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Umwelt & Naturschutz   
EU bleibt Umschlagplatz im illegalen Tierhandel
Neue Studie zeigt zentrale Rolle Deutschlands und Hollands
Eine neue Studie der Artenschutzorganisation Pro Wildlife appelliert an die Europäische Union, den Handel mit exotischen Haustieren strenger zu reglementieren. "Selbst Arten, die in ihrem Heimatland illegal eingefangen und außer Landes geschmuggelt werden, können in der EU frei verkauft werden", betont Sandra Altherr, Hauptautorin einer wissenschaftlichen Veröffentlichung, die nun in der Fachzeitschrift TRAFFIC Bulletin erschienen ist. Grund dafür ist, dass die EU nur den Import, Verkauf und Besitz illegal gefangener Tiere bestraft, wenn diese dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) unterliegen. Doch der allergrößte Teil der hierzulande angebotenen Reptilien- und Amphibienarten ist nicht durch CITES geschützt.

Die Studie zeigt exemplarisch am Handel mit Echsen aus Australien, Kuba und Mexiko, dass in Europa ein breites Spektrum exotischer Haustierarten angeboten wird, die in ihren Heimatländern geschützt sind. In einem sechsmonatigen Online-Survey wurden mehr als 2.000 solcher Tiere von 104 Arten nachgewiesen. "Zwar mag ein Teil der Tiere inzwischen hier sogar gezüchtet werden, aber wir fanden in unseren Online-Recherchen zahlreiche Tiere, deren Herkunft dubios oder gar eindeutig illegal ist", betont die Pro Wildlife Expertin. Beispiele hierfür sind:
  • Die Kragenechse (Chlamydosaurus kingii) kommt sowohl in Australien als auch Neuguinea (Indonesien) vor. Während Exporte aus Australien nicht erlaubt werden, ist dies aus Indonesien legal möglich. Dennoch bot ein schwedischer Händler acht Tiere explizit mit dem Hinweis an, diese seien "NICHT aus Neuguinea, deshalb der höhere Preis."
  • Der akut vom Aussterben bedrohte Oaxacan-Stachelschwanz-Leguan (Ctenosaura oaxacana), der ein Verbreitungsgebiet von weniger als 100 km² im mexikanischen Bundesstaat Oaxacan hat. Laut mexikanischen Behörden darf die Art nicht exportiert werden. Dennoch sind hierzulande Tiere für bis zu 950 Euro im Angebot.
  • Der Adelaide-Blauzungen-Skink (Tiliqua adelaidensis) kommt nur in Australien vor und darf von dort nicht exportiert werden. Dennoch tauchten 2018 erstmals Tiere im europäischen Heimtierhandel auf. Es handelte sich um ausgewachsene Exemplare, bereits wenig später wurden Jungtiere als angebliche Nachzuchten angeboten.
  • Der Guantanamo-Kugelfingergecko (Sphaerodactylus armasi) und der Leguan-artige Anolis guafe, die nur auf Kuba vorkommen, sind auf dem EU-Heimtiermarkt erhältlich, obwohl Exporte für den kommerziellen Handel von Kubas Behörden nicht genehmigt werden.

"Wir zeigen mit unseren Daten auch, wie die Tierschmuggler vorgehen: Sie sammeln bevorzugt trächtige Weibchen ein, die dann hier in Europa Nachwuchs bekommen. Die Jungtiere werden dreist als "Nachzuchten" angeboten, " so Altherr. Das Geschäft lohnt sich: Die Preise für national geschützte Arten sind oftmals deutlich höher. Für einige Arten werden mehrere tausend Euro pro Tier gezahlt - bei äußerst geringem Risiko für die Tierschmuggler. Denn die Artenschutzbehörden in Europa können bislang nichts gegen solche Angebote tun, auch wenn die Tiere offen auf den großen Reptilienbörsen in Hamm (NRW) oder Houten (Niederlande) angeboten werden.

Die Autoren der Studie empfehlen eine Gesetzgebung für die EU, wie sie die USA bereits seit mehr als 100 Jahren haben: Der US Lacey Act verbietet jeglichen Import, Besitz und Verkauf von Tieren und Pflanzen, deren Entnahme und Export im Herkunftsland illegal war. "Die EU sollte diesem Beispiel dringend folgen, wenn sie ihrem Anspruch gerecht werden will, illegalen Wildtierhandel wirklich zu bekämpfen", so Altherr abschließend.

Mehr Informationen:
Link zur Studie | Hintergrund zum Reptilienhandel
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
http://www.prowildlife.de
sandra.altherr@prowildlife.de
    

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