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Umwelt & Naturschutz   
Tod im Fischernetz: Wie ein streng geschützter Wal zum Aussterben gebracht wird
17. Mai ist Tag des Ostsee-Schweinswals
Zum Tag des Ostsee-Schweinswals am 17. Mai fordern Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Whale and Dolphin Conservation (WDC) wirksame Meeresschutzgebiete ohne menschliche Aktivitäten und eine nachhaltige Fischerei. Der Schweinswal ist Deutschlands einzige heimische Walart. In der zentralen Ostsee lebt sogar eine eigenständige Population. Mit nur noch circa 450 verbleibenden Individuen ist diese akut vom Aussterben bedroht.

Größte Bedrohung für den kleinen Wal ist der Beifang in Fischernetzen. Zusätzlich schaden den Tieren Unterwasserlärm, Verletzungen und Tod durch fehlende Schallschutzmaßnahmen bei Sprengungen, Verletzungen durch Schiffsverkehr, die Überfischung ihrer Nahrungsgrundlagen und die Klimakrise. Die Corona-Krise führt aktuell zwar zu Entlastungen. Damit der Ostsee-Schweinswal jedoch langfristig überleben kann, müssen sich Bundesumweltministerium und Bundeslandwirtschaftsministerium in den zuständigen EU-Gremien für wirksame Schutzgebiete sowie für naturverträgliche Fangmethoden einsetzen.

Für den Fischereisektor bedeutet das konkret, dass Subventionen für umweltschädigende Fischereimethoden abgeschafft werden müssen. Dazu gehören beispielsweise die Stellnetzfischerei, die dem Ostsee-Schweinswal das Überleben schwermacht sowie die Grundschleppnetzfischerei. Diese müssen schnellstmöglich durch alternative Fangmethoden abgelöst werden.

Gleichzeitig bedarf es wirksamer Meeresschutzgebiete etwa in der "Pommerschen Bucht", die nicht nur auf dem Papier existieren, sondern die Tiere effektiv schützen. Mindestens 50 Prozent der geschützten Fläche müssen als Nullnutzungszone - das heißt Ausschluss jeglicher menschlichen Aktivitäten - gelten.

Dazu Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH: "Gerne wird von Seiten der Fischerei argumentiert, dass Nullnutzungszonen und nachhaltige Fischerei keine ausreichenden Fangerträge bringen. Doch schon jetzt liefern die eingesetzten Netze nicht mehr annähernd die Erträge, die prinzipiell möglich sind. Das heißt, dass wir die grundsätzliche Gesundung der Fischbestände in den Mittelpunkt rücken müssen. Wenn wir die seit Jahrzehnten andauernde Überfischung stoppen, kann auch mit schonenden Fangmethoden ausreichend Fisch gefangen werden. Gerade Nullnutzungszonen können maßgeblich zu einer ökologischen wie ökonomisch relevanten Erholung der Fischpopulationen beitragen."

Die Weltwirtschaft kann nicht mehr losgelöst von Klimawandel und systemdurchdringender Nachhaltigkeit gedacht werden, Ökologie muss endlich mit Ökonomie versöhnt werden. Wirtschaftssubventionen müssen ab sofort zwingend mit Kriterien zur ökologischen Nachhaltigkeit verknüpft werden. Nur so kann ein neues Wirtschaften entstehen.

"Das Überleben des Ostsee-Schweinswals, wie auch das unzähliger anderer Arten, steht auf dem Spiel, wenn wir so weiter wirtschaften wie bisher. Das gilt es zu verhindern, denn die Wirtschaft der Zukunft, zumal wenn sie mit Geldsummen nie dagewesener Größenordnungen wiederaufgebaut werden soll, muss gesund sein für das gesamte System: Für uns Menschen genauso wie für Tiere und die Meere, also letztlich für den Planeten als Ganzes. Wir alle sind Teil desselben Systems und damit voneinander abhängig. Wenn eine Schlüsselart wie der Schweinswal aus der zentralen Ostsee verschwindet, spüren wir das im ersten Moment vielleicht nicht direkt. Das ohnehin durch menschliche Aktivitäten gestresste Ökosystem gerät aber gefährlich aus dem Gleichgewicht und versagt uns schlussendlich auch Ökosystemleistungen, die für uns langfristig lebensnotwendig sind", so Fabian Ritter, Meeresbiologe und Walexperte bei WDC.

Der Schweinswal steht unter dem strengen Schutz der EU-Umweltgesetze, dem Bundesnaturschutzgesetz und mehreren internationalen Abkommen. Somit ist er theoretisch eine der am besten geschützten Arten in Deutschland und Europa. Trotzdem verenden zahlreiche Tiere als Beifang. Damit diese einmaligen Bewohner unserer Ostsee-Gewässer überleben, müssen wir die verbleibende Zeit nutzen, um sie wirksam zu schützen.

Mehr zur Pommerschen Bucht
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
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