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Politik & Gesellschaft   
Die braunen "Grünen Wochen" der Nazis
Die "Grüne-Woche"-PR-Verantwortlichen malen weiter ein schönes Bild der NS-Zeit
Scharfe Kritik an der "schönfärberisch-banalisierenden Beschreibung" der Rolle der "Grünen Woche" im Dritten Reich übt die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Der niedersächsische Landesverbands-Pressesprecher Eckehard Niemann forderte die ideellen Träger der Messe, den Deutschen Bauernverband und die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie, auf, endlich die schon im Vorjahr angekündigte Aufarbeitung der Geschichte der "Grünen Woche" anzugehen.

Die Landwirtschaftsausstellung "Grüne Woche" in Berlin wird von Hermann Göring eröffnet - 25. Januar 1936. Foto: Bundesarchiv
Stattdessen, so die AbL, würden auch in diesem Jahr in den PR-Ankündigungen zur Historie der Messe erneut die gleichen verniedlichenden Banalitäten aus dieser Zeit präsentiert. In der "Presseinformation" vom 5.1.2017 zur "Historie der Grünen Woche" gebe es zur Nazi-Zeit tatsächlich lediglich folgende Aussagen: "1935 wurde das von Wilhelm Hölter entworfene Markenzeichen - die stilisierten gelben Ähren auf grünem Grund - zum Symbol der Grünen Woche. Nach dem Ausfall 1938 infolge der in Deutschland grassierenden Maul- und Klauenseuche öffnete die "Grüne Woche" ein Jahr später vorläufig letztmals ihre Tore und wies auf ein noch heute aktuelles Thema hin: Besondere und weithin sichtbare Attraktion war die "Ernährungsuhr", die auf Kalorienersparnis programmiert war und automatisch Tipps für gesunde Mahlzeiten gab. So empfahl die Ernährungsuhr beispielsweise statt geräucherter Pökelrippe eine leckere Gemüseplatte, deren Zutaten genau aufgeführt wurden."

Die NS-Zeit wie auch die "Grüne Woche", so die AbL, seien aber mitnichten gekennzeichnet gewesen durch neue grafische Ähren-Symbole, Maul- und Klauenseuche oder "Ernährungsuhren": "Kennzeichnend war vielmehr die Einbindung der "Grünen Woche" in eine "Erzeugungsschlacht", die auf eine weitgehende Nahrungs- und Rohstoff-Autarkie (Selbstversorgung) zur Vorbereitung und Ermöglichung eines raschen Eroberungskriegs zielte - mit Ausplünderung der agrarischen Ressourcen der eroberten Länder und der Organisation von Vertreibung, Vernichtung und Sklavenarbeit auch im Bereich der Landwirtschaft."

Besonders geschichts-verdrängend, so die AbL, gerate die Auswahl der Fotos auf der Internetseite der "Grünen Woche": Auch dort keinerlei Hinweis auf die Nazi-Dominanz in jener Zeit - stattdessen viele Fotos so recht nach dem Geschmack und der Strategie der damaligen Machthaber:

Auf der Grünen Woche 1939 Reichsminister Darré (Mitte), Polizeipräsident Graf Helldorf und Reichsführer SS Himmler beim Rundgang durch die gewaltige Schau. Ganz rechts der französische Botschafter Coulondre. 27.1.39. Foto: Bundesarchiv
Deutschlands größtes Butterfass (1934)
Holzschnitzer aus dem bayerischen Wald (1934)
Errungenschaften in der Milchviehhaltung und im Landbau (1934)
Internationales Frühstück von Reitern (1935)
Handwerkskünste (1935)
Gesellige Treffpunkte zum Weinbau (1935)
Reichhaltige heimische Gemüseauswahl (1936, wohl im Zuge der Versogungs-"Fettlücke")
6.000 Hörner und Geweihe (1936)
Liebevoll gestaltete deutsche Jagdzimmer (1936)
Federvieh-Wettbewerb (1936)
Fertigsuppen zur Erleichterung der Hausfrauenarbeit (1937, wohl im Zuge der Eingliederung weiblicher Arbeitskräfte zur Kriegsproduktion)
Vorbildliche Organisation der häuslichen Küche (1937)
Kuhfell-Pflege (1937)
Alpen-Ausstellung (1939, nach "Anschluss" Österreichs)

Die AbL verweist auch auf die von Christoph Studt herausgegebene Datensammlung "Das Dritte Reich", in der es unter dem Datum 27.1.1939 heiße: "Die ´Grüne Woche´ wird eröffnet. Reichsführer und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Darré, spricht über die Bedeutung, die ´dem deutschen Bauern als Blutsquell des deutschen Volkes zukomme und wie die deutsche Landwirtschaft ringe, das deutsche Volk trotz seiner eingeengten Ernährungsbasis zu ernähren´ (C.H. Beck, 2002, S. 95). --- Gleich im nächsten Absatz dieser Chronik heiße es übrigens am 28.1.1939: "Das Reichsministerium verbietet Juden, auf Märkten Waren zu verkaufen."

AbL-Sprecher Niemann: Unter der Leitlinie "Kanonen statt Butter" wurde von den Nazis eine Prioritätensetzung vorgenommen, die Darré in seiner Rede auf der Grünen Woche 1936 als "bewußte Lenkung des Verbrauchs" als "wertvoller Ergänzung der Erzeugungsschlacht" und als Instrument zur Entlastung der Devisenbilanz darstellte. Die "Ernährungsrichtlinien für die Verbrauchslenkung" verlangten von der Bevölkerung materielle Entbehrungen bei gleichzeitiger Leistungssteigerung. Den Menschen wurde vorgegaukelt, es gehe um ihre "Ernährungssicherung" - in Wirklichkeit ging es darum, im geplanten 2. Weltkrieg zu vermeiden, dass - wie im 1. Weltkrieg - der Hunger der Bevölkerung die Fortsetzung des Krieges gefährdete. Im Buch "Brot-Butter-Kanonen" (Akademie-Verlag, Berlin, 1997) zitieren Gustavo Corni und Horst Gies in diesem Zusammenhang auf Seite 360 entsprechende Reden Görings und auch den Inhalt einer Tagung der "Wehrwissenschaftlichen Gesellschaft" im Jahre 1936: "Wie kann durch geeignete psychologische Einflussnahme die Ernährungsweise unseres Volkes so umgestaltet werden, daß die deutsche Nahrungsfreiheit erreicht wird, und in welcher Richtung müssen die psychologischen Mittel gesucht werden, um eine solche im Kriegsfall notwendige Umstellung in der Ernährung ohne Schädigung der Massenpsyche durchzuführen?"

Auch in dieser Tradition stehe die "Grüne Woche", so die AbL - deshalb "wäre es redlich, dies nicht zu verschweigen oder zu beschönigen."
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
www.abl-ev.de/
eckehard.niemann@freenet.de
    

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