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In der Rubrik:   
Umweltschutz   
Umwelt- und Nord-Südnachrichten Sept./Okt. 2003
zusammengestellt von Norbert Suchanek

"Viva Maria" - Gen-Soja: Brasilien ist eingeknickt

Seit Jahren weigert sich die brasilianische Regierung den Anbau von genmanipulierten Soja-Bohnen des US-amerikanischen Konzerns Monsanto im Land zuzulassen. Brasilien mauserte sich so zum weltweit wichtigsten Exporteur von nicht-gen-manipuliertem Soja. Damit ist nun Schluss. Die neue "linke" brasilianische Regierung ist unter dem Druck von Großgrundbesitzern und der USA eingeknickt. Noch vor Beginn der diesjährigen Anbausaison für Soja hat Brasiliens Präsident Lula da Silva am Donnerstag die Aussaat von Gen-Soja in Rio Grande do Sul genehmigt.
Einzig stemmt sich noch die Umweltministerin der Regierung Lula, Marina Silva, gegen diese Entscheidung und erntet dafür weite Anerkennung bei den brasilianischen Umweltschutz- und Bauernorganisationen. Zahlen von Greenpeace-Brasilien zufolge sind 71 Prozent der Brasilianer gegen den Einsatz von gen-manipulierten Pflanzen und Gen-Food.
Die Entscheidung der brasilianischen Regierung sei bedauerlich, da nur eine Minderheit von Soja-Produzenten in Rio Grande do Sul und natürlich Monsanto davon profitierten, kritisiert Tatiana de Carvalho von Greenpeace Brasil. Die Umweltschutzorganisation hatte 1998 zusammen mit dem brasilianischen Verbraucherschutzverband IDEC vor Gericht ein Verbot für den Anbau genmanipulierter Soja erstritten. Dennoch gelangte über das südliche Nachbarland Argentinien immer mehr Gen-Saatgut illegal nach Südbrasilien. Schätzungen von Fachleuten zufolge, so Greenpeace, wurde das gen-manipulierte Roundup-Ready-Soja von Monsanto bereits auf rund 70 Prozent der Soja-Anbaufläche Rio Grande do Suls illegal angebaut. Die jetzt unterzeichnete einstweilige Regierungs-Verfügung, die die Pflanzung von genveränderten Sojabohnen in diesem Jahr erlaubt, legalisiert nun diesen Gesetzesbruch und rettet die Investitionen der illegalen Gen-Soja-Anbauer. Gleichzeitig allerdings stellt dies die konventionellen Mastfutterproduzenten und Tiermäster der europäischen Union vor ein großes Problem, da Brasilien ihr wichtigster Lieferant von Soja ist. Woher bekommen sie jetzt gen-soja-freies Tierfutter? <


Westlicher Naturschutz contra Ureinwohner

Weltweit gibt es heute rund 60.000 Naturschutzgebiete. Überwiegend entstanden sie auf dem Land von Ureinwohnern. Vor rund 30 Jahren erklärte zwar erstmals die Weltnaturschutzunion (IUCN), dass die Landrechte der indigenen Völker und ihre Lebensweise bei der Errichtung von Naturschutzgebieten zu respektieren sind. Doch auch die meisten der seitdem von Regierungen und Naturschützern errichteten Wildreservate und Nationalparks hätten diese existentiellen Rechte der Ureinwohner weiter missachtet und verletzt, kritisiert das in England ansässige Forest Peoples Programm (FPP). Nun hat die weltweit mit traditionellen Waldbewohnern zusammenarbeitende Nichtregierungsorganisation gemeinsam mit dem internationalen Regenwaldschutznetzwerk World Rainforest Movement (WRM), ein kritisches Buch mit konkreten Fallstudien zu den Auswirkungen von Nationalparks und westlicher Naturschutzstrategie auf indigene Völker veröffentlicht.
"Ihr redet zu mir von Naturparks, und alles was ich weiß ist, dass die Beamten und Soldaten von weit her kamen, um uns mit Gewehren zu vertreiben und uns dann sagten, dass wir nie wieder zu den Vulkanen zurückkehren dürften, wo es uns verboten sei zu jagen, nach Honig, Wasser und Holz zu suchen." Zitiert das Buch "Salvaging Nature: Indigenous Peoples, Protected Areas and Biodiversity Conservation" einen Pygmäen vom Volk der Twa aus Ruanda. Auch Kameruns Bagyeli-Pygmäen wurden Opfer dieser Art eines falsch verstandenen Naturschutzes. Dies deckt ein zweites, aktuell vom FPP herausgegebenes Buch zum Thema Naturschutz und Ureinwohner auf. Das Buch "From Principles to Practice" beklagt den 1999 als Naturschutzausgleichsmaßnahme für eine von der Weltbank mitfinanzierte und von Umweltschützern kritisierte Erdölpipeline vom Tschad durch Kamerun zur Küste Westafrikas errichteten Campo Ma'an-Nationalpark. Offizielles Ziel des Parks sei es gewesen, den Wald zu schützen, Armut zu verringern und wissenschaftliche Forschung im Schutzgebiet zu erlauben. Doch das Nationalpark-Projekt habe tatsächlich in ein Desaster für die lokale Bevölkerung geführt, kritisiert nun das Buch. "Salvaging Nature: Indigenous Peoples, Protected Areas and Biodiversity Conservation", verfasst vom FPP-Direktor Marcus Colchester, ist in Englisch, Spanisch oder Französisch zu beziehen beim Forest Peoples Programm (Email: info@fppwrm.gn.apc.org) oder beim World Rainforest Movement (Email: wrm@wrm.org.uy). "From Principles to Practice" gleichfalls beim FPP zu beziehen. Auf Deutsch liegen beide Bücher nicht vor. "Mythos Wildnis" von Norbert Suchanek, ist bisher das einzige Buch auf Deutsch, das gleichfalls dieses Thema in kritischer Weise behandelt und konkrete Beispiele nennt. Es erschien 2001 im Schmetterling-Verlag. <


Eine Million Zuchtlachse entkommen

Eine der weltweit am schnellsten wachsenden Industrien ist die Zuchtlachsindustrie. Von den Fjorden Norwegens und Schottlands bis zu den Küsten West-Kanadas und Süd-Chiles werden jährlich Millionen von speziell für die Mast hochgezüchteten Lachsen in zwar engen, aber nach oben offenen Meereskäfigen gehalten. Immer wieder kommt es dazu, dass beispielsweise in Folge von Stürmen Tausende von diesen Zuchtlachsen ins Meer entfliehen.
Neuesten Zahlen der britischen Regierung zufolge sind allein aus den schottischen Fischzuchtanlagen in den vergangenen sechs Jahren über eine Million Zuchtlachse entflohen, was nach Meinung der Ökologen einer mittleren Katastrophe für die Population des noch in den schottischen Gewässern vorkommenden Wildlachses gleichkommt. Nach Meinung britischer Naturschützer stehe der Rückgang der Wildlachsbestände im Nordatlantik von 12.000 Tonnen gefangener Wildlachse in den 1970er auf rund 2.500 Tonnen im Jahr 2000 in direktem Zusammenhang mit der in dieser Phase boomenden Zuchtlachsbranche und den entflohenen Zuchtlachsen. Denn die Zuchtformen konkurrieren nicht nur mit ihren wilden Verwandten um Nahrung. Sie sind auch Überträger von gefährlichen Fischkrankheiten. Jüngsten Forschungen von irischen Meeresbiologen zufolge können sich die Züchtungen mit den Wildlachsen kreuzen, was allerdings zu nicht überlebensfähigen "Hybrid-Lachsen" führe. Diese Hybride würden im Atlantik sterben ehe sie sich paaren. Außerdem zeigten Tests, dass die Hybride zudem weniger Nachkommen produzierten.
Wenn weiterhin Zuchtlachse in das britische Meeresökosystem entkämen, könnte der Wildlachs über kurz oder lang in diesen Gewässern aussterben, warnen die Biologen. <


Unterschriften gegen Starbucks

Auch gegen die weltweit expandierende Kaffee-Kette Starbucks engagiert sich die internationale Gemeinde kritischer Verbraucher und Umweltschützer. Die in den USA gegründete Starbucks-Kaffee-Kette besitzt bereits weltweit über 6.000 Filialen. In Deutschland ist das Unternehmen dank KarstadtQuelle auf dem Vorschmarsch und hat hier schon 23 Filialen vornehmlich in Großstädten eröffnet. Starbucks selbst bezeichnet sich zwar als ein Unternehmen, das "Sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltig" handelt, und auf Druck von US-Verbraucherorganisationen hat Starbucks bietet die Kette in ihren Filialen auch etwas "Fairen Kaffee" an. Die Realität sei allerdings eine andere, meint die US-amerikanische Verbraucherorganisation Organic Consumers.
Weitere Infos: www.organicconsumers.org/starbucks und www.corpwatch.org


Unterschriften gegen Gen-Kaffee

Kaffee wird heute in 80 Ländern und zu 70 Prozent noch von Kleinbauern angebaut. Weil die "Bohnen" von natürlichem Kaffee nur ungleichmäßig reifen, muss die Kaffee-Ernte per Handarbeit erfolgen. Der Kaffee-Anbau bietet deshalb heute noch etwa 60 Millionen Menschen Arbeit und Einkommen. Aber nicht mehr lange. Denn das US-Unternehmen namens Integrated Coffee Technologies Inc. (ITCI) entwickelt derzeit genetisch manipulierte Kaffee-Pflanzen, bei denen der Reifeprozess technisch kontrolliert und deshalb die Ernte mechanisch erfolgen kann. Würden diese Gen-Pflanzen großflächig angebaut werden, hätte dies nicht nur die Konsequenz, dass wir in den Industriestaaten bald Gen-Kaffee zum Frühstück trinken müssten. Unabhängig von den kaum abzuschätzenden ökologischen Folgen für die Natur in den Kaffee-Anbauländern würden die Gen-Pflanzen auch zu einer sozialen Katastrophe führen, denn viele Millionen bisher vom Kaffee-Anbau abhängige Menschen verlören ihre Existenz oder Einkommen, befürchtet die Organic Consumers Association. Die in den USA ansässige Verbraucherschutzorganisation sammelt "Unterschriften" gegen Gen-Kaffee und ruft dazu auf, Kaffee-Industrie und Kaffee-Ketten zu einem Verzicht auf diesen Gen-Kaffee zu bewegen. Weitere Infos: www.organicconsumers.org<


Eine bessere Welt ist möglich

"Eine bessere Welt ist möglich! - Dies will ein 350 Seiten langer Bericht von 19 renommierten Wissenschaftlern und Öko-Aktivisten aus mehreren Ländern aufzeigen. Das Buch "Alternatives to Economic Globalization: A Better World is Possible" will auch den Kritikern der Anti-Globalisierungsbewegung beweisen, dass es echte Alternative zur gegenwärtigen, auf dem Rücken der Bevölkerungen und der Umwelt ausgetragenen, industriellen Globalisierung gibt. Mitautoren des vom International Forum on Globalization (IFG) - www.ifg.org/programs/alternatives.htm - herausgegebenen Buchs sind u.a. Teddy Goldsmith, Helena Norberg-Hodge und Vandana Shiva. "Alternatives to Economic Globalization - A Better World Is Possible", von The International Forum on Globalization, ISBN: 1-57675-204-6, Verlag Berrett-Koehler, San Francisco, Email: bkpub@bkpub.com


Netzwerk gegen "Grüne Wüste"

Einst schürte die brasilianische Militärdiktatur die großflächige Anlage von Eukalyptusplantagen als Rohstoff für Holzkohle- und vor allem Zellstoffherstellung. Brasiliens Konzern Aracruz wurde so zu einem der weltweit größten Produzenten und Exporteur von Eukalyptuszellstoff. Doch gleichzeitig hatten Tausende von Kleinbauern und Ureinwohnern ihre fruchtbaren Felder und Wälder verloren, denn der Eukalyptusboom zu Ende des vergangenen Jahrhunderts fand in erster Linie auf diesen Gebieten statt. Aufgrund der ökologisch wie sozial katastrophalen Folgen nennen die Einheimischen die heute insgesamt etwa fünf Millionen Hektar großen Baummonokulturen "Grüne Wüste". Nun droht Brasilien wie auch anderen Ländern des Südens ein neuer Eukalyptusboom durch den im Kioto-Klimaschutzabkommen erlaubten Emissionshandel.
In Brasilien hat sich deshalb ein landesweiten Netzwerks gegen die Grüne Wüste (Rede Alerta Contra o Deserto Verde) gebildet, in der 100 brasilianische Bürgerinitiativen, Umwelt-, Menschenrechts- und Indianerorganisationen zusammengeschlossen sind. In einem offenen Brief an Brasiliens Präsidenten Lula da Silva und an die Weltbank fordern sie ein Ende der auf Monokulturen ausgerichteten Entwicklungs- und Forstpolitik.
Der im Kyoto-Klimaschutzprotokoll von 1997 vereinbarte "Clean Development Mechanism" (CDM) drohe zu einem "Grünen Mäntelchen" für die ökologisch wie sozial katastrophalen Baummonokulturen zu werden. Das Netzwerk gegen die Grüne Wüste lehnt deshalb diesen Klimaschutzmechanismus, der den Handel mit Kohlendioxid-Emissionen zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern zur Einsparung oder Bindung von Kohlendioxid erlaubt, strikt ab. Dieser Mechanismus werde die Flächen der Holzplantagen in den südlichen Ländern nur noch vergrößern und damit die Verarmung der Bevölkerungen im Süden verschlimmern. Weiter Infos im Internet: www.wrm.org.uy, www.fase.org.br. <


Kritik an US-Naturschutzorganisation CI

Conservation International (CI) ist eine der finanzstarken, internationalen Naturschutzorganisationen mit Sitz in den USA. Sie ist vor allem in den Regenwaldgebieten der Entwicklungsländer engagiert, wo sie noch intakte Gebiete aufkauft und dort sowohl den Ökotourismus als auch - zusammen mit der Pharmaindustrie - die Forschung nach neuen Wirkstoffen fördert. Dabei nehme die von Konzernen wie McDonalds, Ford, Sony, der Kaffee-Kette Starbucks und Exxon finanzierte Naturschutzorganisation in der Regel nur wenig Rücksicht auf die in diesen Gebieten lebenden, traditionellen Bevölkerungen, kritisieren schon seit einiger Zeit Ureinwohner und sie unterstützende Nichtregierungsorganisationen. Nun wirft das Zentrum für politische Analyse und Sozialforschung (Capise) der US-Naturschutzorganisation vor, ein "Trojanisches Pferd" der Transnationalen Konzerne und der US-Regierung in den an genetischen Ressourcen reichen Entwicklungsländern zu sein. CI verbreite im Interesse der Konzerne und des Hegemonie-Strebens der US-Regierung in den letzten, von indigenen Völkern noch bewohnten Gebieten das neoliberale Wirtschaftsmodell, mit der Folge, dass die Ureinwohner ihre natürlichen Ressourcen nicht mehr selbst kontrollieren oder nutzen könnten. Als Paradebeispiel für die wenig rühmlichen "Machenschaften" von CI führt Capise das Biosphärenreservat Montes Azules mit dem Lacandonen-Wald in Mexiko auf, wo noch heute die Nachfahren der Mayas leben. Es ist das letzte große Regenwaldgebiet Mexikos. Bei Errichtung des Biosphärenreservats und mehrerer Nationalparks in diesem Gebiet seien die Rechte der indigenen Bevölkerung, insbesondere ihre Recht auf Gemeindeland missachtet worden. Diese Rechte seien, so Capise, auf dem Altar des Naturschutzes geopfert worden. Die dort noch lebenden Einheimischen würden von Conservation International gleichzeitig als "ignorante Bauern" und als Bedrohung für den Regenwald verunglimpft, kritisiert auch Ryan Zinn von der Menschenrechtsorganisation Global Exchange. Gleichzeitig lasse CI und die mexikanische Regierung die biologischen Ressourcen für die Pharmaindustrie plündern. "Früher waren es Gold und Jade, unser Land und Edelholz, heute rauben sie uns das `Grüne Gold' Biodiversität", klagt ARIC-ID, eine Bauernorganisation im Lacandonen-Gebiet. Nach Meinung Ryan Zinns sei das Monte Azules-Naturschutzprojekt letztlich "nur" ein Alibi-Ausgleichsprojekt, um von den geplanten, großen Naturzerstörungen abzulenken: Erdölausbeutung im Lacandonen-Wald und der Infrastrukturausbauplan namens Plan Puebla Panama (PPP), der den Bau von Straßen und Wasserkraftwerken in noch unerschlossenen Gebieten vorsieht.<


Deutsche Regierung macht Werbung für Bayer-Konzern

In der 11ten Ausgabe des online-Entwicklungsmagazins "e.velop" der Bundesregierung erschien ein Lobgesang auf das angeblich vorbildliche Verhalten des BAYER-Konzerns in Brasilien. Der Autor des Artikels, Günter Graichen vom Presseamt der Bundesregierung, bescheinigt dem BAYER-Konzern "nachhaltiges Handeln und gesellschaftliche Verantwortung" und veranschaulicht dies anhand konkreter Projektbeispiele. "Als Quelle für seine Recherche gibt Graichen treuherzig die BAYER-Pressestelle an - der Artikel liest sich denn auch wie Werbepropaganda und hat in seiner Unreflektiertheit mit journalistischer Arbeit kaum etwas zu tun", kritisiert die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), die den BAYER-Konzern seit 25 Jahren kritisch begleitet und nun gegen diese einseitige Positionierung eines Presseorgans der Bundesregierung protestiert.
"Wenige Begriffe werden wohl so sehr missbraucht, wie der Begriff der Nachhaltigkeit", so Silvia Stephan von CBG. Folge man der Argumentation von "e.velop", so werde Nachhaltigkeit über (preiswerte) Musterprojekte hergestellt. Silvia Stephan: "Es wirde nicht hinterfragt, nach welchen Kriterien die Projekte ausgewählt werden und in welcher Form BAYER als Geldgeber den Inhalt der Projekte bestimmt. Es wird nicht diskutiert, dass soziale Projekte somit in erster Linie für ein positives Firmenimage sorgen sollen und diesbezügliche Aufwendungen schlicht als Werbeausgaben anzusehen sind." Vollkommen unter den Tisch gekehrt werde, dass BAYER maßgeblich an der Entstehung vieler Probleme beteiligt ist, die durch die geförderten Projekte gelindert werden sollen (laut "Schwarzbuch Markenfirmen" liegt BAYER unter den Top Drei der umweltzerstörenden Konzerne; BAYER befindet sich zudem auf der Liste der "10 übelsten Unternehmen des Jahres 2001" der amerikanischen Fachzeitschrift Multinational Monitor). Weiter Infos: www.CBGnetwork.de <


Erdölindustrie und Naturschutz Hand in Hand?

Rund zwei Milliarden Euro kostete der von der Weltbank mitfinanzierte Bau der jahrelang von Umweltschützern und Bürgerinitiativen bekämpften, gut 1000 Kilometer langen Erdölpipeline vom Tschad durch Kamerun zur Küste Westafrikas. Als Öko-Kompensation für die zwangsläufig mit dem Pipeline-Bau verbundenen Naturzerstörungen durfte die internationale Naturschutzorganisation Tropenbos 1999 den Campo Ma'an-Nationalpark einrichten. "Ziel des Projekts war es", so RM, "den Wald zu schützen, Armut zu verringern und wissenschaftliche Forschung zu erlauben." Doch das Nationalpark-Projekt habe tatsächlich in ein Desaster für die lokale Bevölkerung geführt, kritisiert nun das Buch "From Principles to Practice". Der Campo Ma'an-Nationalpark drohe die Kultur der in diesem Gebiet heimischen Bagyeli-Pygmäen auszulöschen und führe zur weiteren Verarmung der lokalen Bevölkerung. Die bereits vom Bau der Pipeline benachteiligten Bagyeli dürften nun nicht mehr einen Großteil ihres Waldes, 6.000 Quadratkilometer, betreten, um dort wie seit Jahrhunderten zu jagen oder Pflanzen zu sammeln. Viele der Pygmäen hätten gegen ihren Willen ihre traditionelle Lebensweise aufgeben und sesshafte Bauern werden müssen. Es gebe keinen Zweifel, resümiert das kürzlich vom Forest Peoples Programme (FPP) herausgegebene Buch, "die Bagyeli sind nicht die Gewinner dieser 'grandiosen' Naturschutzarbeit." <


Gorillaschutz und Ökotourismus contra Menschenrechte

Naturschutzkonzepte, die keine Rücksicht auf die seit Jahrhunderten lokal ansässige Bevölkerung nehmen, haben vor allem im vom Kolonialismus geprägten Afrika eine lange Tradition. Eines der schlimmsten Beispiele dafür sei der Volcanoes-Nationalpark in Ruanda, wo der Dian Fossey Gorilla Fund, das International Gorilla Conservation Programme und die ruandische Regierung mit internationalen Hilfsgeldern wissenschaftliche Forschung und Ökotourismus betreibt, kritisierte nun der britische Umweltjournalist John Vidal im The Guardian.
Jährlich besuchen heute Tausende von sogenannten Ökotouristen aus den Industriestaaten den 1924 errichteten Nationalpark, um die Berggorillas aus der Nähe zu sehen. Doch die einst in diesen Wäldern ansässige Bevölkerung vom Volk der Ba'twa-Pygmäen habe dafür einen extrem hohen Preis dafür zahlen müssen. Um Platz für Naturschützer, Affenforscher und Naturtouristen zu schaffen wurden sie 1974 aus ihrem angestammten Lebensraum vertrieben und ihre traditionelle Lebensweise verboten. "Die Mehrheit von ihnen lebt nun im Schmutz am Rand des Parks, ohne Arbeit oder Nahrung, erhält nichts von den Tourismuseinnahmen und bekommt auch keine Hilfe von den Naturschutzgruppen", kritisiert Vidal und stützt sich dabei auf eine aktuelle Studie des Forest Peoples Programme. Die zur Unterstützung der letzten indigenen Waldvölker gegründete Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Großbritannien untersuchte in den vergangenen Jahren die sozialen und ökologischen Folgen der westlichen Nationalparkstrategie weltweit und insbesondere in Afrika. In einigen Fällen, so Vidal, hätten die Parks nicht einmal dem Naturschutz genutzt. In der seit über zwanzig Jahren bei Ökotouristen beliebten Serengeti Tansanias beispielsweise, wo die hier traditionell lebenden Maasai einst im Namen des Naturschutzes vertrieben wurden. Die Zahlen der Wildtiere sei inzwischen dramatisch zurückgegangen im Vergleich zu früher, als die Ureinwohner das Gebiet noch traditionell nutzen konnten.<


Öko-Kritik an neuer Regierung Brasiliens

Heftige Kritik an Erschließungsmaßnahmen, welche die neue brasilianische Regierung unter Staatspräsident Lula in den Regenwäldern Amazoniens plant, übt die Internationale Expertenkommission (International Advisory Group) IAG, welche das Pilotprogramm zur Rettung der Wälder Brasiliens begleitet.
Der Dreijahresplan (2004-2007) der Regierung Lula siehe den Bau und Weiterbau mehrerer seit Jahren von Umweltschützern und brasilianischen Bürgerinitiativen heftig kritisierten Infrastrukturprojekten wie den Ausbau des Rio Madeira als Wasserstraße, die Asphaltierung der Bundesstrasse BR 163 quer durch Amazonien, die Gaspipeline von Urucu nach Porto Velho im Westen Brasiliens sowie zwei großen Staudämme zur Stromgewinnung. Als Beispiel für die Unsinnigkeit der Vorhaben führt der Vizepräsident des Deutschen Naturschutzringes (DNR) den Ausbau des Rio Madeira zur Wasserstraße an. "Das brasilianische Konsortium begründet die Pläne unter anderem damit, bei verbesserten Transportmöglichkeiten könne die Sojaproduktion von derzeit 3 auf dann 28 Millionen Tonnen gesteigert werden. Dazu benötigt man bei den vorgesehenen 500 Quadratkilometern Staufläche weitere 80.000 Quadratkilometer Anbaufläche, und zwar vor allem in bisher intakten Waldgebieten. Davon ist nirgends die Rede. Sogar Indianerschutzgebiete wären betroffen," rechnet er vor. Er wies auch darauf hin, dass zehntausende von Kleinbauern, die bisher an den Flussufern wirtschaften und viele Dörfer, die vom Fischfang leben, durch die Staumaßnahmen ihre Lebensgrundlage verlören und dann in neu zu erschließende Waldgebiete ausweichen müssten. "Allein die Aussicht auf die geplanten Maßnahmen", so der DNR, "führt in großem Stil zu illegaler Landbesitznahme und zum Kahlschlag auch geschützter Primärwälder."<


Tödliches Schwimmen mit Delfinen

Brutale Fangaktionen von wilden Delfinen seien eine direkte Folge der weltweit wachsenden Nachfrage nach "menschlichen" Begegnungen mit Delfinen, kritisiert die in der Schweiz ansässige Walschutzorganisation ASSM. Im direkten Kontakt mit Delfinen erhofften sich die Besucher spirituelle Erfahrungen oder erwarten gar Heilung von Krankheiten. Besonders touristische Destinationen in Ländern mit einer weniger restriktiven Tierschutzgesetzgebung, wie Mexiko und die Dominikanische Republik, machten sich dieses Interesse zunutze und setzen auf die intelligenten Meeressäuger als lukrative Einnahmequelle. Viele der Delfine bezahlen dies mit dem Leben. Eine neue Broschüre von ASMS zeigt nun den Reisenden die Folgen direkter Interaktionen mit Delfinen auf Gesundheit, Verhalten und Überleben der Tiere auf. Weitere Infos: Sigrid Lüber, ASMS, Postfach 30, 8820 Wädenswil, Tel. 0041/1/780 66 88, E-Mail: slueber@asms-swiss.org


Krieg um Öl in Kolumbien

Das US-Unternehmen Occidental Petroleum (Oxy) und die US-Regierung wollen Bush über 200 Millionen Euro in die Ausbeutung von Erdölquellen in Kolumbien investieren. Damit das Öl in dem von jahrzehntelangem Bürgerkrieg geschüttelten Land auch wirklich in Richtung USA fließen kann, ist auch der Einsatz von 800 US-Soldaten zur Sicherung einer Öl-Pipeline vorgesehen, die von den kolumbianischen Guerilleros bekämpft wird. Schon länger sind US-Soldaten als Ausbilder im Kampf gegen den sogenannten Terrorismus in Kolumbien im Einsatz.<


Das Vermächtnis des Ökologen

Für den alternativen Nobelpreisträger José Lutzenberger ist die moderne Industriegesellschaft eine fanatische Religion mit dem Grunddogma: "Wir haben den Schlüssel zum Heil, der Schlüssel zum Heil ist die Technik. Wir müssen die Welt verändern, das werden wir mit zunehmender Technik immer besser tun. Und wir werden die Welt in ein Paradies verwandeln." Doch diese Religion führe, das war Lutzenbergers feste Überzeugung, in die globale Katastrophe. Im vergangenen Jahr starb der weltbekannt deutsch-brasilianische Ökologe und ehemalige Umweltminister Brasiliens im Alter von 75 Jahren in seiner Heimatstadt Porto Alegre in Südbrasilien. Seine letzten Texte und wichtigen Reden hat nun der Filmemacher und Buchautor Siegfried Pater im Buch "Das Vermächtnis - Wir können die Natur nicht verbessern" zusammengefasst. "Das Vermächtnis" ist tatsächlich das Lutzenbergers Vermächtnis. Das Buch gibt das Denken und Handeln eines unermüdlichen Kämpfers für Ökologie und soziale Gerechtigkeit in der Welt wieder. Es ist ein mit harten Fakten gespicktes, lebendiges Plädoyer für eine gift- und gentechnikfreie Landwirtschaft, für den Respekt vor traditionelle Bauernkulturen und vor indigenen Völkern, ein Plädoyer für soziale Gerechtigkeit und für den Planeten Erde. Dabei sucht der streitbare Deutschbrasilianer nicht die Konfrontation, sondern immer auch den Dialog. "Die Menschheit", so Lutzenberger, "befindet sich heute in einer Kulturrevolution, die nur durch viele kleine Schritte vorangetrieben werden kann. Wir müssen die Köpfe der Mächtigen gewinnen, die den Einfluss haben, die Welt zu ändern."
José Lutzenberger, "Das Vermächtnis - Wir können die Natur nicht verbessern", Retap-Verlag, Bonn, Sept. 2003, ISBN 3931988-10-4, Preis 12,90 Euro / Lutzenberger Büro Deutschland, c/o Siegfried Pater, Postfach 150 106, D - 53040 Bonn, Tel.: 0228/ 23 64 84, Fax: 0228/23 79 67, Internet: www.siegfried-pater.de


 
Quelle: Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
http://www.derspatz.de/
derSpatz@t-online.de
    

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