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Umwelt & Naturschutz   
"Gesunde Wälder bedeuten mehr sauberes Wasser"
Waldzustandsbericht zeigt: Trockenheit und Luftschadstoffe machen Wäldern weiterhin zu schaffen
"Langfristig können wir dem Wald nur helfen, wenn wir konsequent an unseren Klimaschutzzielen festhalten und die Energiewende voranbringen. Dem Wald geht es seit Jahren schlecht. Insgesamt sind nur 19 Prozent aller Bäume in Rheinland-Pfalz ohne Schadmerkmale. 81 Prozent von ihnen weisen Schädigungen durch Trockenheit oder Krankheitsbefall auf. Grund dafür sind die Auswirkungen der Klimakrise sowie Luftschadstoffe aus fossiler Verbrennung. Sind die Bäume ohnehin schon geschwächt, können sie Krankheits- und Insektenbefall kaum abwehren", sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes, der seit 1984 von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) erstellt wird.

Nach wie vor sei besonders der Zustand von Eichen sowie von Buchen, der von Natur aus am häufigsten vorkommenden Baumart, Besorgnis erregend: Insgesamt wurden nur noch an weniger als sieben Prozent der Eichen keine Schadmerkmale gefunden. Bei der Buche liegt dieser Anteil bei 15 Prozent.

Neben Trockenheit leiden Bäume unter Luftschadstoffen
Mit dem Bericht erheben die Forstleute gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einmal im Jahr den Gesundheitszustand unserer Wälder. Insgesamt wurden 2022 in ganz Rheinland-Pfalz 3.696 Stichprobenbäume begutachtet.

Bei diesem groß angelegten Umweltmonitoring wird neben dem Kronenzustand der Bäume auch der Waldboden untersucht. Ist dieser bedingt durch Abgase aus dem Verkehr und der Industrie zu sauer, können etwa Regenwürmer und andere Bodenlebewesen nur schlecht überleben. "Obwohl durch verschiedene Luftreinhaltungsmaßnahmen die Schadstoffe in den letzten Jahrzenten reduziert wurden, sind sie immer noch zu hoch, als dass sie das Ökosystem komplett abpuffern könnte. Sie sind somit eine chronische Belastung und verstärken damit den Trockenstress der Bäume", so Friedrich Engels, Leiter der Waldzustandserhebung. Und dieser Stress sei weiterhin immens hoch: Das Beispiel der Messstation in einem Eichenwald im Pfälzerwald bei Merzalben bestätige, dass die Bodenwasservorräte nur im Jahr 2021 den gesamten Sommer für die Bäume ausreichten. In den Jahren 2019, 2020 und 2022 wären dagegen die Bodenwasservorräte ab Juli durchgehend in den Mangelbereich gesunken, so Engels.

Dies bedeutet: Ab Juli standen die Bäume unter Dürrestress. Dies hat fatale Auswirkungen: Mit der Einstellung des Wachstums nehmen sie kein zusätzliches CO2 aus der Luft auf, um so der Erderhitzung entgegen zu wirken. Zudem bedeutet dies weniger Zuwachs des klimafreundlichen Rohstoffes Holz und eine Gefährdung der im Wald beheimateten Lebewesen. So sind in einigen Revieren nahezu alle Tümpel und andere Kleingewässer ausgetrocknet, wodurch Laichplätze für Amphibien und die Kinderstube für Libellen, Köcherfliegen und andere Insekten wegfallen. Diese wiederum sind Nahrungsgrundlage für zahlreiche andere Tiere, etwa verschiedene Vogelarten. Wie sich dies auf unsere Ökosysteme auswirkt, ist noch kaum erforscht. Ebenso, wie die Trockenheit Bodenlebewesen schadet, die unter anderem für den natürlichen Nährstoffkreislauf im Wald zuständig sind.

Klimaschutzministerium fördert Wasserrückhalt im Wald und macht Standortkartierungen frei zugänglich
Um den Wäldern zu helfen, hat das Klimaschutzministerium für den Staatswald zahlreiche Maßnahmen angeordnet. So ist seit rund 30 Jahren die naturgemäße Waldbewirtschaftung, die auf Mischwälder mit einem hohen Laubbaumanteil setzt, gängige Praxis und führte bereits zu 82 Prozent Mischwaldanteil in den landeseigenen Wäldern. "Mischwälder sind gegenüber den Auswirkungen der Klimakrise widerstandsfähiger, da sich vielfältige Wälder leichter anpassen können. Baumkrankheiten und Forstschädlinge, die in der Regel auf eine bestimmte Art spezialisiert sind, können sich zudem weniger stark ausbreiten", so Eder.

Im August 2022 wurde zudem eine Leitlinie für den Staatswald herausgegeben, in der Grundsätze festgelegt wurden, die bei der Wiederbewaldung größerer Freiflächen angewendet werden, die etwa durch Borkenkäferbefall entstanden sind. Insgesamt müssen seit 2018 rund 40.000 Hektar wiederbewaldet werden. Die Forstleute setzen dabei in erster Linie auf natürliche Ansamung und pflanzen nur punktuell zur Anreicherung der Baumartenmischung. "Dieses Wissen machen wir für alle Waldbesitzenden zugänglich und veröffentlichen für den gesamten rheinland-pfälzischen Wald Standortkartierungen, die unter anderem über die Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen informieren. Bis 2026 soll diese Kartierung abgeschlossen sein", so Eder.

Zudem sorge eine Nährstoffnachhaltigkeitsrichtlinie für den Staatswald dafür, dass nicht der komplette Baum aus dem Wald entnommen werden darf, sondern dass mindestens Kronenteile im Wald bleiben müssen, damit der Boden immer gut mit Nährstoffen versorgt ist.

Die vergangenen Jahre zeigten zusätzlich, dass es mehr Anstrengungen bedarf, um das Wasser im Wald zu halten. "Jeder Tropfen Wasser, der im Wald ankommt, ist nicht nur für die Bäume, sondern für uns alle wichtig. Gesunde Wälder bedeuten mehr sauberes Wasser: Wälder reinigen unser Trinkwasser, sorgen für Grundwasserneubildung, schützen uns vor Erosion und sind ein wichtiger Bestandteil der Hochwasservorsorge", so die Klimaschutzministerin. "Wir stellen den Forstämtern in den kommenden drei Jahren 2,7 Millionen Euro zur Verfügung, damit sie dafür sorgen können, dass mehr Wasser im Wald bleibt und es dort möglichst langsam versickern kann. So kann sich langfristig unser Grundwasserspiegel erholen, es gibt weniger Wasserknappheit und auch die Bäume werden so weniger unter Trockenheit leiden", sagte Eder. "Im Projekt Klimawald 2100 werden zusätzlich alle Försterinnen und Förster geschult, was sie tun können, damit möglichst viel Wasser im Waldboden ankommt."

Der Wald in Zahlen
  • Rheinland-Pfalz hat einen Waldanteil von etwas über 42 Prozent der Landesfläche. Das ist bundesweit - gemeinsam mit Hessen - Spitze. Bundesweit liegt der Schnitt bei rund 31 Prozent.
  • Dabei wachsen in Rheinland auf 82 Prozent der Waldfläche Mischwälder, also Wälder mit verschiedenen Baumarten. Der Laubbaumanteil ist dabei mit 60 Prozent deutlich höher als der Nadelbaumanteil. Der Bundesschnitt liegt bei einer Verteilung von 44 Prozent Laubbäumen zu 56 Prozent Nadelbäumen.
  • Am häufigsten trifft man in rheinland-pfälzischen Wäldern die Buche an: 22 Prozent der Waldbäume sind Buchen. Fichten und Eichen machen jeweils 20 Prozent aus. Vor einigen Jahrzehnten sah das noch anders aus. Bis Mitte der 1980er Jahre war die Fichte die vorherrschende Baumart.
  • Mischwälder mit verschiedenen Baumarten kommen in Rheinland-Pfalz auf 82 Prozent der Fläche vor (bundesweit: 76 Prozent).
  • Schon 1999 wurde die naturnahe Waldbewirtschaftung im Landeswaldgesetz festgeschrieben. Das bedeutet: keine neuen naturfremden Reinbestockungen, keine Kahlschläge, Walderneuerung vornehmlich durch natürliche Ansamung (= Naturverjüngung), Einbeziehung der Naturabläufe durch vernetzte holznutzungsfreie Bereiche im Wald.
  • Seit 2015 ist der komplette Staatswald in Rheinland-Pfalz neben PEFCT auch FSC®- (Lizenznummer FSC®-C111982) zertifiziert. Unabhängige Prüferinnen und Prüfer kontrollieren, ob die 44 Forstämter die Nachhaltigkeitsstandards einhalten.
  • Rund ein Viertel aller Treibhausgasemissionen in Rheinland-Pfalz speichert der Wald. Durch die Photosynthese lagert er das Treibhausgas ein und speichert es im Holz. Erst wenn der Baum zerfällt oder das Holzprodukt vermodert oder verbrennt, wird dieses CO2 wieder freigesetzt.

 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
http://www.mkuem.rlp.de
Dietmar.Brueck@mkuem.rlp.de
    

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