Zurück zur ECO-World Startseite

Haftungsausschluss
Impressum
Datenschutzerklärung
 








  Forum
 
 
HOME | Top-Nachrichten | Energie & Technik alle Nachrichten
 Hier finden Sie laufend aktuelle Nachrichten aus dem Themenbereich Ökologie.
Stichwort    Art 
Hilfe   neue Suche  alle Pressestellen anzeigen 
Wenn Sie Meldungen zu einem bestimmten Thema suchen, steht Ihnen die Navigation links zur Verfügung. - Mit ECO-News, dem Presseverteiler der ECO-World sind Sie immer auf dem Laufenden.

 ECO-News - die grüne Presseagentur
Presse-Stelle:  ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:Energie & Technik    Datum: 09.08.2019
Kunststoffe, Mikroplastik und die Vorteile von biologisch abbaubaren Kunststoffen
Interview mit Prof. Dr. Cordt Zollfrank, Experte für Biowerkstoffe am TUM Campus Straubing
Prof. Dr. Zollfrank ist Inhaber der Professur für Biogene Polymere am TUM Campus Straubing und ein Experte für Biowerkstoffe. Er und sein Team beschäftigen sich mit den Themenbereichen archaeo- und bioinspirierte Materialsynthese, Biokunststoffe und biologisch unterstützte Materialsynthese. Ergänzend zum Interview mit Gangolf Wasmeier vom ZAW in Straubing, haben wir bei Prof. Zollfrank nachgefragt, ob eine Welt ohne Kunststoff denkbar ist, ob Mikroplastik durch biologisch abbaubare Kunststoffe verringert werden kann und was am Ende des Abbauprozesses eines Biokunststoffs übrigbleibt. "Wenn die Frage ist, ob wir so weitermachen können wie bisher: Dann ein klares Nein! Wir müssen einiges verändern", so Zollfrank.

C.A.R.M.E.N. e.V.: Können wir Kunststoffe weiter so nutzen wie bisher? Was würden Sie verändern?
Prof. Zollfrank: Also wenn die Frage ist, ob wir Kunststoffe aus unserer Welt wegdenken können: Eigentlich nicht mehr. Wir haben uns eine kunststofforientierte Welt geschaffen. Wir haben gelernt mit Kunststoffen umzugehen und diese zu nutzen. Kunststoffe haben viele technologische Neuerungen gebracht. Das heißt, ohne Kunststoffe wird es in Zukunft nicht mehr gehen.

Wenn die Frage ist, ob wir so weitermachen können wie bisher: Dann ein klares Nein! Wir müssen einiges verändern. Das Wichtigste, das wir verändern müssen, wäre die Rohstoffbasis unserer Kunststoffe, die momentan auf fossilbasierten Rohstoffen fundiert. Wir müssen hin zu Kunststoffen, die auf Nachwachsenden Rohstoffen basieren und die biologisch abbaubar sind.

Das Wichtigste und vielleicht auch Einfachste, was jeder von uns ändern sollte, ist der Verzicht auf Plastik. Da gibt es für jeden Einzelnen unglaublich viele Möglichkeiten: Angefangen beim verpackungsfreien Einkaufen bis hin zur Nutzung von kunststofffreien Gebrauchsgegenständen und Kosmetika. Wir als Verbraucher haben es in der Hand und können hier steuern.

C.A.R.M.E.N. e.V.: Sehen Sie Chancen auch die Mikroplastik-Problematik mithilfe von biologisch abbaubaren Kunststoffen zu reduzieren?
Prof. Zollfrank: Ja, unbedingt! Die konventionellen Kunststoffe, wie man die fossilbasierten Kunststoffe ja auch gerne bezeichnet, lassen sich einfach aufgrund ihrer chemischen Natur in der Umwelt nicht abbauen. Das heißt: aus konventionellem Kunststoff - fossilbasiert - wird durch Abbauprozesse immer nur Mikroplastik entstehen. Das Polymer als solches wird nicht abgebaut werden. Dahingegen ist es natürlich schon sinnhaft, biologisch abbaubare Kunststoffe einzusetzen, die eben, anders als die fossilbasierten Kunststoffe, irgendwann aus unserer Umwelt verschwinden werden.

C.A.R.M.E.N. e.V.: Können Kunststoffe denn überhaupt vollständig biologisch abbaubar sein?
Prof. Zollfrank: Ja selbstverständlich können Kunststoffe biologisch abbaubar sein! Das hängt natürlich von ihrer chemischen Natur ab. Es gibt eine ganze Reihe an biobasierten Kunststoffen oder auch biogenen Polymeren, die von Mikroorganismen in ihre Bestandteile, also in ihre chemischen Bestandteile zerlegt werden können. Wodurch im Endeffekt Kohlendioxid und Wasser entsteht, was dann wieder in die natürlichen Kreisläufe integriert wird.

C.A.R.M.E.N. e.V.: Können auch Kunststoffe aus Erdöl biologisch abbaubar sein?
Prof. Zollfrank: Auch das ist möglich. Natürlich ist dann hier die Rohstoffquelle nach wie vor fossilbasiert, aber auch aus erdölbasierten Rohstoffen lassen sich Kunststoffe herstellen, die ihrer chemischen Natur nach biologisch abbaubar sind.

C.A.R.M.E.N. e.V.: Warum dürfen biologisch abbaubare Kunststoffe nicht einfach in die Natur, den Komposthaufen oder die Biotonne geworfen werden?
Prof. Zollfrank: Das ist eben ein heikles Thema. Die industrielle Kompostierung unterliegt strengen gesetzlichen Richtlinien. Auch biologisch abbaubare Kunststoffe werden in der Umwelt unter natürlichen Bedingungen relativ langsam, zumindest teilweise relativ langsam abgebaut, so dass die Kompostzeiten in industriellen Anlagen so nicht einfach eingehalten werden können. Wir brauchen hier noch intensive Forschung und Innovationen. Zusammen mit dem Gesetzgeber, aber auch Verwertern und Verbrauchern müssen wir hier gemeinsame Lösungen finden. Und das so schnell wie möglich, wenn wir die weitere Vermüllung unserer Umwelt verhindern wollen, so dass wir an nachfolgende Generationen eine lebenswerte Erde übergeben können.

C.A.R.M.E.N. e.V.: Verunreinigen auch biologisch abbaubare Kunststoffe unsere Böden und Gewässer?
Prof. Zollfrank: Das hängt natürlich mit den Abbauraten zusammen. Also wie schnell wird ein biologisch abbaubarer Kunststoff zersetzt. In der Regel herrschen in der Natur solche Bedingungen, dass der Abbau in nicht sehr schnellen Zeiträumen von statten geht. Das ist natürlich auch gewünscht, weil sonst würde sich der Kunststoff teilweise schon während seiner Gebrauchsdauer abbauen. Aber es ist natürlich schon so, dass die biologisch abbaubaren Kunststoffe prinzipiell zersetzt werden und so auch irgendwann aus unserer Umwelt verschwinden, ganz im Gegensatz zu fossilbasierten Kunststoffprodukten.

C.A.R.M.E.N. e.V.: Wo sehen Sie Chancen und Anwendungsbereiche von biologisch abbaubaren Kunststoffen?
Prof. Zollfrank: Chancen und Anwendungsbereiche gibt es sehr viele! Natürlich hauptsächlich im Verpackungsbereich, der einen der größten Absatzmärkte für Kunststoffe im Allgemeinen darstellt. Sicherlich auch im Baugewerbe und Konstruktionsgewerbe sowie im Kosmetikbereich, aber auch in Hochleistungskunststoffen wird es in Zukunft biologisch abbaubare oder biobasierte Kunststoffe geben. Wie oben erwähnt ist der Verzicht auf Plastik der beste Weg. Daran kann jeder mitarbeiten!

C.A.R.M.E.N. e.V.: Ist es jetzt überhaupt schon sinnvoll Produkte aus biologisch abbaubaren Kunststoffen zu kaufen?
Prof. Zollfrank: Ja, absolut! Denn, wie schon gesagt, bauen sich konventionelle oder fossilbasierte Kunststoffe in unserer Umwelt überhaupt nicht ab. Das heißt, wir akkumulieren Mikroplastikpartikel aus konventionellen Kunststoffen, die einfach für immer auf unserer Erde bleiben. Während biologisch abbaubare Kunststoffe, wenn auch in vielleicht längeren, aber dennoch überschaubaren Zeiträumen, aus unserer Umwelt verschwinden und eben biologisch abgebaut werden.

C.A.R.M.E.N. e.V.: Sind Biokunststoffe nachhaltiger, als konventionelle Kunststoffe?
Prof. Zollfrank: Biobasierte Kunststoffe sind im Prinzip nachhaltiger als konventionelle Kunststoffe. Eben weil sie, wenn man es richtig macht, eine nachwachsende Rohstoffquelle nutzen. Das heißt, wenn auch die Erzeugung nachhaltig geschieht, dann hat man auf jeden Fall hier einen deutlichen Gewinn gegenüber den konventionellen Kunststoffen.

Der zweite Aspekt der Nachhaltigkeit ist eben auch die biologische Abbaubarkeit, dass biologisch abbaubare Kunststoffe komplett zu Kohlendioxid und Wasser mineralisiert und dann wieder in die natürlichen Kreisläufe integriert werden.

Weitere Informationen zu biologisch abbaubaren Kunststoffen finden Sie unter www.carmen-ev.de. Gerne beraten Sie die C.A.R.M.E.N.-Mitarbeiter auch persönlich zu diesem Thema ( contact@carmen-ev-de oder 09421 960 300).

Diskussion

  Login



 
 
  Aktuelle News
  RSS-Feed einrichten
Keine Meldung mehr verpassen

19.04.2024
"Das Beste an meinem Beruf ist, Menschen zu helfen und passgenaue, individuelle Lösungen für sie zu finden!" Interview mit Jacqueline Neubrand zum Karriereweg Orthopädietechnik anlässlich des "Girls' Day & Boys' Day" am 25. April


Nachhaltig, zusammen, laut: Messe München wird 700. BNW-Mitglied


Tag der Erde: Planet vs. Plastic VERBRAUCHER INITIATIVE gibt Tipps zur Vermeidung von Mikroplastik


15.04.2024
EU-Wahl: Das unterscheidet die Parteien beim Klima- und Naturschutz Auswertung des Abstimmungsverhaltens deutscher Parteien zeigt große Unterschiede

Nur Mut - Wie das "Wir" uns besser macht Josef Göppel-Symposium


Expertenrat für Klimafragen: Bundesregierung muss liefern Prüfbericht zu den Emissionsdaten 2023 veröffentlicht


Einigung zum neuen Klimaschutzgesetz: Schlag gegen den Klimaschutz BUND-Vorsitzender zum vom BUND erstrittenen Klimaschutz-Urteil gegen die Bundesregierung

Ampel-Koalition darf sich nicht aus klimapolitischer Verantwortung stehlen Germanwatch enttäuscht von Einigung beim Klimaschutzgesetz


Einigung zum Klimaschutzgesetz und Solarpaket durch stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Regierungsfraktionen

FH Münster startet Master Nachhaltige Transformationsgestaltung Regelmäßige Online-Infoveranstaltungen für alle Studieninteressierten - das nächste Mal am 25. April


Beim Putzen auf die Umwelt achten Die VERBRAUCHER INITIATIVE mit Tipps zum Frühjahrsputz

14.04.2024
7 Wege, wie uns Digitalisierung gegen den Klimawandel hilft


Umweltfreundliche Ideen für verspätete Geburtstagswünsche


Was tun gegen stille Entzündungen im Körper?


13.04.2024
In Straßburg nur ein Scheinsieg für den Klimaschutz? Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte setzt jetzt neuen Maßstab für mehr Klimaschutz

NICAMA meets Voelkel: Eine Haferdrink-Seife als vegane Alternative zur Schafmilchseife entsteht


12.04.2024
Veränderungen in Unternehmen integrieren

Erfolg: Gemeinwohl statt Ausverkauf! AbL begrüßt dauerhafte Verpachtung der BVVG-Flächen nach Gemeinwohlkriterien

Nama stellen klare Forderungen - Angst um Überreste der Völkermord-Opfer Deutsche Investitionen in grünen Wasserstoff in Namibia


Jetzt die Weichen für ein rechtskonformes und effizientes ESG-Reporting stellen Drei Säulen wichtig: Strategie - Datenbeschaffung - IT-Infrastruktur