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Essen & Trinken   
"Die Gesundheit der Kinder muss Vorrang vor den Interessen einiger Fast-Food Konzerne haben. "
Offener Brief an Landwirtschaftsministerin Kaniber und Gesundheitsminister Holetschek
Offener Brief an Landwirtschaftsministerin Kaniber und Gesundheitsminister Holetschek bezüglich ihrer Pressemitteilung (4.3.23) zum Thema Werbeeinschränkungen

Auf den Vorstoß von Bundesminister Cem Özdemir, Werbung für ungesunde Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett und Salz, die an Kinder gerichtet ist, einzuschränken, reagierte die bayerische Staatsregierung in einer Art und Weise, die nicht hinnehmbar ist.

Landwirtschaftsministerin Kaniber und Gesundheitsminister Holetschek sprechen von Bevormundungspolitik. Und sie behaupten fälschlicherweise es handele sich um Werbeverbote für Butter, Brot und Milch.

Diese Irreführung des Publikums scheint politisches Kalkül und unterschlägt, was tatsächlich gemeint ist: Ungesunde Lebensmittel, die nun schon seit Jahren dafür sorgen, dass Übergewicht und Adipositas unter Kindern immer mehr um sich greifen.

Gestützt und angetrieben durch massive Werbekampanien in allen Medien. Dies gilt es zu stoppen. Die Gesundheit der Kinder muss Vorrang vor den Interessen einiger Fast-Food Konzerne haben. Das sollten auch Landwirtschaftsministerin Kaniber und Gesundheitsminister Holetschek erkennen.

Eine Einschränkung der an Kinder gerichteten Werbung ist dringender denn je und ein politisch notwendiger Schritt, um die Gesundheit unserer Kinder zu sichern.

Das Ernährungsinstitut KinderLeicht aus München und weitere Initiativen aus Verbänden und Privatpersonen fordern die Staatsregierung auf, in dieser Frage Verantwortung zu übernehmen und ihre Position gegenüber einer Werbeeinschränkung für ungesunde Lebensmittel noch einmal zu überdenken.

Offener Brief an Landwirtschaftsministerin Kaniber und Gesundheitsminister Holetschek bezüglich ihrer Pressemitteilung (4.3.23) zum Thema Werbeeinschränkungen

Gemeinsamer Appell an das bayrische Gesundheits- und Landwirtschaftsministerium

Sehr geehrte Frau Landwirtschaftsministerin Kaniber,
Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Holetschek,

Kinder essen rund doppelt so viele Süßigkeiten und nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. 15% von ihnen sind übergewichtig und 6% sogar adipös.1 Tendenz: weiter stark steigend, was sich heute schon in der Praxis der Ernährungsberatung, u.a. des Ernährungsinstitut KinderLeicht in München, deutlich zeigt.

Die kürzlich erschienene Pressemitteilung aus ihren Häusern kritisiert die Pläne von Bundesminister Cem Özdemir, die Werbung für ungesunde Lebensmittel bei Kindern einzuschränken. Sie sprechen von Bevormundungspolitik und mutmaßen fälschlicherweise, dass damit die Werbung für Grundnahrungsmittel wie Milch, Butter und Brot verboten werden soll. 2

Fakt ist: Gemeint ist die Werbung für Lebensmittel mit viel Zucker, Fett oder Salz. Sie fördert nachweislich ein ungesundes Essverhalten3. Und sie überflutet nahezu die Medien, die von Kindern wahrgenommen werden. Laut einer Studie der Universität Hamburg sieht jedes Kind zwischen drei und 13 Jahren pro Tag im Schnitt 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel. 92 Prozent der gesamten Werbung, die auf Kinder gerichtet ist, vermarktet Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten. 4 Zu behaupten, es gehe bei dem Werbeverbot um Milch, Butter und Brot ist eine vorsätzliche Irreführung des Publikums. Sie lenken damit vom eigentlichen Ziel der Werbeeinschränkung ab, die Gesundheit von Kindern zu schützen, und stellen sich damit in den Dienst einer verantwortungslosen Werbewirtschaft und einer Fast-Food Industrie, die die ihre Gewinne ohne Rücksicht auf die gesundheitlichen Folgen macht.

Ihr Versuch, den Eltern hierfür die Verantwortung zu zuschieben, ist der Versuch politische Verantwortung auf Dritte abzuwälzen, die dem Ansturm der Werbung hoffnungslos unterlegen sind. Wie sollen Eltern gegen die ständige Werbung für Fast Food und Süßigkeiten ankämpfen, der ihre Kinder über alle möglichen Kanäle ausgesetzt sind, und die das Heer der fehl- und überernährten Kinder und Jugendlichen nachweislich weiter vergrößert? Was hier weiterhilft, sind gesunde Ernährungsumgebungen, in denen gutes Essen Priorität hat, wie es die wissenschaftlichen Beiräte der Bundesregierung dringend empfehlen: Umgebungen, in denen Werbung für Fast-Food keinen Platz hat, auch nicht auf Bildschirmen oder Werbetafeln. Dies zu gestalten, ist Aufgabe einer verantwortungsvollen Ernährungspolitik, so wie sie jetzt mit der Vorlage für Werbeeinschränkung bei Fast Food und Süßigkeiten von Bundesminister Cem Özdemir gefordert wird.

In diesem Zusammenhang von Bevormundungspolitik zu reden, wie Sie sehr geehrte Frau Landwirtschaftsministerin Kaniber und sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Holetschek, es tun, verkennt die Rolle, die der Staat übernehmen muss, wenn Gefahr im Verzug ist. Und es geht um Gefahr - für die Gesundheit unserer Kinder, aber auch für den Gesundheitsetat aller Bürger*innen, der durch die Folgekosten von ungesunder Ernährung und Übergewicht sowie durch eine Welle von Diabetes und Herzkreislauferkrankungen immer stärker belastet wird.

Deshalb ist die Forderung nach einer Einschränkung für gesundheitsschädliches Marketing absolut gerechtfertigt und schon längst überfällig. Nur so können Kinder gute Essensentscheidungen treffen und die richtigen Weichen für gesunde Ernährung als Erwachsene stellen.

Sehr geehrte Frau Landwirtschaftsministerin Kaniber und sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Holetschek, wir hoffen sehr, dass Sie Ihre Position in dieser Frage noch einmal überdenken. Die Gesundheit unserer Kinder muss Vorrang haben vor den wirtschaftlichen Interessen einiger Fast-Food Konzerne. Sie als Politiker*innen stehen hierfür in der Verantwortung. Daran möchten wir Sie mit diesem offenen Brief erinnern.

Mit freundlichen Grüßen,
Agnes Streber und Nina Helleberg, Ernährungsinstitut KinderLeicht GbR

sowie weitere Unterzeichner*innen



Quellen:
1) https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adipositas/Uebergewicht_Adipositas_node.html
2) https://www.welt.de/regionales/bayern/article244101599/Holetschek-und-Kaniber-kritisieren-geplante-Werbeverbote.html
3) Vgl. Boyland E, McGale L, Maden M, et al. Association of Food and Nonalcoholic Beverage Marketing With Children and Adolescents' Eating Behaviors and Health: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Pediatr. 2022;176(7):e221037.
4) https://www.bwl.uni-hamburg.de/irdw/dokumente/kindermarketing2021effertzunihh.pdf, S.7

 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
https://kinderleichtmuenchen.de
info@kinderleichtmuenchen.de
    

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