehr für die Ernährung der lokalen Bevölkerung zur Verfügung. Dort, wo der Hunger in den ländlichen Gebieten Asiens und Lateinamerikas, ohnehin groß ist. 70 Prozent des landwirtschaftlich genutzten Landes weltweit geht auf das Konto der Viehhaltung. Da für die "Produktion" von tierischen Lebensmitteln immer größere Landflächen nutzbar gemacht werden, mutieren auch größere Teile natürlicher Landgebiete zu monokulturellen Anbauflächen. Diese Futtermittelproduktion zerstört durch intensive industrielle Bewirtschaftung nicht nur fruchtbare Böden, sondern auch die natürlichen Lebensräume vieler Pflanzen- und Tierarten.

Essen ohne Fleisch

Vielen Vegetariern schmecken Fleisch und Wurst einfach nicht, andere haben ethische Gründe für die fleischlose Ernährung. Das Leid der Tiere, die einzig zum Zwecke des Verzehrs oft in unwürdigen Umständen gezogen und gehalten werden, ist vielen allein Grund genug, fleischlos zu essen.

Vegetarische Ernährung basiert auf pflanzlichen Lebensmitteln, Pilzen und Produkten aus Bakterienkulturen. Viele Menschen, die auf Fleisch verzichten, essen aber Fisch, um zusätzliche Proteine zu bekommen. Ovo-Lacto-Vegetarier essen auch Eier und Milchprodukte, Lacto-Vegetarier Milchprodukte und Ovo-Vegetarier Eier. Diese enthalten, wenn sie nicht befruchtet sind, keinen lebendigen Organismus, daher wird bei ihrem Verzehr kein Lebewesen getötet. Strenge Vegetarier und Veganer meiden alle Lebensmittel tierischen Ursprungs sowie Produkte, die aus toten Tieren hergestellt wurden wie Gelatine, Schmalz oder tierisches Lab, der für die Käseherstellung verwendet wird oder Honig, der ja von Tieren hergestellt wurde. Veganer achten zudem auch bei anderen Produkten darauf, dass sie nicht von Tieren stammen, so bei der Kleidung oder Kosmetika und Medikamenten, die auch ohne Tierversuche erprobt sein sollen.

Vegetarische Ernährung besteht aus Getreide, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Pilzen, Nüssen, Samen, pflanzlichen Fetten und mit Vitamin B12 angereichertem Hefeextrakt. Ein eventueller Eisenmangel lässt sich durch den regelmäßigen Verzehr von Dörrobst, Vollkorn, Blattgemüse, Samen und Hülsenfrüchten verringern. Bei großer Müdigkeit könnte ein Eisenmangel vorliegen, der mit Eisentabletten ausgeglichen werden kann. Ebenso wie ein eventueller Kalziummangel durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel behoben werden sollte.

Wer Tier, Klima und der eigenen Gesundheit etwas Gutes tun will, muss aber nicht gleich Vegetarier werden. Eine ausgewogene Ernährung mit biologisch erzeugten Produkten, dafür etwas weniger Fleisch und Wurst ist eine gute Alternative zur industriellen Agrarproduktion. Filme wie "We feed the world" und "Unser täglich Brot" zeigen, wie respektlos heute mit unseren Nahrungsgrundlagen, tierischen und pflanzlichen, umgegangen wird. Mehr Achtsamkeit und eine bewusstere Lebensweise tut not - auch wenn Agrarlobby und Lebensmittelkonzerne mit markigen Sprüchen für noch mehr Konsum werben - heißt weniger letzten Endes auch hier mehr: Nämlich Lebensqualität für Tier und Mensch.

Andrea Reiche

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Informationen zur fleischlosen Ernährung
gibt der Vegetarierbund Deutschland e. V., Blumenstraße 3, 30159 Hannover auf seiner Internetseite www.vebu.de.
Der Vegetarierbund (VEBU) wurde 1892 als Interessenvertretung vegetarischer Lebensstile gegründet. Im VEBU finden sich Menschen zusammen, die vegetarisch oder vegan, seit kurzer Zeit oder schon seit Generationen, "fleischlos glücklich" leben. Der VEBU ist unabhängig von Wirtschaftsverbänden sowie weltanschaulich und parteipolitisch neutral. Ziel des Verbandes ist es, den Fleischkonsum in der Gesellschaft deutlich zu senken sowie die vegetarische Lebensweise als attraktive Alternative möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen.

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"Vegetarisch" und "Vegan" bald gesetzlich geschützt

Europaweit sollen "vegetarisch" deklarierte Lebensmittel per Gesetz keinerlei Stoffe getöteter Tiere enthalten dürfen. Die Einführung einer einheitlichen und klar definierten Produktbezeichnung macht es in Zukunft leichter, vegetarisch hergestellte Lebensmittel zu definieren. Artikel 35 des neuen Lebensmittelinformationsgesetzes besagt, dass "der Begriff ´vegetarisch´ nicht auf Lebensmittel anzuwenden ist, bei denen es sich um Erzeugnisse handelt oder die aus oder mithilfe von Erzeugnissen hergestellt werden, die aus verendeten, geschlachteten oder aufgrund ihres Verzehrs zu Tode gekommenen Tieren gewonnen wurden. Der Begriff ´vegan´ ist nicht auf Lebensmittel anzuwenden, bei denen es sich um Tiere oder tierische Erzeugnisse handelt oder die aus oder mithilfe von Tieren oder tierischen Erzeugnissen (einschließlich Erzeugnissen von lebenden Tieren) hergestellt wurden." Bevor die Definitionen in Kraft treten, müssen noch die EU Mitgliedsstaaten im Rat zustimmen.


 
Quelle: Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
http://www.derspatz.de/
derSpatz@t-online.de
    

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