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Sind Europas Bienen noch zu retten?
Mehr junge Imker und Bio-Honig braucht das Land Von Norbert Suchanek
Bienen sind ein entscheidendes Element des Ökosystems Erde. Ohne sie gäbe es zahlreiche Früchte von Erdbeeren bis Äpfel, Birnen oder Kirschen und viele andere den Menschen dienliche Pflanzenarten nicht. Dabei gibt es Bienen schon erheblich länger als die Menschheit. In Bernstein eingeschlossene Exemplare beweisen, dass diese nützlichen Insekten seit über 50 Millionen Jahren auf unserem Planeten summen und unermüdlich Blüten bestäuben. Damit könnte allerdings in Europa bald Schluss sein. Anfang des Jahres klagten Imker in ganz Europa über sterbende Bienenvölker. Die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe warnte vor dem möglicherweise "größten Bienensterben aller Zeiten." Bis zu 13 Milliarden Bienen könnten verenden.

Schätzungsweise sind über 250.000 Bienenvölker von insgesamt rund 800.000 Bienenvölker in Deutschland eingegangen. Bayerische Imker beklagten einen Verlust von 30 bis 50 Prozent ihrer Bienenvölker. In der Region Garmisch-Partenkirchen verloren Imker sogar 70 Prozent ihres Bestandes. Bio-Imker hat es genauso getroffen wie konventionelle Imker, Hobby-Bienenzüchter genauso wie gewerbsmäßige Imker. Fast logisch, dass die Preise für Honig im Juli um satte 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr anstiegen sind. Dabei gelten die Deutschen als unumstrittene Weltmeister im Honig-Schlecken. Im Schnitt verzehrt jeder Deutsche jährlich rund 1,2 Kilogramm Honig. 80 Prozent unseres Honigs importieren wir aber aus aller Herren Länder, vor allem aus Argentinien und Mexiko. Auf dem Glas oder der Verpackung steht die wahre Herkunft allerdings in den seltensten Fällen drauf.

Doch an was gingen nun die Bienenvölker konkret massenhaft zugrunde? Das, so die Fachleute, habe mehrere Ursachen. Zum einen können bestimmte Pflanzenschutzmittel, die beispielsweise im Raps eingesetzt werden, die Bienenvölker geschädigt haben. Als Bienenkiller kommen nach Meinung einiger Forscher auch bestimmte Pestizid-Cocktails in Frage. Hauptverantwortlich für das Bienensterben soll aber ein Parasit sein: die Varroa-Milbe, die sich vom Blut der Bienen nährt. Sie schädigt Larven und erwachsene Bienen gleichermaßen und verursacht schwerwiegende Entwicklungsstörungen. Als Überträger schleppt sie überdies Krankheitserreger wie Viren in den Bienenstock ein. Milde Winter und der feuchte Sommer im vergangenen Jahr hatten zur massiven Ausbreitung der für Bienen gefährlichen Milbe bei uns beigetragen.

Demeter-Imker Günter Friedmann, der vergangenen Januar mit dem Förderpreis Ökologischer Landbau für seine besonders artgerechte Bienenhaltung ausgezeichnet wurde, hat für das Bienensterben noch eine weitere Erklärung. "Durch die intensive Landwirtschaft", so Friedmann, "herrscht in einer weitgehend ausgeräumten Feldflur Mangel an Nektar und vor allem an Blütenpollen für die Insekten." Dadurch würden sie geschwächt und anfälliger für Krankheiten. Das Nahrungsangebot für Honigbienen und andere Insekten habe sich vor allem dadurch verschlechtert, dass es kaum noch blühende Wiesen gäbe. Die Bauern würden zunehmend Silage statt Heu bereiten und so bis zu sieben Mal im Jahr mähen, meist vor der Blüte, klagt Friedmann. In den Feldkulturen fänden die Bienen durch die chemische Unkrautregulierung ebenfalls keine Nahrungsquellen mehr.

Der weltweite Handel mit Königinnen und Bienentransporte zwischen den Kontinenten ist gleichfalls verantwortlich für das Bienensterben. Denn die Varroa-Milbe stammt ursprünglich aus Asien und ist erst vor rund 30 Jahren mit importierten Bienen nach Europa und Deutschland gelangt. Inzwischen gilt auch der erst kürzlich – dank des Globalen Bienenhandels - eingeschleppte Kaschmir-Bienenvirus als ein weiterer Grund für das Bienensterben.

Des einen Leid ist des andren Glück: Das heiße Wetter im Juli und August sorgte zwar dafür, dass sich die Bienenvölker wieder erholen konnten und die heimische Honigproduktion höher ausfiel als befürchtet. Österreichische Imker meldeten sogar die höchsten Rekordhonigerträge der letzten Jahrzehnte mit rund 30 Kilogramm Honig je Bienenstock. Doch der nächste, aufgrund des "entfesselten" Globalen Marktes ausgelöste Bienengau steht vor der Tür: Der südafrikanische Bienenstockkäfer. Irgendwie ist er über Importe schon nach Florida gelangt und hat von dort aus inzwischen Nordamerika erobert. Falls er mit Bienenkäufen nach Europa gelangen sollte, werde der Käfer die europäische Imkerei in Zukunft vor weitaus größere Probleme stellen, als alle hier bisher bekannten Bienenkrankheiten, befürchten die Fachleute. Sie warnen deshalb die europäischen Imker davor, die jüngst in Deutschland eingegangenen Bienenvölker durch Zukäufe aus den USA oder anderen fernen Ländern wie Neuseeland zu ersetzen. Schließlich könnten noch weitere, gefährliche Bienen-Krankheiten in fernen Ländern schlummern.

Eine gleichfalls nicht zu unterschätzende, aber diesmal hausgemachte "Bienenkrankheit" ist das bevorstehende Imkersterben! Das Durchschnittsalter der Imker liegt nämlich heute schon, so die Zahlen des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums, bei 60 Jahren. Ausreichend Nachwuchs für den risikoreichen, aber in der Regel unterbezahlten Beruf ist nicht in Sicht, was einer Katastrophe für die gesamte heimische Fauna und Flora gleichkommt. Denn ohne Imker, keine Bienen.

Zwar gibt es auch noch einige Wildbienen in unserer leider weitestgehend "flurbereinigten" Landschaft. Doch von 481 Wildbienenarten, die es vor rund 25 Jahren noch in deutschen Landen gab, sind weitere 42 inzwischen bei uns ausgestorben. Staatlich "angeordnete" Flurbereinigung, Pestizide und Flächenversiegelung haben ihnen den Garaus gemacht. Ob diese nützlichen Wildbienen in Deutschland das 21. Jahrhundert überleben werden ist fraglich. Nach Einschätzung von Fachleuten reiche die Einrichtung der verschiedenen Naturschutzgebiete nämlich nicht aus, um die Wildbienenarten verlässlich zu schützen. Aber ohne die Bestäubung durch wilde oder Imker-Bienen drohen allen mehr als 1.500 Wildpflanzenarten aus unserer Landschaft auszusterben - und mit ihnen viele von ihnen abhängige Tiere wie Schmetterlinge und Vögel.<

Was ist Bio-Honig

Mit Sicherheit nutzt die Menschheit schon von Beginn an den Honig von Bienen. Anfangs wurde er freilich noch überwiegend wild gesammelt wie heute noch in den tropischen Ländern üblich. Dennoch zählt der Imker zu den ältesten Berufen. Archäologische Funde zeigen, dass bereits 7000 Jahre vor unserer Zeitrechnung Bienen im Osten der Türkei gehalten wurden. Aber was unterscheidet nun Bio-Honig von konventionellem Honig und Bio-Imker von ihren konventionellen Kollegen? Da ein Bienenvolk eine Fläche von etwa 100 Quadratkilometern nach Nektar abliegt, sei für eine ökologische Bienenhaltung weniger der Standort als vielmehr die Betriebsweise des Imkers entscheidend, schreibt Bio-Imker Utto Baumgartner vom Biokreis Ostbayern in den "Bio-Nachrichten". Der Standort der Bienen müsse jedoch ausschließen, dass Bienen-Produkte zusätzlich mit Schadstoffen belastet werden. Die Bienen seines Öko-Anbauverbandes wohnen in sogenannten Beuten aus natürlichen Baustoffen, üblicherweise aus Holz, zum Teil auch aus Stroh oder Lehm. Baumgartner: "Materialien wie Styropor und andere Kunststoffe dürfen weder für die Bienenkästen, noch für Mittelwände und Rähmchen verwendet werden." Ein weiterer entscheidender Unterschied ist die Bekämpfung der bereits erwähnten Varroa-Milbe. Denn die Bio-Richtlinien der EU und der Öko-Anbauverbände verbieten den Einsatz von chemischen Mitteln der Pharma-Industrie wie Pyrethroide zur Bekämpfung der Milbe. Bio-Imker dürfen lediglich einfache organische Säuren wie Ameisensäure oder Milchsäure gegen die Parasiten der Bienen verwenden. Damit alles nach rechten Dingen in der Öko-Imkerei abläuft, gibt es eine jährliche Prüfung durch eine staatlich anerkannte, unabhängige Kontrollstelle für ökologischen Landbau. Baumgartner: "Dabei wird kontrolliert, ob sowohl die gesetzlichen Vorschriften der EG-Öko-Verordnung als auch die Biokreis-Richtlinien eingehalten werden. Nur wenn der Kontrolleur keine Verstöße feststellt, erhält der Biokreis-Imker ein Zertifikat und den Biokreis-Anerkennungsbescheid."
Weitere Infos: www.bionachrichten.de


Gentechnik bedeute aus für Öko-Imker

Nicht nur alle Umweltverbände und ein Großteil der Bevölkerung Europas sind gegen den Einsatz genetisch veränderter Pflanzen in Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie. Vehement wehren sich auch Öko-Imker gegen die Gentechnik. Denn der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen würde das Aus ihres Berufsstandes bedeuten. Bienen können nicht zwischen Gen-Pflanzen und normalen Blüten unterscheiden. Deshalb wäre bei Ausweitung der Gentechnik in Europas Landwirtschaft ein heimischer, Gentechnik freier Honig praktisch nicht mehr möglich. Als negatives Beispiel haben die heimischen Imker Kanada vor Augen. Da dort bereits Gen-Raps auf der Hälfte der Rapsanbaufläche wächst, ist Rapshonig, auch Bio-Rapshonig aus Kanada ohne gentechnisch veränderte Rapspollen kaum noch möglich geworden. In Deutschland kam Gen-verunreinigter Honig aus Kanada auf der Grünen Woche bereits auf den Tisch, wies Greenpeace im vergangenen Jahr nach. Die Spuren des genmanipulierten Rapses "SeedLink" seien in "Kanadischem Präriehonig" gefunden worden, der in Halle 7 der Grünen Woche ohne entsprechende Kennzeichnung oder Warnung für die Verbraucher verkauft worden sei, so Greenpeace.

Weitere Infos:
www.gen-ethisches-netzwerk.de/
www.keine-gentechnik.de



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Quelle: Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
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