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Presse-Stelle:  Circle Products GmbH, D-13347 Berlin
Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 05.11.2018
Zahlen wir wirklich faire Preise?
Ein Kommentar von Coffee Circle Gründer Martin Elwert.















© Coffee Circle
Die letzten Wochen hat Martin Elwert, Gründer von Coffee Circle, viel über die Preise nachgedacht, die sein Unternehmen seinen Rohkaffee-Partnern bezahlt. Grund hierfür ist die bedenkliche Entwicklung des Weltmarktpreises für Kaffee, der im September das erste Mal seit über 10 Jahren unter die Marke von 1 USD/lb (Pfund) gefallen ist und damit ein alarmierendes Tief erreicht hat. Zwar ist der Weltmarktpreis losgelöst von den Preisen, die Coffee Circle zahlt, dennoch trifft diese aktuelle Entwicklung selbst deren Partner weltweit hart.

Martin Elwert
Martin Elwert, 37 Jahre, gründete 2010 das Berliner Kaffee-Startup Coffee Circle. Die Vision dahinter: den besten Kaffee der Welt anbieten und dabei den Kaffeebauern in den Anbauländern ein besseres Leben ermöglichen. "Nur wer die Umstände der Kaffeebauern versteht, kann mit den Kaffeebauern vor Ort gemeinsam etwas bewirken und langfristige Lösungen entwickeln, die ohne einseitige Abhängigkeit funktionieren" lautet das Credo, unter dem Martin Elwert sein Know-How einbringt. Seine Erfahrungen teilte Martin Elwert auch als Speaker, u.a. bei der Next Generation Food oder beim Entrepreneurship Summit.

Der Weltmarktpreis in Kürze
Der Weltmarktpreis ist ein Durchschnittspreis über alle weltweit gehandelten Kaffees, unabhängig von Qualität, Ursprungsland und Herstellungskosten. Das bedeutet, dass Kaffeeplantagen, deren Kaffee effizient von Maschinen geerntet wird, den selben Preis für ihre Ware bekommen, wie beispielsweise ein äthiopischer Kleinbauer, der die Kaffeebäume in seinem Garten per Hand erntet.

Wie konnte der Weltmarktpreis für Kaffee so weit abfallen?
Grundsätzlich sind die Gründe für Preisschwankungen im Kaffeehandel vielschichtig. Lassen wir den Einfluss von Hedgefonds und deren Wetten auf steigende und fallende Preise außer Acht, ist der Kerntreiber ganz klassisch das Angebot und die Nachfrage nach Kaffee. D.h. wenn wir eine starke Ernte haben, ist viel Kaffee vorhanden und der Preis sinkt. Bei der Befürchtung einer knappen Ernte, steigt der Preis. Aktuell sehen wir eine jährlich wachsende weltweite Überproduktion von Kaffee. Laut der International Coffee Organization ist der internationale Verbrauch von Kaffee mit 162 Millionen Bags, im Vergleich zum Vorjahr, um ca. 1,8 % gestiegen. Die Kaffeeproduktion übersteigt diesen Wert aber um 2,6 Millionen Bags. Dieses Überangebot senkt den Kaffeepreis.

NICE TO KNOW : Kaffeebohnen
Kaffeebohnen werden in "bags" gehandelt, dabei enthält ein bag 60 kg grüne Kaffeebohnen. Die Röstung dieser wird in der Regel vom Käufer selbst vorgenommen, um eine frische Röstung zu garantieren und durchgehend am Kaffeegeschmack zu arbeiten.


Was bedeuten die sinkenden Kaffeepreise für den Farmer?
Da wir nur einen Teil der gesamten Ernte unserer Partner abkaufen, wird das restliche Volumen über andere Wege vertrieben. Oft wird dieser Restbestand über lokale Börsen, die mit den Weltmarktpreisen korrelieren, verkauft, obwohl der Spezialitätenkaffee mit einem weitaus höheren Aufwand produziert wird. Damit fällt die Mischkalkulation der Kooperative am Ende der Ernte deutlich schlechter aus. Es bedarf nicht viel Wissen, um daraus abzuleiten, dass bei einem so geringen Weltmarktpreis kein Kaffeefarmer auf der Welt profitabel arbeitet.

Wir vermuten, dass bei dem aktuellen Weltmarktpreis die Produktionskosten von Kaffee höher sind als der Preis, den die Farmer dafür erhalten. Und das ist alarmierend, da Kaffee für Millionen von Farmern und ihre Familien eine existentielle Lebensgrundlage darstellt.

Den Weltmarktpreis als Vergleichswert für eine faire Bezahlung heranzuziehen, ist grundlegend falsch. Warum?
Die Produktionskosten pro Land sind so unterschiedlich, dass wir deshalb nicht wissen, ob wir den äthiopischen Farmer fair entlohnen, obwohl wir das 4-fache des Weltmarktpreises an ihn bezahlen. Der Weltmarktpreis ist deshalb kein valider Vergleichswert, um daraus eine faire Bezahlung abzuleiten. Und die Tatsache, dass dieser bis heute der beste Referenzpunkt ist, den wir in Bezug auf faire Kaffeepreise haben, reicht uns nicht mehr aus.

Mit dieser Problematik sind wir aber nicht alleine. Das gilt vor allem für die Specialty Coffee Szene, bei der insbesondere der transparente Handel sowie faire Löhne für Kaffeebauern im Vordergrund stehen. Das soll heißen, bei allen, die direct trade","farm gate","fair xyz", etc. versprechen, kenne ich niemanden, der sich zu 100% sicher sein kann, dass er einen wirklich fairen Preis bezahlt, es sei denn er baut seinen Kaffee selber an. In der Regel hört die Transparenz beim Einkaufspreis (sog. FOB-Preis) auf, für den wir unseren Kaffee bei unseren Partner-Kooperationen einkaufen. Dieser wird dann mit dem Weltmarktpreis verglichen.

NICE TO KNOW: Hauptmerkmale von Spezialitätenkaffee
Ähnlich wie bei Wein wird der Geschmack eines Kaffees anhand international genormter Tastings bewertet. Kaffees, die mehr als 80 Punkte erreichen, bezeichnet man als Specialty Coffee oder Spezialitätenkaffee. Der Begriff "Specialty Coffee" beschreibt die Qualität des Rohkaffees und das Konzept, dass spezielle geographische Anbaugebiete und Mikroklimata Kaffees mit besonderen Geschmacksprofilen hervorbringen.


Aus dem Vergleich jedoch abzuleiten, dass ein x-facher Weltmarktpreis fair ist, ist ähnlich irreführend bzw. schlicht falsch. Ebenso wie zu behaupten, Fair Trade sorgt für faire Preise. Die zugrundeliegende Problematik ist dabei die gleiche: der Vergleich mit einem weltweiten Durchschnittspreis - ohne dabei die Produktionskostenunterschiede einzelner Länder zu berücksichtigen. Das einzige, was wir daraus ableiten können ist, dass wir fairer bezahlen als der Weltmarkt, aber nicht ob der Kaffeepreis, den wir zahlen, wirklich gerecht ist, also ob der Kaffeepreis über den Produktionskosten liegt.

Was können wir dagegen tun?
Als Coffee Circle werden wir weiterhin Kaffeepreise zahlen, die weit über dem Weltmarktpreis liegen. Doch das allein reicht nicht mehr aus: Um sicherzustellen, dass Kaffee unseren Partnern eine Perspektive bietet und dass wir faire Preise zahlen, müssen wir einen Schritt weiter gehen und die Produktionskosten unserer Partner ermitteln.

Da diese ihre Produktionskosten aber selbst meist nicht kennen, liegt unsere Herausforderung nun darin, das gemeinsam mit ihnen herauszufinden. Am Ende wäre Specialty Coffee unter diesen Umständen nämlich nicht die Lösung aus der Armut, sondern der Weg in die Armut. Und das wäre das Gegenteil von dem, wofür wir angetreten sind.

Produktionskosten
Die Produktionskosten umfassen alle auftretenden Kosten, die der Farmer trägt, bis er seine frisch geernteten Kaffeekirschen an (s)eine Kooperative verkauft, wo die Kaffeekirschen vieler Farmer gewaschen und getrocknet werden. Diese Kosten sind schwer zu erfassen, da man nicht genau sagen kann, wie viele Menschen auf der Kaffeefarm beschäftigt sind und welche Kosten für die Instandhaltung der Kaffeefarm anfallen.

Offen gesagt: Aktuell wissen wir nicht, wie hoch die Produktionskosten unserer Partner sind - und wir sind überzeugt, dass das für die meisten Kaffeehändler gilt. Aus diesem Grund hinkt der Vergleich mit dem Weltmarktpreis. Auch wenn wir selbst den Vergleich zum Weltmarktpreis oft genutzt haben, da er leicht verständlich ist, fühlen wir uns damit zunehmend unwohl.

Was heißt das für uns konkret?
Wir sind aktuell dabei, ein Projekt in Äthiopien aufzusetzen, um das erste Mal die realen Produktionskosten unserer Partner abzubilden. Unser Credo "Nur wer die Umstände der Kaffeebauern versteht, kann mit den Kaffeebauern vor Ort gemeinsam etwas bewirken und langfristige Lösungen entwickeln, die ohne einseitige Abhängigkeit funktionieren" kommt auch hier in der engen Zusammenarbeit mit unseren Farmern zum Tragen: Indem wir sie während der Ernte begleiten, können wir herausfinden, wieviel Zeit, Energie und Ressourcen 1 kg Kaffee wirklich braucht. Die Ergebnisse dieses Projektes sollen uns dann zeigen, was wir unter den lokalen Bedingungen zahlen müssen, um unsere Partner wirklich fair zu entlohnen. Nur so können wir sichergehen, dass unsere Partner in Specialty Coffee zurecht eine Perspektive sehen.

Wir hoffen, dass wir das Projekt bereits in der kommenden Ernte im Oktober starten können. Ist der Pilot erfolgreich, werden wir diesen Ansatz Schritt für Schritt ausweiten.

Coffee Circle
Das Berliner Kaffee-Startup Coffee Circle wurde 2010 von Martin Elwert gegründet. Coffee Circle steht für exzellenten Kaffee, der vielen Menschen ein besseres Leben ermöglicht. Geschäftsführer und Kaffeeexperte Martin Elwert ist für die Umsetzung der zahlreichen Projekte von Coffee Circle verantwortlich. Sein Credo: "Nur wer die Umstände der Kaffeebauern versteht, kann mit den Kaffeebauern vor Ort gemeinsam etwas bewirken und langfristige Lösungen entwickeln, die ohne einseitige Abhängigkeit funktionieren". Pro verkauftem Kilogramm Kaffee fließt 1 € in Projekte, die gemeinsam mit den Menschen vor Ort umgesetzt werden. Die Kaffeebohnen verarbeitet Coffee Circle in der eigenen Rösterei in Berlin-Wedding. Heute arbeiten 52 Mitarbeiter bei Coffee Circle in Berlin, die durchschnittlich 10.000 Bestellungen im Monat erhalten. Alle Coffee Circle Produkte werden online über www.coffeecircle.com vertrieben.


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