Umweltpreis
2003
der Stadt
Brandenburg an der Havel
Bewerbung: ÍKOTEC GmbH, Belzig
Thema: Nachhaltiger Umgang mit Wasser durch Abwasserwieder
áááá verwendung
Die Ausgangssituation
Aus gutem Grund setzt der
Gesetzgeber beim Abfall die Prioritõten in folgender Reihenfolge: Vermeiden -
Wiederverwerten - Entsorgen. Wenn wir diese Forderung ernstnehmen, w³rde das
beim immer knapper werdenden Trinkwasser bedeuten, dass die h÷chste Prioritõt
beim Wassersparen liegt. Da sich der Wasserverbrauch nat³rlich nicht
ganz vermeiden lõsst, ist die Wiederverwertung des benutzten Wassers
ebenfalls von besonderer Bedeutung.
Die herk÷mmliche Abwasserbehandlung
zielt indessen nur auf Entsorgung. Dies ist bei den herk÷mmlichen zentralen
Systemen auch kaum anders machbar, denn hier wird Abwasser industrieller
Herkunft mit hõuslichem Abwasser gemischt. Wasser und Klõrschlamm sind deshalb
oft mit langlebigen Giftstoffen und mit resistenten Krankheitserregern
angereichert und k÷nnten nur mit erheblichem Mehraufwand wieder genutzt werden.
Dieses Wasser wird in die Landschaft entlassen, wo man hofft, dass es durch
Verd³nnung wieder verwendbar wird.á Aufgrund
der mangelhaften Qualitõt unserer Gewõsser sind Vorschriften f³r die Nutzung
von Badegewõssern und den Einsatz von Oberflõchenwasser zur Bewõsserung
erlassen worden. Dies ist ein dringendes Erfordernis besonders in einer
Gesellschaft, die es noch nicht gelernt hat, Ressourcen optimal zu nutzen.
Unser Zielá
Unser Ziel sind der
abwasserfreie Haushalt, das abwasserfreie Dorf und der abwasserfreie Stadtteil.
Das gesamte Abwasser und seine Inhaltstoffe sollen wieder verwendet werden.
Dadurch werden nicht nur unsere knappen Trinkwasservorrõte geschont. Die
direkte Kompostierung der Feststoffe im Abwasser trõgt z.B. dazu bei, die
Phosphatvorkommen zu schonen, die - õhnlich wie Erd÷l - aus endlichen
Lagerstõtten abgebaut und ³ber weite Wege zu uns transportiert werden. Das
Abwasser wird so gereinigt, dass es dem D³ngebedarf der damit bewõsserten
Kulturen entspricht oder dass es die Hygieneanspr³che f³r Nutzwasser im
Haushalt und denen f³r die Bewõsserung von Gem³se und Salaten erf³llt.
Erster Schritt: die Entwicklung von dezentral funktionsfõhigen Technologien
Seit fast zwanzig Jahren
entwickeln wir die Technologie der bewachsenen Bodenfilter (s. Abb. 1) weiter.
Mittlerweile ist ein weitgehend standardisiertes System entstanden, das eine
Reinigungsleistung erreicht, wie sie bei den technischen Anlagen nur f³r gro¯e
Klõranlagen ³blich sind. Die Reinigungsleistung ist auch in kleinsten Einheiten
dauerhaft und mit hoher Betriebsstabilitõt erreichbar. Dadurch ist das
Argument, eine stabile hohe Reinigungsleistung sei nur in gro¯en Anlagen
erreichbar, widerlegt. Hinzu kommt, dass durch Systematisierung der Anlagen die
Baukosten gering sind und durch die vielen m÷glichen Eigenleistungen noch
weiter gesenkt werden k÷nnen. Durch den geringen Stromverbrauch und die
Wartungsfreundlichkeit sind die Laufenden Kosten ebenfalls sehr niedrig.
Eine wesentliche Innovation
betrifft die bei praktisch jeder Art von Klõranlage erforderliche mechanische Vorreinigung.
Dadurch, da¯ die Feststoffe in einem Rottebehõlter kompostieren, er³brigt sich
die Abfuhr von Fõkalschlamm aus einer Dreikammergrube in die ÷rtliche
Klõranlage. Der Kompost wird im eigenen Garten genutzt, die kommunale
Klõranlage und der Geldbeutel entlastet.
Zweiter Schritt: M÷glichkeiten f³r dezentrale Konzepte
Durch die betriebsstabile
Technologie wird eine dezentrale Reinigung des Abwassers an einzelnen Hõusern,
Gruppen von Hõusern oder - wo dies durch dichtere Bebauung sinnvoll ist - mit
einer ortszentralen Anlage erm÷glicht. Dies hilft mit, den Wasserexport aus
wasserarmen Regionen durch lange Kanalisationen zu vermeiden und spart au¯erdem
Kosten.
Im Idealfall werden
vorhandene Gewõsser genutzt, um das Wasser aufzunehmen. Die teure Kanalisation
durch die Ortsstra¯e entfõllt. F³r die Durchf³hrung der geringf³gigen
Wartungsarbeiten kann ein ÷rtlicher Landwirt geschult werden. Im Einzelfall
ergibt sich durch einen Variantenvergleich verschiedener Entsorgungssysteme mit
einer bundesweit genormten Kostenvergleichsrechnung, die auch die laufenden
Kosten ber³cksichtigt, das kosteng³nstigste System.
Dritter Schritt: Optimierung der hygienischen Reinigungsleistung
Abwasser kosteng³nstig und
÷kologisch vertrõglich zu entsorgen ist ohne Zweifel eine sinnvolle Aufgabe.
Wichtiger wõre jedoch die Wiederverwendung des gereinigten Abwassers, damit wir
nicht soviel kostbares Trinkwasser verwenden m³ssen. So k÷nnten wir die
wertvollen Rohstoffe, die f³r die Algenbl³te in den Gewõssern verantwortlich
sind, f³r einen sinnvollen Zweck nutzen.
Voraussetzung daf³r ist eine gute hygienische Qualitõt desá gereinigten Abwassers. Da eine solche
Qualitõt mit herk÷mmlichen Klõranlagen nicht erreichbar ist, versuchen wir, die
ohnehin schon guten Reinigungsleistungen von Bodenfiltern noch weiter zu
verbessern, damit wir die Richtlinien der DIN und der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) f³r die Qualitõt von Bewõsserungswasser
dauerhaft einhalten k÷nnen.
Die Versuche laufen seit
November 2000 in einer Anlage f³r 300 Einwohner in Belzig (s. Abb. 3). Im
Rahmen eines dreijõhrigen, durch das Bundesministerium f³r Bildung und
Forschung (BMB+F) gef÷rderten Forschungsprojekts wird die Reinigungsleistung
laufend verbessert. Das Wasser soll auf dem Gelõnde f³r die Bewõsserung von
Waldgõrten und Freianlagen genutzt werden. Die im Abwasser enthaltenen
Feststoffe werden bereits jetzt in einem Rottebehõlter entfernt, direkt in
Kompost umgewandelt und zur Bodenverbesserung verwertet. Die verwendeten
Pflanzen sind nicht nur Schilf, wie ³blich, sondern auch Weiden und Pappeln,
deren Biomasse f³r Bau- und Heizzwecke nutzbar ist. Die biochemische
Reinigungsleistung der Anlage ist gleichbleibend sehr gut.
Um die Leistung bei den
mikrobiologischen Parametern zu verbessern, wurde die Anlage in den Versuchen
als zweistufige Anlage in Serie betrieben. Durch diese Ma¯nahme konnte die
Keimreduktion bei Coliformen auf
ca. 4 log - Stufen und bei E.coli auf
ca. 5 log - Stufen, bezogen auf den Ablauf der Gesamtanlage, verbessert werden.
Die Ablaufwerte lagen bei Coliformen
i.M. bei 3,66 log KBE/100 ml und bei E.coli
i.M. beiá 1,95 log KBE/100 ml und somit
weit unter dem Grenzwert der WHO f³r Bewõsserungswasser, Kategorie A von 1000
KBE E. coli/100 ml.
Das Projekt ist Teil eines
Verbundvorhabens, an dem deutsche und mexikanische Forschungseinrichtungen und
Firmen beteiligt sind. In das Projekt sind unterschiedliche Forschungsansõtze
und Klimaregionen einbezogen, um eine m÷glichst weitreichende _bertragbarkeit
der Forschungsergebnisse zu gewõhrleisten.
Vierter Schritt:
Praktizierte Wasserwiederverwendung
In vielen Lõndern wird die
Wiederverwendung von Abwasser bereits seit langem praktiziert, wie z.B. in
Indien, allerdings bislang fast ohne Reinigung des Wassers. Um das Risiko der
_bertragung von Krankheiten zu vermindern, wurde in Zusammenarbeit mit der
Anna-Universitõt, Madras, ein durch die Bundesregierung unterst³tztes
Entwicklungsprojekt eingerichtet, um die in Deutschland gewonnenen Erkenntnisse
dort umzusetzen. Jetzt wird in einer Bodenfilteranlage aus Abwasser Nutzwasser
erzeugt, das zur Bewõsserung von Reisfeldern geeignet ist.
Beispiel aus der Stadt Brandenburg
An der Brielower Landstrasse
in Brandenburg wird zur Zeit eine ehemalige LPG in einen Íkohof (www.schwedenlinde.de; koenig-brandenburg@t-online.de)
umgewandelt. Dies ist an sich schon eine beispielhafte Tat, da solche
Immobilien hierzulande in gr÷¯erer Menge nicht genutzt werden und allmõhlich
zerfallen. Die Aktivitõten umfassen: Pferdehaltung, Haltung vom Aussterben
bedrohter Haustierrassen (als erster Baustein eines zuk³nftigen
"Arche-Betriebs" werden derzeit bereits ungarische Wollschweine gehalten) und
Fischzucht (St÷r und Karpfen), f³r deren Erweiterung der Umbau einer der
vorhandenen Hallen vorgesehen ist.
Zwei Wohnungen sind bereits
bezogen und ein bewachsener Bodenfilter mit Rottebehõlter wurde im April 2003
in Betrieb genommen. Die Anlage ist f³r 8 Einwohner ausgelegt und hatá ca. 6-7000 Ç gekostet. Das Pflanzenbeet
wurde f³r den Anschluss einer weiteren Wohneinheit von 4 Einwohnern bereits mit
vergr÷¯erter Flõche angelegt. Der Gro¯teil der Bauarbeiten wurde in Eigenleistung
durchgef³hrt, unterst³tzt von einem erfahrenen Brandenburger Fachbetrieb.
Ausblicke
Vor allem aus Gr³nden des
Kostendrucks hat sich eine Reihe von Gemeinden im Land Brandenburg f³r die
dezentrale Abwasserentsorgung entschieden. Dies ist in d³nn besiedelten
Regionen in den meisten Fõllen der richtige Weg. Damit hier das optimale
Kosten-Nutzen-Verhõltnis erreicht wird, sollten diese dezentralen Ansõtze
verstõrkt gef÷rdert und koordiniert werden. Insbesondere die Wartung und
_berwachung des laufenden Betriebs sollte hier durch ÷rtliche, evtl. im Rahmen
eines Abwasserkonzepts zu schulende, Fachleute durchgef³hrt werden.
Die Wiederverwendung von
gereinigtem Abwasser wurde im Land Brandenburg schon in verschiedenen Projekten
realisiert. Als Abwasser verwenden die Projekte entweder das gesamte, im
Haushalt anfallende Abwasser zur Bewõsserung (s. Abb. 8) oder nur das
gereinigte Grauwasser (ohne Toilettenanteil) schwerpunktmõ¯ig zur
Toilettensp³lung. Auf kommunaler Ebene k÷nnte heute an die vor der Wende ³bliche
Praxis der landwirtschaftlichen Verregnung von kommunalem Abwasser angekn³pft
werden. Denn heute stehen neue Methoden und Erkenntnisse zur Verf³gung, die den
Einsatz von hygienisch einwandfreiem und geruchlosem Wasser zulassen.
Kontakt
Der Bewerbungstext wurde
erarbeitet durch:
Dr. Joachim Niklas
ÍKOTEC GmbH
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14806 Belzig
Telefon 033841/3889-0
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