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Politik & Gesellschaft   
Syrien braucht Frieden!
Ein Kommentar von Franz Alt
Seit Jahrtausenden gilt in der Außenpolitik der altrömische Grundsatz "Wer Frieden will, muss den Krieg vorbereiten". Ergebnis: Immer wieder Krieg. Tausende Kriege - ständig Massenmord - unendliches menschliches Leid - unvorstellbare Verschwendung wertvoller Ressourcen. Hört denn der Wahnsinn niemals auf?

Es gibt immer Alternativen. Kriege sind kein Naturgesetz und schon gar nicht gottgewollt. Die Bergpredigt, alle Weisheitslehren, alle Religionen und der gesunde Menschenverstand sagen uns: Frieden ist möglich. Auch jetzt!

Wir müssen freilich lernen, den alten römischen Grundsatz umzudrehen: " Wer wirklich Frieden will, muss den Frieden vorbereiten". Probleme, die Menschen geschaffen haben, können auch von Menschen gelöst werden.

Was heißt das in der jetzigen Situation in Syrien, in der die Welt wie blind auf einen Dritten Weltkrieg zusteuert?

Die Schlüsselfigur ist Waldimir Putin. Und an dieser Stelle ist eine Putin-Versteherin und Realpolitikerin wie Angela Merkel gefragt. Die deutsche Bundeskanzlerin hat beim jetzigen Konflikt rechtzeitig gesagt, dass sich Deutschland nicht an einem möglichen Raketenangriff auf syrische Ziele beteiligen werde. Deshalb kann und muss Merkel jetzt zwischen Trump und Putin vermitteln. Deutschland kann mit seiner Politik der relativen militärischen Zurückhaltung jetzt endlich seiner Vermittlerrolle zwischen Ost und West gerecht werden und einen Interessenausgleich mit Russland suchen.

Die ostdeutsche Kanzlerin weiß, dass für Putin der Niedergang der Sowjetunion das große Trauma seines politischen Lebens war. Jetzt ist es an der Zeit, dieses Trauma durchzuarbeiten und ihm dabei zu helfen. Putin braucht gerade jetzt die ausgestreckte Hand des Westens.

Das könnte zum Beispiel heißen: Wirtschaftliche Kooperation statt wirtschaftliche Sanktionen, Zurückhaltung der NATO an den russischen Grenzen statt militärischer Übungen, Sicherheitsgarantien für Russland. Angebote an Russland für künftige gemeinsame Entwicklungen und Aktionen für ein friedliches Europa vom Atlantik bis zum Ural wie es einst Michail Gorbatschow vorgeschlagen hatte.

Gorbatschow und Merkel könnten gemeinsam Putin von den Vorteilen für Russland überzeugen. Viele russische und westliche Unternehmer könnten dafür gewonnen werden. Sie warten geradezu darauf.

Freilich müssen die beiden großen Völker und Länder zwischen Ost- und Westeuropa, die Ukraine und Polen wie auch die vielen kleineren osteuropäischen Länder in diese gesamteuropäischen Interessen eingebunden werden. Sie alle sind noch immer besorgt über deutsch-russische Alleingänge über ihre Köpfe hinweg. Europa braucht jetzt eine neue Sicherheitskonferenz wie 1972 in Helsinki.

Vor 100 Jahren hatten wir beim Ausbruch des ersten Weltkrieges eine ähnlich verworrene und schwierige Situation wie heute. Der erste Weltkrieg fordert 15 Millionen Tote und danach folgte der Zweite Weltkrieg mit 60 Millionen Toten. Diese historische Erfahrung sollte genug sein, um einen jetzt drohenden dritten Weltkrieg unbedingt zu verhindern.

Die deutsche Politik sollte gerade jetzt mutig neue Wege der Deeskalation gehen und eine zweite Ostpolitik einleiten. Syrien braucht endlich friedliche Lösungen und darf nicht länger Schlachtfeld weltpolitischer Interessen bleiben: Millionen Syrer mussten bereits fliehen und hundertausende wurden getötet. Es reicht.

Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten. Nach 1990 hat Deutschland verpasst, eine neue Friedens- und Sicherheitspolitik für Europa vorzubereiten. Doch jetzt - mitten in der großen Krise - besteht die Chance, dieses Versäumnis nachzuholen. Die Zeit drängt. Noch ist es Zeit, nichtmilitärisch, diplomatisch, politisch klug und weitsichtig zu handeln.


 
Quelle: Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
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