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Leserbrief zu "Wo geht die Reise hin?" in der LZ vom 8.8.2009:
Rentable Bauernhöfe durch echte Interessenvertretung
Es ist schon peinlich, wenn die beiden interviewten Vertreter des Landvolks (Bauemverband) die Landwirte belehren wollen, sie müssten sich mit den Kosten und dem Markt intensiver beschäftigen. Das haben die Bauern seit vielen Jahren sehr professionell gemacht. Leider hat ihnen die Politik die Märkte kaputt gemacht, indem sie - im Interesse einiger überschuss¬produzierender Ellenbogenbetriebe und der Ernährungsindustrie - zu immer höheren Überschüssen anreizte und dies durch immer höhere Milchquoten und durch Saldierungsmodelle (Überschuss-Bezahlung) flankierte.

Der Bauernverband hat das alles voll gepusht, zuletzt im letzten Herbst mit der Aufforderung an die Agrarminister, die beim Milchstreik gemachten Zusagen zur Mengenreduzierung gegenüber dem Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) zurück zu nehmen. Die Folge sind jetzt ruinöse Preise, mit denen weder größere noch kleinere Milchbetriebe überleben können. Dies als normale "Marktschwankungen" zu bezeichnen, ist schon fast zynisch. Und die Aussage, man müsse die Schwankungen ausgleichen (zwischen dem mal kurzfristig kostendeckenden Milcherzeugerpreis von 40 Cent und den jetzigen ruinösen 20 Cent), ergibt natürlich keinen kostendeckenden Erlös, sondern weiter Billigstmilch im Interesse der Molkereien.

Und da redet Herr Wischmann davon, "mit Verzögerung" werde sich auf dem Markt ein höherer Preis einstellen - durch die Ruinierung und das Ausscheiden von Bauern. Die Folge wäre eine Produktion der Übriggebliebenen zu Niedrigstkosten, zu Lasten von Bauern, Dörfern, Regionen, Umwelt und Tieren. Dieses Gerede vom "freien Markt" (ohne Regeln und ohne eine Bündelung der Bauern-Interessen) nützt ausschließlich der Milchindustrie. Unglaubwürdig, wenn dies jemand predigt, der selber mit seiner Biogasproduktion im vollständig subventionierten Bereich tätig ist!

Das systematische Bauernlegen kommentieren die Landvolkvertreter dann auch noch damit, "das Bild von Landwirtschaft aus dem Bilderbuch" gehe eben zu Ende. Dabei geht es längst nicht mehr um den Erhalt einer "Bilderbuch-Landwirtschaft", sondern mittlerweile um den Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft mit gut strukturierten Familienbetrieben in eigentlich rentablen Größenordnungen.

Wir brauchen deshalb dringend eine wirkliche Interessenvertretung wie den BDM, der sich für faire Erzeugerpreise (durch Mengenreduzierung) einsetzt und der sich nicht (wie der Bauernverband) nur als immer billigerer, agrarindustrieller Rohstofflieferant und Anhängsel von Raiffeisen und Ernährungsindustrie begreift.
Der Bauernverband vertritt im wesentlichen nur noch die Interessen einiger weniger Wachstums-Fetischisten und von Raiffeisen. Er unterstützt sogar massiv den Aufbau von Agrarfabriken und Massentierhaltung - in den neuen Bundesländern und auch hier bei uns. Fast schon komisch, wenn die beiden Interviewten meinen, mit dieser Politik könne man "das Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit verbessern". "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" und "Faire Preise durch eine konsequente Interessenvertretung" - das ist jetzt angesagt!

Eckehard Niemann, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
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