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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 24.02.2021
Weidekongress der Umweltakademie Baden-Württemberg setzt Zeichen
Stuttgarter Erklärung zur naturnahen Beweidung: Über 1300 Naturschutz- und Weideexperten fordern eine gezielte Strategie zur naturnahen Beweidung
Mehr Weidetiere in Offenland und Wald zur Förderung der Artenvielfalt und eine Erweiterung der Naturschutz- und Landwirtschaftsstrategien der EU, des Bundes und der Bundesländer um eine umfassende Beweidungsstrategie forderten über 1300 Landschaftsökologen, Landwirte, Naturschutzpraktiker, Hirten und Landschaftspfleger am Mittwoch (24.2.2021) beim bis dato größten Weidekongress in Europa, der pandemiebedingt im Livestream-Format auf Initiative der Umweltakademie Baden-Württemberg von Stuttgart aus stattfand. Die wesentlichen Ergebnisse der Experten sind eindeutig. Es brauche .
  1. mehr extensive naturnahe Beweidung mit großen Weidetieren in Offenland und Wald.
  2. ein Umdenken auch im praktischen Naturschutz zur Schaffung weidefreundlicher politischer/ naturschutzrechtlicher/ wirtschaftlicher Rahmenbedingungen.
  3. ein konsequentes Umsteuern und eine Neuorientierung finanzieller Förderprogramme des Naturschutzes und der Landwirtschaft zum Wiederaufbau vernetzter extensiver Weidesysteme.
  4. die Beseitigung administrativer Hemmnisse in Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Naturschutz und Veterinärmedizin, damit naturnahe Beweidungssysteme einfacher umsetzbar sind.

Auch die Agrarförderung der EU müsse weidefreundlicher werden. Ermessensspielräume der Bundesländer müssten zudem besser ausgeschöpft werden, forderte Dr. Alois Kapfer, Vorsitzender des Vereins zur Förderung naturnaher Weidelandschaften Süddeutschlands e.V., der gemeinsam mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und der Umweltakademie Baden-Württemberg den Kongress initiierte.

"Ohne die finanzielle Förderung und den Wiederaufbau vernetzter extensiver Weidesysteme wird es nicht gelingen, die Ziele zur Erhaltung unserer biologischen Vielfalt zu erreichen," erklärte Prof. Dr. Rainer Luick von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg. "Wir haben deshalb Diskussion und Ergebnis des Kongresses in Form der Stuttgarter Erklärung zusammengefasst, um Entscheidungsträgern ein handlungsorientiertes Grundlagen- und Handlungspapier an die Hand zu geben ", so Luick weiter.

"Der Kongress hat gezeigt, dass es viele Chancen gibt, das Ruder herumzureißen und weitere konstruktive Wege zur Bewahrung der Biodiversität zu beschreiten. Das muss beim Wissen über die Chancen durch Beweidung anfangen," sagte Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg. "Die bisherigen Konzepte zum Erhalt der Artenvielfalt sind zwar alle gut gemeint, im Wesentlichen gehen sie jedoch nicht weit genug. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel und eine Neuorientierung im Naturschutz, die sich an den bewährten jahrhundertealten Traditionen orientieren," ergänzte Dr. Alois Kapfer, Vorsitzender des Vereins zur Förderung naturnaher Weidelandschaften Süddeutschlands e.V..

"Der Kongress heute war ein wichtiger und entscheidender Schritt in Richtung einer gezielten naturnahen Beweidungsstrategie, die entscheidend ist für den Stopp des Artenschwundes", so Kapfer weiter. "Mit der Stuttgarter Erklärung sind wir hoffentlich auf einem sehr guten Weg. Denn wie zahlreiche Weide-Pilotprojekte im In- und Ausland zeigen, ist es mit einer gezielten Beweidungsstrategie auf wenigen Prozent der Fläche schon kurzfristig möglich, einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der Biodiversität zu leisten."

Der virtuelle Kongress mit über 1300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet und darüber hinaus beleuchtete das Thema naturnahe, extensive Beweidung im Rahmen von 18 inhaltlichen Kurzreferaten aus Sicht der Politik, der Wissenschaft, des Naturschutzes und der Landwirtschaft . Insbesondere auch Schwierigkeiten bei der Umsetzung standen dabei im Fokus: "Wir haben heute aufgezeigt, wo die Stellschrauben in Landwirtschaft, Naturschutz und Gesellschaft sind, um eine Umsetzung extensiver ganzjähriger Beweidung zu erleichtern", erklärte Prof. Dr. Luick von der Hochschule Rottenburg. Dr. Andreas Striezel von der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Bolbecher und Striezel GbR, Bräuningshof (Bayern) erläuterte etwa die Besonderheiten der Tiergesundheit in extensiven Weidesystemen.

Prof. Dr. Klaus Hackländer vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, Universität für Bodenkultur Wien (Österreich) thematisierte die Rückkehr des Wolfes und seine Auswirkung auf Weideprojekte.
Konflikte und Lösungsmöglichkeiten aus Sicht der Naturschutzverwaltung beleuchtete Karl-Heinz Lieber, Abteilungsleiter Naturschutz im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM), Stuttgart. Ein Beitrag über die Wirtschaftlichkeit von extensiven Weidesystemen, die entscheidend für den Erfolg von Weidesystemen ist, kam von Prof. Dr. Enno Bahrs, Leiter des Fachgebiets für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim, Stuttgart.

"Naturnahe Beweidung ist der Schlüsselfaktor zum Erhalt der Artenvielfalt. Wir müssen vielmehr als bisher den eigenen Teller betrachten und weit über den Tellerrand blicken. Jetzt ist die Zeit überreif, um endlich verbindliche Rechtsgrundlagen auf Ebene von Bund und den Ländern zu schaffen", fasste Prof. Dr. Rainer Luick den Weide-Dialog zusammen.

Hintergrundinformation
Intensive Landwirtschaft mit ganzjähriger Stallhaltung haben das jahrtausendealte Wechselspiel von Natur und Kultur, das eine unglaubliche biologische Vielfalt hervorgebracht hat, in den vergangenen hundert Jahren entkoppelt und in der Folge die Landschaft verarmen lassen. Mit Umstellung auf die industriell geprägte Landwirtschaft wurden viele naturnahe Weiden aufgegeben - ein Grund, dass die Vielfalt der Arten seit rund 200 Jahren stetig zurückgeht und derzeit im freien Fall ist. Darin waren sich die Fachleute beim großen Weidekongress der Umweltakademie Baden-Württemberg am Mittwoch, 24.2.2021 einig. Heute ist die Vielfalt an Flora und Fauna in Offenland und Wald mit zahlreichen Pflanzenarten wie Dicke Trespe, Knabenkräuter, Glockenblumenarten und Arnika, von einstigen Allerweltstieren und heutigen Raritäten wie Heuschrecken, Libellen, Wildbienen, Käfern, Schwebfliegen und unzähligen anderen Insekten, mit Vogelarten wie Kiebitz, Feldlerche, Wiedehopf, Wiesenpieper und vielen weiteren, die einst zum üblichen Arteninventar zählten, vom Aussterben bedroht. Die naturnahe extensive Weidehaltung kann dabei Abhilfe schaffen, das beweisen zahlreiche Untersuchungen.

Durch die naturnahe Beweidung entsteht eine Vielzahl von Biotopen, die im Verbund ein strukturreiches Netzwerk naturnaher Zustände wiederhergestellt und artenfördernde Prozesse aktiviert: Denn Weidetiere bewirken durch Fraß, Tritt oder Lagerplätzen Störungen, die die Habitatvielfalt fördern und damit die Artenvielfalt.
Auf Weideflächen sind etwa mehr größere Insekten und eine höhere Diversität großer Insekten zu beobachten als auf Wiesen oder Brachen.

Der Dung der Weidetiere bietet Nahrung und Brutplatz für zahlreiche spezialisierte Insekten wie Mistkäfer, die wiederum gern von Vögeln wie dem Neuntöter gefressen werden. Die extensive Beweidung und die entstehende Dynamik fördert somit das gesamte ökologische Netz aus Pflanzenartenvielfalt und resultierender Insektenvielfalt. Diese wiederum sind die Grundlage der Nahrungskette für Amphibien, Reptilien Vögel, Säugetiere, Pilze und Mikroorganismen: also von essentieller Artenvielfalt.

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