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Essen & Trinken   
Preise für Agrarrohstoffe um 40 % gesunken
Ölsaatenverarbeitende Industrie (OVID) warnt vor Rückschlag für Entwicklungsländer
- Bioenergie als "Überlaufventil" - Hersteller brauchen verlässliche Quotenzusagen

Berlin. Die Preisrückgänge für Agrarprodukte haben aus Sicht des Verbandes der Ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) ein kritisches Niveau erreicht. "Für Ölsaaten und Getreide liegen die Preise derzeit etwa 40 Prozent unter Vorjahr", erläuterte OVID-Vorsitzender Wilhelm F. Thywissen anlässlich der Vorstellung eines Positionspapiers des Verbandes in Berlin. Für Weizen und Mais würden am Chicago Board of Trade sogar nur noch 50 Prozent der Vorjahreswerte erzielt. Inflationsbereinigt lägen die heutigen Preise sogar noch unter dem Preisdurchschnitt zwischen 1960 und 1970.

"Die Produzenten haben nach den Engpässen im Jahr 2007 weltweit ihre Produktion deutlich ausgeweitet", so Thywissen. Dies sei der wesentliche Grund für den Preisverfall. Die durch die höhere Produktion verbesserte Versorgungslage sei selbstverständlich zu begrüßen. Für die produzierenden Landwirte jedoch gingen mit dem Preisverfall erhebliche Einkommenseinbußen einher. Dies werfe viele Entwicklungsländer weiter zurück. Notwendige Strukturanpassungen wie beispielsweise der Einsatz qualitativ hochwertigen Saatguts, die Anschaffung modernen Geräts oder der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur blieben aus. "Das kann in niemandes Interesse sein", unterstrich Thywissen. Auch die Agrarsubventionen, mit denen die Industriestaaten seit Jahrzehnten die heimische Produktion stützten, hätten den Entwicklungsländern überwiegend geschadet.

Biokraftstoffe fangen Produktionsüberschüsse auf

Der Verbandsvorsitzende wies darauf hin, dass sich der Preisrückgang ungeachtet einer starken Verwendung von Ölsaaten für die Herstellung von Biokraftstoffen vollziehe. "Damit ist die These, Biokraftstoffe würden die Agrarpreise nach oben treiben, für jedermann sichtbar widerlegt", bemerkte Thywissen. Stattdessen komme angesichts der Möglichkeit von Produktionsüberschüssen nun ein anderer Aspekt zum Tragen: "Die Agrarprodukte, die nicht für Nahrungsmittel benötigt werden, können zur Herstellung von Biokraftstoffen verwendet werden. Bioenergie wird damit zum Überlaufventil für die Agrarwirtschaft". Allerdings seien dafür auch verbindliche politische Rahmenbedingungen, z.B. in Form von Quotenvorgaben notwendig, um entsprechendes unternehmerisches Handeln zu initiieren und Vertrauensschutz zu gewährleisten. "Als grundlegend falsch betrachten wir eine Politik, die Biokraftstoffquoten auf Basis emotionaler Kurzschlusshandlungen nach unten zu drücken versucht", so der OVID-Vorsitzende.

Sollte es hingegen zu unerwarteten Engpässen in der Nahrungsmittelversorgung, z.B. infolge von Missernten, kommen, dann hat nach Überzeugung des OVID die Verwendung von Agrarprodukten für die Nahrungsmittelproduktion eindeutig Vorrang. "'Food first' ist auch unsere Devise", betonte OVID-Geschäftsführerin Petra Sprick. Denkbar seien "Ausstiegsklauseln" im Sinne eines vorübergehenden Einfrierens von Biokraftstoff-Quoten. Die Europäische Kommission beabsichtige ohnehin, mit Hilfe eines Monitorings die Angebots- und Nachfragemärkte zu beobachten, um notfalls lenkend eingreifen zu können.

"Raps- und Maisernte fließt zunehmend in Futtermittelproduktion"

Den vermeintlichen Gegensatz "Tank versus Teller" betrachtet OVID als irreführend. "Zum einen gehen lediglich 3 Prozent der weltweit produzierten Ölsaaten in die Erzeugung von Biokraftstoffen", so Petra Sprick. Zum anderen werde ein nicht unerheblicher Teil der Raps- oder Maisernten zur Herstellung von Futtermitteln verwendet. "Da die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern mehr Fleisch essen als früher, steigt auch der Bedarf an Futtermitteln". Tatsächlich müssten also nicht nur Teller und Tank, sondern Teller, Trog und Tank miteinander in Einklang gebracht werden. Dies werde in der aktuellen Diskussion oftmals unter den Teppich gekehrt.

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OVID
Verband der Ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e.V.
Petra Sprick
Geschäftsführerin
Am Weidendamm 1A
10117 Berlin
Tel.: +49 30 72 62 59 50
Fax.: +49 30 72 62 59 99
E-Mail: sprick@ovid-verband.de
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
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