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Essen & Trinken   
Ernährungssicherheit braucht Vielfalt und stabile Ökosysteme - Gentechnikheilsversprechen sind unglaubwürdig
Getreideknappheit - Agrarindustrie ist das Problem, nicht die Lösung
Krieg in der Ukraine darf nicht missbraucht werden, um Naturschutzflächen zu opfern. Forderungen nach deren Umpflügen gefährden Artenvielfalt, sind aber nur marginaler Beitrag zur Versorgungssicherheit. Brot für die Welt sieht Pläne ebenfalls kritisch. Gentechnik kann keinen Beitrag für die Ernährungssicherheit liefern.

Der BUND Naturschutz in Bayern, Brot für die Welt und die Initiative Patent auf Leben kritisieren die Forderungen nach Freigabe ökologischer Vorrangflächen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln als "politisch motivierte Scheingefechte". Sie sind sich darin einig, dass dies keinen nennenswerten Einfluss auf die Versorgungssicherheit hat.

Landwirtschaftsministerin Kaniber enttäuscht uns massiv und will die Beschlüsse des Landtags zur Umsetzung des Volksbegehrens Rettet die Bienen anscheinend in die Tonne treten", kritisiert Richard Mergner, BN Vorsitzender. Wir sind sehr froh, dass sich die Bundesregierung und das Bundeslandwirtschaftsministerium nicht von den wichtigen Zielen einer stabilen, ressourceneffizienten Landwirtschaft abbringen lassen und die Wichtigkeit ökologischer Vorrangflächen für die Natur betonen. Die für Pflanzen und Tiere so wichtigen Brachflächen dürfen nicht den Intensivierungsbestrebungen der Agrarlobby geopfert werden".

Max Kainz, Sprecher des BUND Naturschutz Arbeitskreis Landwirtschaft ergänzt: "Ökologische Vorrangflächen werden von uns Landwirten an den ertragsschwächsten Standorten platziert. Sie dienen der Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts z.B. von Nützlingen und Schädlingen. Gebraucht wird jetzt ein Umsteuern auf energieeffiziente Systeme in der Landwirtschaft, die ohne den energieaufwändigen Stickstoffmineraldüngereinsatz hohe Erträge bringen und verhindern, dass große Mengen Nitrat im Grundwasser und Lachgas in der Atmosphäre landen."

Richard Mergner: Der BUND Naturschutz fordert eine bessere Finanzierung der weltweiten Bekämpfung des Hungers, die längerfristige Reduktion des Tierbestands und die Abschiednahme vom derzeitigen System, wertvollste Ackerflächen für die Produktion von Treibstoff für den Straßenverkehr zu nutzen. Welthunger ist kein Erzeugungsproblem, sondern eine Frage der gerechten Verteilung."

Hierzu äußert sich auch Francisco Mari vom evangelischen Entwicklungshilfswerk Brot für die Welt: "Neue Flächen für den Anbau von noch mehr Getreide, welches dann wieder exportiert wird, sind keine Lösung für die momentane Preiskrise und den zunehmenden Hunger. Der Weizenexport in arme Länder und der Niedergang des lokalen Getreideanbaus, z.B. der Hirse, haben erst zu der Weizenabhängigkeit geführt, die jetzt Hunger schafft. Der Welternährungskrise mit Intensivanbau und Flächenausweitung begegnen zu wollen, ist der falsche Weg. Agrarindustrie und Bauernverband zielen mit solchen Forderungen darauf ab, die ökologische Wende auszubremsen. Stattdessen müsste der ökologische Umbau der Ernährungssysteme beschleunigt werden, um sie krisenfest zu machen."

Gentechnikverfahren sind keine Lösung
Auch Saatgutkonzerne versuchen rücksichtslos weiter mit dem Argument einer Hungerkrise, die mit so genannten neuen Gentechnikverfahren erzeugten Pflanzen, als Heilsbringer ohne Kennzeichnung auf den Markt zu bringen. Mergner dazu: "Mit einer gemeinsamen europaweiten Petition wird sich ein breites Bündnis dafür einsetzen, eine Deregulierung des Gentechnikrechts zu verhindern. Es fehlt ein Bekenntnis der Bayerischen Staatsregierung zur Sicherung eines gentechnikfreien Bayerns, weil eine Deregulierung des Gentechnikrechts nicht klar abgelehnt wird."

In einem kürzlich dem Landtag vorgelegten Bericht zur Einschätzung der Chancen der Gentechnik wird u.a. suggeriert, dass es keinen Unterschied zwischen neuen gentechnisch veränderten Pflanzen und herkömmlich gezüchteten Pflanzen gebe. Diese Verwischung der Unterschiede erfolgt nicht zufällig: Zum einen könnten die Gentechnik-Pflanzen so dereguliert werden und keine Zulassungsprüfung mehr durchlaufen. Zum anderen wird auch im Patentrecht kein Unterschied mehr zwischen konventioneller Züchtung und Gentechnik gemacht. Deswegen erstrecken sich immer mehr Patente auf Saatgut auch auf die konventionelle Züchtung. Gentechnik und Patentierung führen so zu einer Blockade der Züchtung und gefährden die Ernährungssicherheit.

Christoph Then vom Verein "Keine Patente auf Saatgut!": "Die dänische Firma Carlsberg hat unter anderem ein Patent auf konventionell gezüchtete Braugerste angemeldet, das sich auch auf den Brauprozess von vielen Sorten Bier wie unter anderem Doppelbock, Hefeweizen, Helles, Pilsener oder Lager erstrecken soll. Im Patent wird die Neue Gentechnik zwar erwähnt, aber bei der Züchtung der Pflanzen gar nicht eingesetzt. So entsteht der Eindruck einer technischen Erfindung. Bei der Verhandlung vor dem EU Patentamt wurde erst kürzlich die Klage mehrerer Organisationen, unterstützt auch vom BUND Naturschutz, gegen ein ähnliches Patent von Carlsberg auf Braugerste zurückgewiesen."
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
http://www.bund.net
marion.ruppaner@bund-naturschutz.de
    

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