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Naturschutz   
Disneyland Alpen: Kunstschnee anstatt Wintermärchen
WWF zeigt Auswirkungen des übermäßigen Schneekanonen-Einsatzes auf
Wien / Frankfurt a. M., 01.02.2002
Während der verfrühte Frühlingseinbruch in Mitteleuropa den Schnee schon schmelzen ließ, wird in den alpinen Schiregionen alles daran gesetzt, die Pisten so lang wie möglich "befahrbar" zu halten.
Ungeachtet der Gefahren, die mit dem starken Einsatz von Schneekanonen verbunden sind, wird tonnenweise wertvolles Trinkwasser als Kunstschnee verpulvert. Und das, obwohl es schon vor dem Wärmeeinbruch zu Wasserknappheit in einigen Schiregionen kam. Doch die Verschwendung von Trinkwasser ist nicht die einzige Bedrohung für den Naturreichtum der Alpen.

Die erste Schneekanone kam in den fünfziger Jahren in Amerika zum Einsatz. Seit den Siebzigern fällt das künstliche Weiß auch in Europa aus allen Rohren.
"Der ursprüngliche Gedanke, Schneekanonen nur vereinzelt und ausschließlich in Tallagen einzusetzen, ist in Vergessenheitgeraten. Heute werden großflächig ganze Schigebiete beschneit," erklärt Gerald Steindlegger, Alpenexperte des WWF in Österreich. "Das hat negative Folgen für die Umwelt, und zwar drastische."

Besonders belastend ist, dass etwa 100 Liter Trinkwasser nötig sind, um einen Quadratmeter Piste zu beschneien. Das Wasser wird vor allem aus kleinen Bächen genommen, das ökologische Gleichgewicht wird dadurch empfindlich gestört. Zusätzlich wird durch die längere Schneedeckendauer das Artenspektrum entscheidend verändert.
Eine Hochdruckschneekanone emittiert bis zu 115 Dezibel. Dieser Lärmpegel entspricht etwa dem einer Kreissäge. Das menschliche Ohr leidet bereits ab 85 Dezibel. Durch die großflächige Anwendung von Schneekanonen werden Lebensräume von vielen Tierarten nachhaltig gestört. Besonders drastisch ist dies, weil vorwiegend in der Nacht beschneit wird.

Für die Installierung von Schneekanonen, deren Wasserspeicher, sowie der Zuleitungen, sind umfangreiche Baumaßnahmen nötig, die Lebensräume zerschneiden und das Landschaftsbild nachhaltig stören.
"Der Wintertourismus ist ein wichtiger Faktor für die alpine Region. Der ungebremste Einsatz von Schneekanonen zeigt jedoch, dass sich Tourismusstrategien weder nach den Bedürfnissen der Gäste, noch nach Gesetzen der Natur richten. Der WWF wird sich dafür einsetzen, dass die letzten verbliebenen, unberührten Alpengebiete verschont bleiben," so Steindlegger abschließend.

 
Quelle: Umweltstiftung WWF - Deutschland, D-60326 Frankfurt
http://www.wwf.de
info@wwf.de
    

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