Ein Beitrag aus dem ECO-News Presseverteiler, der Ihnen von ECO-World.de zur Verfügung gestellt wird.
In der Rubrik:   
Umwelt & Naturschutz   
Baden in der Natur
Nicht jeder Fluss und jeder See ist zum Schwimmen geeignet
See statt Schwimmbad, Baden ohne Technik und Chemie - doch nicht jeder Fluss und jeder See ist zum Schwimmen geeignet. Blaualgen, Vibrionen, Strömungen, Untiefen und Pflanzenbewuchs können für die Badenden gefährlich werden.

Was sind Blaualgen oder Cyanobakterien?
Nicht jeder Fluss und jeder See ist zum Schwimmen geeignet. Foto: ThorstenF, pixabay.com
Cyanobakterien werden umgangssprachlich als Blaualgen bezeichnet, denn in hohen Konzentrationen färben Sie das Wasser blaugrün. Die Bakterien können verschiedene Beschwerden verursachen: Manche reizen die Haut, andere produzieren Gifte und können gefährlich werden, wenn sehr viel dieses Wassers verschluckt wird. Recht häufig enthalten Cyanobakterien Lebergifte, die über einen längeren Zeitraum und in hohen Konzentrationen aufgenommen, zu Leberschäden führen können. Wenn Sie in knietiefem, blaugrünem Wasser Ihre Zehen nicht mehr sehen, sollten Sie dort nicht baden, da dann zu viele Cyanobakterien im Wasser sind.

Cyanobakterien als Aufwuchs
Cyanobakterien können nicht nur im Wasser schwebend (als sogenanntes Plankton) vorkommen, sondern auch als Schicht auf Oberflächen wachsen (Aufwuchs) - d.h. auf Sedimenten, Bauteilen von Stegen, Steinen, Unterwasserpflanzen. In Deutschland sind im vergangenen Jahr (2017) erstmals toxische Cyanobakterien im Bereich von Wasserpflanzen beobachtet worden. In dem Maße, in dem Gewässer wieder klarer werden, wachsen auch wieder verstärkt Unterwasserpflanzen. Dies ist eine erfreuliche Entwicklung, zum einen für den Naturschutz, denn die Artenvielfalt nimmt wieder zu und die Gewässer nähern sich stärker ihrem natürlichen Zustand. Zum anderen aber auch für die Menschen, zum Beispiel zur Trinkwassergewinnung und zum Baden. Denn im klaren, nährstoffarmen Wasser sind kaum planktische Cyanobakterien. Allerdings können sie verstärkt als Aufwuchs vorkommen, vor allem auf Unterwasserpflanzen.

Belastung mit Bakterien
Aktuelle Hinweise zu Vibrionen (Stand 02.08.2018)
In der Ostsee können aufgrund der hohen Temperaturen derzeit vermehrt Vibrionen im Wasser vorkommen. Eine Infektion mit Vibrionen kann eine seltene, aber ernstzunehmende Erkrankung darstellen. Risiken bestehen hauptsächlich für Menschen mit geschwächtem Immunsystem (z.B. einer HIV-Infektion), chronischen Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) und Lebererkrankungen sowie für Personen mit oberflächlichen oder tiefen Hautverletzungen. In diesen Fällen sollte bei einer Warnung vor Vibrionen das Baden in diesen Gewässern sowie der Konsum von rohem Fisch oder Meeresfrüchten aus diesen Bereichen vermieden werden.

Schlechte Wasserqualität, zum Beispiel durch Einleitung von geklärten Abwässern, bei der auch Krankheitserreger ins Wasser gelangen, kann man als Badender nicht "mit bloßem Auge" erkennen. Krankheitserreger können unter anderem zu Durchfallerkrankungen oder Augen- und Ohreninfektionen führen. Bei zu hohen Belastungen gibt es ein Badeverbot.

Hinweise auf Verschmutzungen können sein:
  • sichtbare Einleitungen von Abwasser oder Regenwasser
    landwirtschaftliche Nutzung (Viehhaltung, Gülleausbringung) oder Kläranlagen in direkter Badegewässernähe
  • große Anzahl von Wasservögeln auf dem Badegewässer
  • sichtbare Verschmutzung am Ufer eines Badegewässers z. B. größere Mengen an Hunde- oder Vogelkot. Entenfutterstellen eignen sich nicht zum Baden!

Informieren Sie sich über die Wasserqualität im Internet und nutzen Sie Badegewässer mit ausgewiesener Qualität. Hierfür werden regelmäßig Wasserproben genommen und auf zwei Indikatorbakterien für eine fäkale Verschmutzung untersucht: Escherichia coli und intestinale Enterokokken. Die aktuellen Ergebnisse der Untersuchungen können für jedes Badegewässer auf den Internetseiten der Bundesländer eingesehen werden. Eine Übersicht gibt es online.

Hautprobleme durch Zerkarien
Wenn man vom Baden mit einem juckenden Hautausschlag zurückkommt, waren möglicherweise Zerkarien am Werk. Zerkarien sind winzige Larven von Saugwürmern, die eigentlich Wasservögel befallen aber manchmal auch versuchen, in die Haut von Menschen einzudringen. Die Zerkarien sterben in der Haut ab, lösen aber Hautreaktionen aus, die bei Erstkontakt zu kleinen roten Pusteln und bei mehrmaligem Kontakt auch zu größeren juckenden Quaddeln, die ein bis zwei Wochen anhalten, führen können.

Badende können den Kontakt mit Zerkarien verringern, indem sie flache Uferbereiche mit Pflanzen und Wasservögeln meiden, nach dem Baden die Kleidung wechseln und sich mit einem Handtuch kräftig abtrocknen. Ganz vermeiden lässt sich der Kontakt bei starkem Befall in einem Badegewässer aber nicht. Sollte es bei Ihnen nach dem Schwimmen zu einem Befall mit Zerkarien gekommen sein, informieren Sie bitte die zuständige Überwachungsbehörde darüber.

Unfällen vorbeugen
  • Baden Sie in angemeldeten Badegewässern. Diese Badegewässer werden regelmäßig auf ihre Wasserqualität und Gefahren wie Felsen oder starke Strömungen geprüft
  • Beachten Sie Badeverbote an einem Gewässer oder wenn vom Baden darin abgeraten wird
  • Kinder, die noch nicht gut schwimmen können, jederzeit im Auge behalten.
  • Das Seepferdchen-Abzeichen ist nicht ausreichend für eigenständige Wasseraktivitäten. Erst ab dem Jugendschwimmabzeichen Bronze (früher Freischwimmer genannt) sind Kinder einigermaßen geübte Schwimmer.
  • Ältere Personen sollten sich nicht überanstrengen
  • Viele ältere Personen sind keine geübten Schwimmer und können an unerkannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Die Anzahl der Todesfälle bei Älteren nimmt seit einigen Jahren zu, vermutlich häufig in Folge von Selbstüberschätzung.
  • Niemals in unbekannte Gewässer springen
  • Untiefen können beim Sprung ins unbekannte Gewässer zu schweren Verletzungen (Knochenbrüchen, Querschnittslähmung) oder Tod führen.
  • Strömungen beachten
  • Auch geübte Schwimmer können durch starke Strömungen abgetrieben werden. Warnungen vor starken Strömungen oder Sturm unbedingt ernst nehmen.
  • Nicht durch Unterwasserpflanzen erschrecken lassen
  • Unterwasserpflanzen können sich beim Schwimmen in den Beinen verfangen. Dann gilt es Ruhe zu bewahren und sich einfach wieder davon zu befreien. Es gibt keine Unterwasserschlingpflanzen, die den Schwimmer aktiv einwickeln und ins Wasser ziehen.
  • Niemals nach Alkoholkonsum an Wasseraktivitäten teilnehmen
  • Hoher Alkoholkonsum ist oft die Ursache für tödliche Badeunfälle, da es hierdurch zu einer Überschätzung der Kräfte und zu einer schnelleren Auskühlung kommt.
  • Nicht bei Gewitter baden
  • Im Wasser besteht die Gefahr, durch Blitzschlag zu sterben.

Europäische Badegewässerqualität und die Blaue Flagge
Badegewässer werden während der Badesaison nach europaweit geltenden Standards regelmäßig auf ihre hygienische Wasserqualität untersucht und dementsprechend nach "sehr gut", "gut", "ausreichend" oder mangelhaft eingestuft. Über die Wasserqualität informieren europaweit einheitliche Symbole, die gut sichtbar am Badegewässer ausgehängt werden sowie die Internetseiten der Bundesländer.Für Deutschland vergibt die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung (DGU) zudem alljährlich die "Blaue Flagge" als Umweltauszeichnung an Badestellen, die neben einer ausgezeichneten Wasserqualität auch Anforderungen hinsichtlich des Umweltmanagements, der Umweltkommunikation, Strand-Service und Sicherheit erfüllen.

Bewertet werden unter anderem
  • umweltgerechte Abfallentsorgung
  • Sanitäreinrichtungen
    Sicherheitseinrichtungen und
  • die Aufklärung von Touristen und Einwohnern zu umweltgerechtem Verhalten

 
Quelle: Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, D-06844 Dessau-Roßlau
http://www.umweltbundesamt.de
buergerservice@uba.de
    

Artikel drucken   Fenster schließen