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Milcherzeuger aus ganz Europa für ein effektives Kriseninstrument!
Beratungen zum Milchsektor bei internationaler Konferenz in Montichiari
Während in Brüssel die neugewählten Vertreter der EU-Institutionen ihre Arbeit aufnehmen, versammeln sich gestern und heute in der italienischen Stadt Montichiari am Gardasee Repräsentanten der Milchproduzenten aus 15 europäischen Staaten. Im Mittelpunkt der Beratungen zum Milchsektor stehen die neuen Leitlinien zum Umbau der europäischen Agrarpolitik.

Landwirte in der Regel gesellschaftlich abgehängt
Die Problematik der aktuellen agrarpolitischen Ausrichtung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich in einer starken Krisenanfälligkeit des Sektors gezeigt, die sich besonders für die ProduzentInnen stark negativ ausgewirkt hat. Diese Krisen bescherten den Milcherzeugern beispielsweise 2009 Milchpreise unter 25 Cent für den Liter Milch, während dessen Herstellung über 40 Cent kostete. 2012 fielen die Preise erneut unter 30 Cent, während im Jahr 2016 der Preisdurchschnitt in der EU bei nur noch 28 Cent lag. In diesen Jahren lag das Einkommen der EU-LandwirtInnen bei nur ca. 40 Prozent des EU-Durchschnittseinkommens, im Jahr 2009 sogar nur bei 27,5 Prozent. Doch auch mit 46,5 Prozent des durchschnittlichen EU-Einkommens in sogenannten "normalen" Jahren, wie beispielsweise 2017, sind die LandwirtInnen gesellschaftlich weit abgehängt. Für die Zukunft der Milcherzeugung, für die Weiterführung der Höfe durch die junge Generation sind das sehr bittere Fakten. Wenn die einzige Konstante darin liegt, dass sich diese Situation in absehbarer Zeit nicht ändern wird, sehen Junglandwirte verständlicherweise davon ab, sich in der Milchproduktion eine Zukunft aufzubauen. Auch der aktuelle Milchpreis von EU-weit 33 Cent, bei Produktionskosten von über 40 Cent pro Liter Milch, kann da kaum motivieren. Hinzu kommt, dass neben den normalen Marktverwerfungen noch weitere zu erwarten sind, wenn der Brexit letztlich zum Tragen kommt. Für solche oder andere geopolitische Ereignisse hat die EU-Agrarpolitik nämlich auch keine Instrumente parat.

Leitlinien zur Krisenfestigkeit
In der aktuellen Konferenz der internationalen Milchproduzenten in Italien stehen daher die soziale Nachhaltigkeit und eine verantwortungsvolle Produktion im Vordergrund. Ein erster Schritt ist die Beseitigung der Krisenanfälligkeit des Milchsektors, indem auf europäischer Ebene ein Instrument zur Krisenerkennung eingesetzt werden soll. Auf damit erfasste Krisen wird zudem mit wirksamen Maßnahmen schnell reagiert. Diese Maßnahmen zielen auf eine verantwortungsvolle Produktion ab. So soll im Krisenfall zunächst über freiwillige Produktionsreduktionen eine Entlastung des Marktes erreicht werden.

Erwin Schöpges, der als Vorsitzender des European Milk Board die Krisenvermeidung als oberstes Ziel sieht, betont dabei die Bedeutung eines raschen Eingreifens: "Das A und O ist hier ein Automatismus, der aktiviert wird, wenn sich eine Krise anbahnt. Es müssen dann sofort die Maßnahmen zur Marktentlastung automatisch eingeleitet werden. Damit können die schweren Verwerfungen, die die LandwirtInnen jedes Mal sehr stark belastet, vermieden werden." Die Vizevorsitzende des europäischen Milcherzeugerverbandes, Sieta van Keimpema, ergänzt: "Wie uns die Vergangenheit deutlich gezeigt hat, ist Maßnahme jedoch nicht gleich Maßnahme. Als wirksam kriseneindämmend hat sich der freiwillige Lieferverzicht gezeigt. Die Intervention und private Lagerhaltung hingegen konnten und können eine Krise nicht verhindern. Im Fall der Intervention kann es im Gegenteil noch zu einer anschließenden Mehrbelastung des Marktes kommen." Daher plädiert das EMB auf den Einsatz des sogenannten Marktverantwortungsprogramms (MVP), das als Rahmenkonzept wirksame Maßnahmen zur Krisenvermeidung enthält und in Zukunft in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU eine wichtige Rolle spielen soll. Auch für solche weitgreifenden Ereignisse wie den Brexit oder politisch motivierte Importbeschränkungen - denken wir hier beispielsweise an die aktuelle Handelspolitik des amtierenden US-amerikanischen Präsidenten - lässt sich das Instrument wirkungsvoll einsetzen.

Die in Italien anwesenden Milcherzeugervertreter sehen neben der sozialen auch die ökologische Nachhaltigkeit als wichtig an. Hierbei müssten jedoch die Strategien und Möglichkeiten mit den LandwirtInnen gemeinsam besprochen und installiert werden. Das schließt auch eine Absprache bezüglich einer fairen Deckung der Kosten für eine klimagerechte Produktion ein. Ein Landwirt muss von seiner Arbeit leben können; das heißt, dass die Kosten der Milcherzeugung über die Milchpreise gedeckt sein müssen. Und zwar jegliche Kosten - die für die geleistete Arbeit und Klimaanforderungen inbegriffen.
 
Quelle: ECO-News Deutschland, D-81371 München
http://www.europeanmilkboard.org/
office@europeanmilkboard.org
    

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