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Presse-Stelle:  oekom verlag, D-80337 München
Rubrik:Umwelt & Naturschutz    Datum: 07.09.2007
Bio-Branche: Erfolg verändert
Der Öko-Markt boomt. Mit der Lidl-basic-Liaison kommen jetzt auch die ersten Wachstumsschmerzen
Dass der Discounter Lidl bei der Bio-Supermarktkette Basic einsteigt, hat in den letzten Wochen für Wirbel gesorgt. Manch einer erwartete einen Lieferantenboykott, Gesellschafter stiegen enttäuscht aus, KundInnen fühlten sich vor den Kopf gestoßen. Die Frage, die im Raum steht: Bleibt Bio weiterhin Bio, auch wenn die Billigmeier der Nation künftig auf dem grünen Markt mitmischen? Von Heidi Tiefenthaler

Das finanzielle Engagement der Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland) ist nur der Beginn einer Entwicklung auf dem Bio-Markt, davon ist auszugehen. Bei zweistelligen Wachstumsraten, wie sie die Branche in den letzten Monaten eingefahren hat, war es nur eine Frage der Zeit, dass die großen Player unter den Konventionellen in der ehemals belächelten Öko-Ecke mitspielen wollen. Zum teilweise prophezeiten Lieferanten-Boykott wird es aber trotz aller Aufregung so bald nicht kommen. Es rumort in der Bio-Branche, es wird viel diskutiert, aber "letztendlich warten alle vorerst einmal ab", erzählt ein Lieferant.Manch einer mag da zwischen eigenen Grundsätzen und der Aussicht auf einen rapide wachsenden Markt arg hin und her gerissen sein. Denn basic will jetzt, mit dem mächtigen Bruder an der Seite, große Brötchen backen: Bis Ende des Jahres sollen Medienberichten zufolge acht neue Filialen eröffnet werden. 2008 will das Unternehmen sogar alle zwei Wochen einen neuen Laden einweihen.

Die Schere wird aufgehen

Da fragen sich die ExpertInnen, wo die Ware für die neue Superkette eigentlich herkommen soll. Denn bereits der Aufschwung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass der Markt mehr will, als deutsche Bauern liefern können. "Die Schere zwischen einheimischer Nachfrage und einheimischem Angebot wird in den nächsten Jahren weiter aufgehen", so Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des Dachverbandes der ökologischen Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Das liege unter anderem an der geringen Umstellungsrate. Nur wenige Landwirte hätten sich in den letzten Jahren entschieden, den langen Weg zum Biobetrieb auf sich zu nehmen. Nicht zuletzt, weil die staatliche Förderung dafür gekürzt worden sei. Sollte also der Biomarkt so stark wachsen, wie es möglich scheint, wird wohl mehr und mehr im Ausland eingekauft.Mit Blick auf die Ökobilanz keine erfreuliche Aussicht. Langfristig aber gilt die Sorge der Erzeuger dem steigenden Preisdruck."Wir sehen es mit Besorgnis, dass ein Unternehmen mit einer derartigen Marktmacht - dem ja ganz offensichtlich nichts am Ökolandbau liegt - in den Biomarkt einsteigt.
Kein anderer verfügt dort über solche finanziellen Möglichkeiten", erklärt Löwenstein. Sollte das Engagement der Schwarz-Gruppe tatsächlich den Anfang der "Discountisierung" von Öko markieren, werden auch hier mittelfristig die große Masse und der kleine Preis entscheiden. Für Agrarökonom und Bio-Experten Ulrich Hamm von der Universität Kassel kein Widerspruch an sich. "Warum denn nicht?", sagt er. Wenn Bio in Zukunft in sehr großen Mengen gehandelt werden sollte, dann würde bei den Handelskosten deutlich eingespart. "Dabei können die Erzeugerpreise durchaus fair bleiben." Bio könne Bio bleiben und trotzdem deutlich an Masse zulegen. "In absehbarer Zeit werden wir keine Wachstumsgrenzen erreichen", so seine Einschätzung.

Zweiteilung im Markt

Für Verbandsbetriebe wie Demeter, Bioland oder Naturland dürfte es aber schwierig sein, den Trend "viel Absatz, billige Preise" mitzugehen. Er widerspricht ihrer Philosophie und dem, wofür ihre Namen stehen. Trotzdem sieht Felix Prinz zu Löwenstein keine Bedrohung für dieses Segment. "Es wird eine Zweiteilung im Markt geben", meint er. Langfristig werde sich ein Bio-Premium-Sektor herausbilden, der Verbandsware mit strengen Richtlinien, hoher Qualität, aber auch höheren Preisen anbietet. Dass dieser Sektor von kritischen und sehr gut informierten KundInnen abhängig ist und diese im Heer der Geiz-ist-geil-KonsumentInnen nicht die Masse ausmachen, ist absehbar.
Auch Ulrich Hamm sieht mehr Chancen als Risiken für die ehemaligen Ökopioniere. Allerdings nur, wenn diese sich weiterentwickeln und die Erwartungen ihrer Kundenklientel zu bedienen wissen. Generell kann er die Aufregung um den Lidl-Einstieg nicht teilen: "Wenn man den Bio-Markt viele Jahre beobachtet hat, sieht man vieles gelassener", sagt er. "Was vor 25 Jahren unvorstellbar war, ist heute normal: Bioland-Kartoffeln bei Tengelmann, Bio-Milch im Tetrapack, Toast im Naturkostladen. Was waren das für Diskussionen damals!" Bio müsse und werde mit der Zeit gehen, sich mit den Kundenwünschen verändern. Manche überzeugte Bioanbieter der ersten Stunde seien "sehr wenig dynamisch gewesen", meint er. "Über die ist die Zeit hinweggefegt." Und letztlich schaut auch der BÖLW-Vorsitzende gelassen in die Zunkunft - wenn auch mit anderem Ansatz. Der Premium-Sektor werde wachsen, wenn auch langsamer als "basic-Bio",meint er.Und Wachstum sei ja nicht alles: "Schließlich sind wir nicht angetreten, um Marktnischen auszufüllen, sondern um eine andere Form von Landwirtschaft zu verwirklichen."

Erschienen in punkt.um 09/2007
www.oekom.de/nc/zeitschriften/punktum/aktuelles-heft.html


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