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| ECO-News - die grüne Presseagentur |
Presse-Stelle: | Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden |
Rubrik: | Mobilität & Reisen Datum: 27.10.2018 |
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Leben wir in einer Demokratie oder in einer Auto-kratie? |
Ein Kommentar von Franz Alt |
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Wenn deutsche Autofirmen gegenüber China, Japan, Korea oder auch gegenüber Tesla das E-Auto verschlafen, sind natürlich wieder die Anderen Schuld oder die fehlenden Ladesäulen.
Die deutsche Automobilindustrie ist wirklich sehr deutsch: Sie arbeitet seit Jahrzehnten nach dem Motto "Hauptsache dagegen".
Als in den 70-iger Jahren der Anschnallgurt vorgeschrieben werden sollte, war der damalige VW-Chef Lotz mit dem abenteuerlichen Argument dagegen: "Sicherheit verkauft sich nicht." Mit Gurt fahre kein Mensch mehr Auto. Es war die Zeit als auf Deutschlands Straßen bis zu sechsmal mehr Menschen starben als heute. 1976 kam die Gurtpflicht und es wurden danach mehr Autos gekauft als zuvor.
Als Mitte der Achtziger Jahre der Drei-Wege-Katalysator vorgeschrieben wurde, waren die deutschen Autobauer wieder dagegen: Der Katalysator werde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobile vernichten, tönte es aus den Chefetagen von Daimler und Co. 1989 wurde der Katalysator schließlich vorgeschrieben und es wurden mehr deutsche Autos exportiert als zuvor.
Und heute wird von den deutschen Autobauern ebenso heftig gegen bessere Umweltstandards beim Diesel und auch gegen die rasche Produktion von E-Autos polemisiert. VW-Chef Diess hat soeben von einem "Feldzug gegen die individuelle Mobilität und damit gegen das Auto" gejammert und zugleich von einer "beinahe hysterischen Stickoxid-Diskussion" gesprochen. Dass es dabei um tausende Menschenleben geht, scheint ihm schnuppe zu sein. Stattdessen drohte er wieder einmal mit dem "Verlust von 100.000 Arbeitsplätzen". Dabei tut er so als hätten beim Dieselskandal nicht die Autobauer getrickst, sondern die Käufer oder die Umweltverbände. Wiederum gilt: Hauptsache dagegen!
Wer gefährdet wirklich die Jobs in der deutschen Automobilwirtschaft?
Wenn deutsche Autofirmen gegenüber China, Japan, Korea oder auch gegenüber Tesla das E-Auto verschlafen, sind natürlich wieder die Anderen Schuld oder die fehlenden Ladesäulen. Jetzt hat auch das Kraftfahrtbundesamt Strafanzeige gegen Opel gestellt - wegen krimineller Machenschaften. Ex-Audi-Chef Stadler sitzt bereits im Gefängnis und Ex-VW-Chef Winterkorn droht Gefängnis in den USA.
Wer also gefährdet wirklich die Jobs in der deutschen Automobilwirtschaft? Doch eher die Autobosse selbst als strengere Umweltauflagen. In den USA musste VW bereits viele Milliarden Dollar Strafe bezahlen. Auch dafür ist nicht die Umwelt verantwortlich, sondern kriminelle deutsche Automanager.
Leben wir in einer Demokratie oder in einer Auto-kratie?
Es ist auch nicht die böse Politik, welche VW, Daimler oder BMW zu hohe Auflagen vorschreibt, eher hat die Politik den Tricksereien allzu lange tatenlos zugesehen. Immer mehr stellt sich die Frage: Leben wir in einer Demokratie oder in einer Auto-kratie?
Auch die Autobauer werden lernen müssen, dass es in Deutschland mehr Wählerinnen und Wähler als Autofahrer gibt. VW-Chef Diess meint, es sei sehr fraglich, ob in zehn Jahren die deutsche Autoindustrie noch zur Weltspitze gehören wird. Da hat er völlig recht. Aber das hängt in erster Linie von den deutschen Autobauern selbst ab.
Mit "Hauptsache dagegen" und mit kriminellen Machenschaften wird weder die Gesellschaft noch die Autowirtschaft zukunftsfähig. Weder Arroganz noch Selbstherrlichkeit, sondern nur neues Denken und ein radikaler Wandel wird den alten Erfolg zurückbringen.
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