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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 04.05.2022
Genuss und Gaudi auf der Wiesn
Geht nicht nachhaltig? Geht schon!
Mit der öffentlichkeitswirksamen Aktion "Hendlsauerei" auf dem Marienplatz fordern rund 30 Organisationen, Initiativen und Verbände, dass auch die Münchner Großveranstaltungen zu mehr Nachhaltigkeit beitragen.

© Barbara Lex
Vor dem Rathaus dreht sich ein buntes Karussell, an dem Brathendl hängen, man hört Brutzelgeräusche, grelle Schilder weisen auf ein Sonderangebot hin: "Radikal reduziert: Gehälter, Bodenqualität, Artenvielfalt". Daneben spielt der Musiker Otto Göttler auf seiner Quetschn und Vertreter*innen aus dem Rathaus genießen Kostproben einer nachhaltigen Brotzeit, wie man sie neben anderen bio-regionalen Köstlichkeiten künftig auch auf Münchner Großveranstaltungen finden könnte.

- Wobei Gaudi und Genuss nicht allein im Fokus der Aktion stehen. Eingeladen hat ein Bündnis von rund 30 Organisationen, Initiativen und Verbänden, die mit der Aktion auf die ökologischen und sozialen Missstände des größten Volksfestes der Welt aufmerksam machen wollen und den Stadträt*innen ihre Forderungen für nachhaltige Münchner Großveranstaltungen wie der Wiesn übergeben. Der Forderungskatalog wurde dabei von den beteiligten Organisationen erarbeitet und basiert auf deren unterschiedlichen Expertisen. Er umfasst klare Vorgaben zur nachhaltigen Weiterentwicklung der Wiesn und der anderen Großveranstaltungen in München.

Das zentrale Anliegen des Bündnisses: Die Stadt München, die immerhin das größte Volksfest der Welt ausrichtet, kann und muss eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit auf Großveranstaltungen einnehmen. "Die Münchner Großveranstaltungen, allen voran die Wiesn, sind Feste der Lebensfreude, der Gastfreundschaft und des Genusses - und das soll auch so bleiben. Doch wer solche Feierlichkeiten ausrichtet, trägt auch Verantwortung - dieser muss sich München stellen. Denn beides im Einklang ist möglich: Genuss und Gaudi zum Wohle aller! Das muss die Zukunft des größten Volksfests der Welt sein", so Helmut Schmidt vom Koordinierungskreis der Münchner Initiative Nachhaltigkeit.

Die Vision des Projekts rund um das auffällige Kunstwerk des Künstlers Torsten Mühlbach lautet daher, dass auch Großveranstaltungen wie die Wiesn zu Events der Nachhaltigkeit werden. Sie sollen klimaneutral, ökologisch und insgesamt pflanzenbasierter werden. München steht als Bio- und Fair- Trade-Stadt in der Pflicht, als nachhaltiges Vorbild voranzugehen. Das Bündnis fordert konkret unter anderem eine Machbarkeitsstudie zur Umsetzung der Öko-Wiesn sowie den Aufbau von bio-regionalen Wertschöpfungsketten, der darlegt in welchen Schritten diese Ziele erreicht werden können. Klimafreundliche Angebote sollen bei der Vergabe Vorzug erhalten und der Einsatz von Produkten aus der industriellen Tierhaltung beendet werden.

Helena Geißler Klimaschutzreferentin des Netzwerk Klimaherbst und Sprecherin des Koordinierungskreises von MIN betont die Relevanz dieser Forderungen für den Klimaschutz: "Wenn München bis 2035 wirklich klimaneutral werden möchte, muss dringend auch eine Agrar- und Ernährungswende eingeleitet werden. Das Oktoberfest bietet hierbei die einmalige Chance für ein Leuchtturm-Projekt mit großer Ausstrahlung. Spätestens ab 2035 sollen bei städtischen Großveranstaltungen ausschließlich ökologisch erzeugte Lebensmittel angeboten werden."

Denn die Stadt hatte 2019 beschlossen, bis 2035 klimaneutral zu werden. Dabei wurde für die von der Stadt verantworteten kulinarischen Angebote (beispielsweise in städtischen Kantinen) ein ambitionierter Fahrplan zu Nachhaltigkeit und Klimaneutralität aufgestellt. Allerdings, so kritisiert das Bündnis, wurden dabei die eigenen Großveranstaltungen ausgespart.

Der Einfluss der Ernährung auf uns und unsere Mitwelt dürfe nicht unterschätzt werden, so Daniela Schmid vom Münchner Ernährungsrat und Bündnis Artgerechtes München: "Unsere derzeitige Ernährungsweise geht zu Lasten von Umwelt, Mensch und Tier - hier bei uns genauso wie in den Ländern des globalen Südens. Die industrialisierte konventionelle Landwirtschaft erzeugt Tierleid, trägt zum Bienensterben bei und ist für Überschreitungen der Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser verantwortlich. Außerdem sind mit der derzeit gängigen Praxis der Fleischerzeugung hohe CO2-Emissionen verbunden. Wir gefährden damit unsere Zukunft und die unserer Kinder auf dem Planeten."

Wichtig war den Initiator*innen der Austausch mit den geladenen Gästen, um über die aus ihrer Sicht konkreten und umsetzbaren Forderungen zu sprechen. Vor Ort waren Vertreter*innen der Regierungsparteien im Rathaus (Mona Fuchs von Die Grünen/Rosa Liste und Julia Schmitt-Thiel von der SPD) sowie der ÖDP (Nicola Holtmann) und der Fraktion Die Linke/Die PARTEI (Marie Burneleit), ebenso wie die Leitung des Referates für Klima- und Umweltschutz Christine Kugler.

Gelobt wurde fraktionsübergreifend, dass die Forderungen mit dem Planungshorizont bis 2035 realistisch seien und diese Planbarkeit Anreize für die Wirt*innen bieten würde auf nachhaltige erzeugte Lebensmittel umzustellen. Ebenfalls positiv aufgenommen wurde Forderung einen runden Tisch mit Stadtpolitik, den beteiligten Referaten und den Wiesnwirten einzuberufen. Dies solle unbedingt zeitnah umgesetzt werden, so die einhellige Meinung. Nachfragen gab es von Seiten der Politik zu der geforderten Machbarkeitsstudie. "Machen statt messen", müsse das Motto sein, so Nicola Holtmann. Daniela Schmid vom Bündnis präzisierte daraufhin, dass es eher darum ginge, einen Fahrplan zur Umsetzung der genannten Ziele bis 2035 zu erarbeiten und nicht darum, nur zu analysieren. Befragt nach den Hebeln für nachhaltige Großveranstaltungen, kam Mona Fuchs (Die Grünen/Rosa Liste) auf das Bepunktungssystem zu sprechen, dass zur Bewertung von Bewerbungen als Wiesnwirt*in herangezogen wird. Dieses möchte ihre Partei hin zu einer stärkeren Gewichtung nachhaltiger Kriterien verändern. Allerdings gelte dieses Bepunktungssystem nicht für die großen Zelte. Hier seien die Einflussnahme der Stadtpolitik beschränkt. Wobei Christine Kugler (Referentin für Klima- und Umweltschutz) hier auch eine Idee äußerte wie der Einfluss erhöht werden könne. Sie verwies auf die Klimasatzung, die besage, dass man städtische Regelungen aus Klimagründen ändern könne. Julia Schmitt-Thiel von der SPD fordert dazu auf, auch die Bauern und Bäuerinnen in Bayern einzubeziehen auch wenn die Fleischmengen, die derzeit auf dem Oktoberfest verzehrt werden nicht alle aus Bayern kommen können, da müsse man realistisch sein. Aber es sei ja auch ein Ziel, dass es in Zukunft weniger Fleisch gäbe.

Das Bündnis plant eine Fortsetzung der Aktion und wird sich dafür einsetzen, dass die Veränderungen jetzt schnell angepackt und möglichst viele Akteur*innen einbezogen werden. "Die Stadt muss einen runden Tisch einrichten, bei dem Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft gemeinsam den Weg in Richtung nachhaltiger Wiesn besprechen und voranbringen. Denn nur zusammen können wir die Ernährungswende in unserer Stadt schaffen", so Hannah Henker, Geschäftsführerin der Münchner Initiative Nachhaltigkeit.

Ein Auszug des Forderungskatalogs:
  • Klimaneutralität 2035 einhalten: Als Change Maker soll die Stadt eine Studie zur Umsetzung der Öko-Wiesn durchführen, den regelmäßigen Dialog mit der Stadtgesellschaft und den Beschicker*innen starten und den Aufbau bio-regionaler Wertschöpfungsketten fördern. Klimafreundliche Angebote sollen bei der Vergabe Vorzug erhalten und ein klarer Anreiz zur Forcierung und Platzierung pflanzen-basierter Gerichte geschaffen werden.
  • Industrielle Tierhaltung, nein danke! Der Einsatz von Produkten aus industrieller Intensivtierhaltung soll beendet werden, dafür sollen nur Produkte mit Siegeln, die eine artgerechte Haltung der Nutztiere garantieren, eingesetzt werden.
  • Ab 2035 100% Bio-Wiesn: Der Anteil von ökologisch erzeugten Lebensmitteln soll sukzessive bis 2027 auf 50% gesteigert und bis 2035 auf 100% erhöht werden. Bevorzugt sollen Lebensmittel aus der Region und Bio-Verbandsware eingesetzt werden.
  • Faire Wiesn für alle: Das Ziel sind faire Löhne, faire Preise und faire Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Wiesn-Teller, vom globalen Süden als Zulieferer von etwa Kaffee, Bananen und Schokolade bis zum auf den Großveranstaltungen eingesetzten Personal.

Der detaillierte Forderungskatalog sowie weitere Hintergründe mit Zahlen und Fakten zum ökologischen Status Quo können auf der MIN Homepage nachgelesen werden.

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