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Energie   
Green Power Marketing Konferenz in St. Moritz
von der Öko-Nische zum Massenmarkt
Green Power Marketing: Branchentreff St. Moritz

München - 10.07.2001. In St. Moritz fand Ende Juni erstmals die Europäische "Green Power Marketing"-Konferenz mit Teilnehmern aus 20 Ländern statt. Während drei Tagen haben die rund 200 Teilnehmer aus Elektrizitätswirtschaft, Wissenschaft, Marketing und Energiepolitik über Handel und Vermarktung von Strom aus Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft diskutiert. Neben praktischen Vermarktungsbeispielen arbeiteten die Ökostrom-Experten in St. Moritz auch an den theoretischen Grundlagen. In sechs Sessionen wurden Themengebiete wie internationale Perspektiven und Trends, Strategie und Produktpolitik, Preispolitik, Kommunikation, Distribution und Politik beleuchtet.

Green Power: strategische Notwendigkeit statt Imagepflege

Wie der Programmverantwortliche der Konferenz, Rolf Wüstenhagen von der Universität St. Gallen erläuterte, wird Ökostrom heute von der Elektrizitätswirtschaft nicht mehr ausschließlich als Imagepflege, sondern als strategische Notwendigkeit betrachtet. Denn, in liberalisierten, wettbewerbsintensiven Strommärkten ist ein differenziertes Produkt-Angebot ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Dabei gewinnt die Vermarktung von Ökostrom für die traditionellen Anbieter von Elektrizität an Bedeutung, "nicht zuletzt auch für die Wasserkraft, um so aus der Preisdumping-Falle zu entkommen", wie Wüstenhagen sagte.

Ökostrommarkt in Europa: 300 Anbieter

Heute beliefern auf dem europäischen Ökostrommarkt rund 300 Anbieter etwa eine Million Kunden mit umweltverträglichem Strom. Vergleichbar mit der Situation im Bio-Lebensmittelmarkt vor einigen Jahren, liegt der Marktanteil des jungen Produktes damit in Europa heute noch im einstelligen Prozentbereich. Doch nach Meinung eines Großteils der teilnehmenden Fachleute sind bereits Ansätze erkennbar, die auch hier für einen Übergang von der Nische zum Massenmarkt sorgen können.
Die Regierungen Europas sind sich dieser Tatsache bewusst und fördern auf verschiedenen Wegen den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die EU-Kommission hat das ehrgeizige Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien an der europäischen Energieversorgung bis 2010 zu verdoppeln. In einem liberalisierten Markt ist es jedoch letztlich die Akzeptanz beim Kunden, die über Erfolg und Misserfolg von Stromprodukten entscheidet. In Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Schweden und auch der Schweiz haben Unternehmen die doppelte Herausforderung erkannt: Durch Ihre Ökostromstromangebote sprechen sie ein unerfülltes Kundenbedürfnis an und können so einerseits den Margendruck auf dem konventionellen Strommarkt entgehen, andererseits tragen sie dazu bei, die Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten.

Die kritischen Erfolgsfaktoren im Ökostrommarkt

Zur Steigerung des Marktanteils von Ökostrom wurden folgende kritische Erfolgfaktoren vom internationalen Expertenforum diskutiert: Die genaue Segmentierung der Zielgruppen, um maßgeschneiderte Angebote unterbreiten zu können. Ein balanced Marketing, mit dem die Anbieter nicht lediglich das Interesse der Nachfrageseite we-cken, sondern auch aktiv die Beschaffungsseite des Marktes bearbeiten, sprich neue Ökostromkraftwerke bauen. Die Wahl geeigneter Vertriebskanäle, in denen die Kunden Zugang zu qualifizierten Ansprechpartnern finden - und schließlich - die Entwicklung und europaweite gesetzliche Flankierung von Gütesiegeln zur Zertifizierung von Ökostrom.

Beispiel eines herausragenden Marketing-Ansatzes

Um sich in einem liberalisierten Umfeld als Stromhändlerin und Produzentin behaupten zu können, setzt die Schweizerische Rätia Energie ganz auf erneuerbare Energien und Markenprodukte. Mit ihrem neuen Produkt "PurePower" hat die Rätia Ener-gie völlig neue Wege eingeschlagen und ist eine Zusammenarbeit mit der Tourismus-Marke "St. Moritz - Top of the World" eingegangen. St. Moritz hat einen hohen Bekanntheitsgrad, ein gutes Qualitätsimage, eine hohe Identifikation mit Natur und in-takter Landschaft und wird mit Sport, Spaß und gediegener Lebenshaltung identifiziert. "PurePower" schafft sich somit Zugang zu den attraktiven, besserverdienenden Zielgruppen, die eine gewissen Aufpreisbereitschaft für Ökostrom zeigen.
Auch die Stadt St. Moritz möchte hier Zeichen setzen: Die Alpine Skiweltmeisterschaft, die sie Jahr 2003 ausrichtet, wird unter dem Motto "Clean Energy St. Moritz 2003" stehen. Rund 300 Millionen skibegeisterte Fernsehzuschauer werden dann Windräder und Solarkraftwerke auf dem WM-Hang über St. Moritz sehen können. So werden Tourismus und Energie bzw. Hedonismus und Ökologie breitenwirksam auf einen Nenner gebracht. Ökostrom findet so seinen Weg in die Wohnzimmer und in den Alltag der Stromverbraucher - so muss es sein.

Olivier Drücke / Eco-world.de
 
Quelle: ecoconsult, D-81371 München
www.lietsch.de
f.lietsch@altop.de
    

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