Pro Wildlife Sprecherin Daniela Freyer kritisiert: "Es ist ein Armutszeugnis, dass die Bundesregierung diesem politisch motivierten Angriff auf den Artenschutz zugestimmt hat und damit einen der größten Erfolge im Naturschutz aufs Spiel setzt. Der Glaubwürdigkeit Deutschlands und Europas im internationalen Biodiversitätsschutz fügt diese Entscheidung schweren Schaden zu. Die Ansicht der Bundesumweltministerin, dass diese Entscheidung aus Sicht des Naturschutzes verantwortbar sei, widerspricht den wissenschaftlichen Fakten, wonach es in sechs von sieben EU-Regionen keine stabilen Wolfsbestände gibt." In Deutschland wurde laut Ministeriums-Website bislang aufgrund der noch zu geringen Anzahl und Verbreitung der Wölfe deren Erhaltungszustand mit "ungünstig-schlecht" bewertet. Artenschutz-Erfolge in Gefahr In der Vergangenheit hatten Deutschland und die EU eine Schwächung des Wolfs-Schutzes mehrfach abgelehnt. 2023 hatte Umweltministerin Steffi Lemke gemeinsam mit elf weiteren Umweltministern gefordert, den strengen Schutz beizubehalten. In letzter Minute erklärte die Bundesregierung nun ihre Zustimmung. Die heutige EU-Entscheidung soll in Kürze noch formell vom Ministerrat bestätigt werden. Auf dieser Grundlage wird die EU-Kommission eine Lockerung des Wolf-Schutzstatus im Rahmen der Berner Konvention beantragen, anschließend kann auch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU angepasst werden. Unter den derzeitigen strengen Schutzbestimmungen dürfen Wölfe grundsätzlich nicht getötet oder gestört werden, es gelten jedoch Ausnahmen, die den Abschuss auffälliger Tiere ermöglichen. Die Herabstufung des Schutzstatus würde eine reguläre Bejagung ermöglichen. Feuer frei auf den Wolf In Deutschland wurde der Wolf jahrhundertelang verfolgt und Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Das letzte Tier wurde vermutlich 1904 geschossen, danach war Deutschland fast 100 Jahre wolfsfrei. Die erfolgreiche Rückkehr des Wolfes in den letzten 20 Jahren geht auf die strengen Schutzbestimmungen und Abschussverbote in Europa zurück. Der Wolf ist in Deutschland noch immer gefährdet. "Mit der heutigen Entscheidung ist der Wolf Opfer einer populistischen Hetzjagd geworden. Das erklärte Ziel des EU-Vorschlags, durch eine Herabstufung des Schutzstatus und eine erleichterte Bejagung von Wölfen die Risse von Weidetieren zu reduzieren, entbehrt jegliche wissenschaftliche Grundlage. Um Konflikte zu verringern, hilft einzig und allein konsequenter Herdenschutz", so die Pro Wildlife Sprecherin. Die Artenschützerin befürchtet, dass die Lockerung des Wolfs-Schutzes nicht nur das erfolgreiche Comeback des Wolfes und seiner wichtigen Rolle im Ökosystem gefährdet, sondern auch zum Einfallstor für den Abbau weiterer EU-Naturschutzbestimmungen werden kann. Einige EU-Mitgliedstaaten haben bereits mehrmals weitere Lockerungen des strengen Schutzes für andere Beutegreifer wie Bär und Luchs gefordert. Hintergrund: In Deutschland lebten 2022/2023 laut Bundesamt für Naturschutz insgesamt 1.339 Wölfe (184 Rudel, 47 Paare und 22 territoriale Einzeltiere). In der gesamten EU sind es etwa 20.000. Eine umfassende Analyse im Auftrag der EU-Kommission kommt zu dem Ergebnis, dass die Auswirkungen von Wölfen auf den Viehbestand in der EU insgesamt sehr gering sind. Die Analyse bestätigt auch, dass die Bejagung von Wölfen Übergriffe auf Weidetiere nicht wirksam reduziert - sondern stattdessen guter Herdenschutz unabdingbar ist. Weiterführende Informationen
Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich weltweit für den Schutz von Wildtieren und ihren Lebensräumen einsetzt. Unser Ziel ist es, die Artenvielfalt zu erhalten und Tiere zu retten. Dabei ist uns das Überleben der Arten in ihrem Lebensraum, aber auch der Schutz des einzelnen Tieres wichtig. Wir setzen uns für bessere Gesetze und effektive Schutzmaßnahmen für Wildtiere ein. In verschiedenen Ländern unterstützen wir Hilfsprojekte für Tiere in Not, helfen bei der Erhaltung von Lebensräumen und setzen uns für die Koexistenz von Mensch und Wildtier ein.
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