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Presse-Stelle:  Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH, D-65926 Frankfurt
Rubrik:Job & Karriere    Datum: 26.08.2023
Nachhaltigkeit in der Ausbildung erfolgreich umsetzen
Praxis-Tipps aus dem Branchenprojekt ANLIN vom Bildungsexperten Provadis
In diesen Tagen beginnen viele tausend junge Menschen in Deutschland eine duale Ausbildung. Das Thema Nachhaltigkeit wird den angehenden Nachwuchskräften in der chemischen Industrie und anderen Branchen in Zukunft immer wieder begegnen. Der Bildungsdienstleister Provadis am Industriepark Höchst weiß, wie wichtig Entwicklungen rund um Nachhaltigkeit für die berufliche Ausbildung sind. Mit dem Projekt ANLIN (Ausbildung fördert nachhaltige Lernorte in der Industrie) hat das Unternehmen schon frühzeitig einen Meilenstein für eine starke innovative Berufsausbildung gesetzt.

Nachhaltigkeit in der Ausbildung: Mit diesen Tipps kann die Umsetzung gelingen. © 2023 Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH - Zum Vergrößern auf die Graphik klicken!
Das "Greening der Berufe" und die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) - die Verankerung von nachhaltigen Kompetenzen und Fähigkeiten - ist vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) 2021 durch die Standardberufsbildposition in den Ausbildungsordnungen festgeschrieben worden. Dadurch verändern sich langfristig die Berufsbilder und die Herausforderungen sowohl an ausbildende Fachkräfte als auch an Auszubildende. Diese Herausforderungen gilt es gut vorbereitet und mit erprobten Werkzeugen zu meistern.

ANLIN leistete Pionierarbeit für die chemische Industrie
Für das Vorantreiben der Integration von Nachhaltigkeit in die berufliche Bildung leistete das zweiteilige Projekt ANLIN für die chemische Branche Pionierarbeit. Im Auftrag für die Bundesregierung wurde dafür im Jahr 2016 für ANLIN ein Projektverbund ins Leben gerufen, bestehend aus dem Bildungspartner Provadis, dem Qualifizierungswerk Chemie in Halle, dem Bildungszentrum für Beruf & Wirtschaft in Wittenberg und dem Institut für nachhaltige Berufsbildung & Management-Services in Hannover. ANLIN wurde schon früh unter anderem mit dem BNE-Preis der Deutschen UNESCO Kommission ausgezeichnet.

Auszubildende verschiedener Pilotgruppen hatten die Möglichkeit, ihre Lernorte im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv mitzugestalten. Das mit der IHK Nürnberg umgesetzte Nachfolgeprojekt ANLIN² vermittelte dem Ausbildungspersonal in der chemischen Industrie spezifische Nachhaltigkeitskompetenzen, die sie als Multiplikatoren im Unternehmen benötigen. Mehr als 250 ausbildende Fachkräfte nahmen seitdem bundesweit an den gemeinsam entwickelten Qualifizierungs- und Schulungskonzepten teil. "Das Projekt hat uns darin bestätigt, wie wichtig es ist, ausbildendes Fachpersonal in die Lage zu versetzen, das Thema Nachhaltigkeit und im speziellen die Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung in seiner Komplexität einordnen und vermitteln zu können", betont Dr. Karsten Rudolf, Leiter Bildungs- und Forschungsprojekte bei Provadis. "Aus den Projektphasen von ANLIN und ANLIN² haben wir ein transferierbares Konzept für Unternehmen der Branche erarbeitet und erprobt. Jetzt kann es sich in der Branche weiterverbreiten. Die Einbindung überbetrieblicher Bildungsträger von Anfang an trägt auch dazu bei."

Nachhaltigkeit "leben": Praxistipps für den Ausbildungsalltag
Besonders wichtig für die gelungene Integration von Nachhaltigkeit in die berufliche Ausbildung ist ein reger Austausch, wie Projektleiterin Marny Schröder von Provadis weiß: "Wir haben in unseren Workshops festgestellt, dass sich das Thema häufig in einem wertschätzenden Dialog auf Augenhöhe zwischen Auszubildenden und Ausbildungspersonal erschließt und weiterentwickelt", erklärt sie. "Auszubildende haben oft einen anderen Blick auf das Thema. Dadurch können beide Seiten voneinander lernen."

Dieser Dialog auf Augenhöhe ist also entscheidend. Wie können Ausbilderinnen und Ausbilder die Erfahrungen aus den Projekten darüber hinaus für ihr Unternehmen nutzen? Die Projektverantwortlichen von Provadis haben zum Projektabschluss wichtige Tipps zusammengefasst:
  • Für Nachhaltigkeit im Berufsalltag sensibilisieren
    Viele Jugendliche bringen bereits eine Sensibilität für das Thema Nachhaltigkeit aus ihrem privaten Umfeld mit. Nutzen Sie diese Aufmerksamkeit für das Transferieren von nachhaltigen Themen in den Ausbildungsalltag und bringen Sie alle auf den gleichen Stand. Sprechen Sie mit den Auszubildenden über die drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales anhand von verständlichen Beispielen wie Energiebedarf, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung, Arbeitsschutz oder Beschaffung. Häufig fällt es den jungen Menschen auch noch schwer, den Blickwinkel eines Unternehmens einzunehmen. Erklärungen zu den Auswirkungen des eigenen Betriebs auf die Gesellschaft und Umwelt sowie darüber, welche äußeren Einflüsse wiederum das Unternehmen betreffen, helfen dem nachhaltigen Verständnis.
  • Wissen über Nachhaltigkeit im Unternehmen teilen
    Ausbildende Fachkräfte übernehmen eine Vorbildfunktion in puncto Nachhaltigkeit. Verschaffen Sie sich daher einen Überblick darüber, wo es bereits Ansatzpunkte für Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen gibt. Das könnten etwa der Nachhaltigkeitsbericht, ein Energiemonitoring oder eine begrünte Dachfläche sein. Teilen Sie dieses Wissen mit Ihren Auszubildenden, reflektieren Sie gemeinsam und fördern Sie Diskussionen rund um weitere Potenziale. Nutzen Sie auch den Austausch mit Verantwortlichen für Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen. Erarbeiten Sie gegebenenfalls die Inhalte des Nachhaltigkeitsberichts sowie des Lieferkettenmanagements und leiten Sie hieraus gemeinsam Lösungen ab - für den Auszubildenden und den einzelnen Mitarbeitenden.
  • Nachhaltige Projekte initiieren
    Nachhaltigkeit "erleben" - das können Ihre Auszubildenden, wenn sie sich beispielsweise bei einer Betriebserkundung in allen Unternehmensbereichen zum Thema Nachhaltigkeit selbst informieren. Ermutigen Sie Auszubildende, sich in nachhaltige Projekte einzubringen. So lernen sie, Prozesse zu hinterfragen und generieren im besten Fall bald eigene Verbesserungsvorschläge. Die Auszubildenden könnten beispielsweise Lösungsansätze zur Einsparung von Ressourcen wie Wasser, Strom oder andere Energien in ihrem Bereich entwickeln. Sie können das Mobilitätsverhalten der Mitarbeitenden hinterfragen oder ermitteln, wie erneuerbare Energien im Unternehmen eingesetzt werden können. Auch die Aufbereitung von Informationsmaterial in Form von Podcasts, Videos oder Broschüren für andere Mitarbeitende bietet viele Möglichkeiten.
  • Kontinuierlich Lerneinheiten einbauen
    Um in eine Interaktion mit den Auszubildenden zu kommen, bieten sich kleine Lerneinheiten oder Workshops an. Dazu gehören etwa Fünf-Minuten-Gespräche, verschiedene E-Learning-Module, Gamification (Übertragung von spieltypischen Elementen) beispielsweise in Form eines Quiz sowie praxisnahe Lernstationen - vom Bau einer Filteranlage oder einer E-Ladesäule bis zum virtuellen Schweißen oder Planspielen. Auch "Storytelling" ist ein wirksames Werkzeug, um Nachhaltigkeit weniger abstrakt erscheinen zu lassen und den richtigen Aufhänger für intensive Diskussionsrunden zu schaffen. Dadurch lässt sich das Thema Nachhaltigkeit kontinuierlich im Ausbildungsalltag verankern.
  • Schrittweise vorgehen
    Die Auszubildenden benötigen am Anfang Zeit, um im Betriebsalltag anzukommen. Deshalb ist es wichtig, schrittweise vorzugehen und zunächst mit kleinen Impulsen an das Thema heranzuführen. Der Lerneffekt ist größer, wenn das Thema Nachhaltigkeit als ständiger Begleiter immer dann im Ausbildungsalltag auftaucht, wenn es intuitiv zu den Ausbildungsinhalten passt und ein praktischer Bezug ermöglicht wird.
  • Berufsorientierungsmaßnahmen nutzen
    Das "Greening der Berufe" lässt sich bereits in der beruflichen Orientierungsphase erfolgreich einbauen und dadurch Fachkräftenachwuchs für transformationsrelevante Industrieberufe gewinnen. Nachhaltige Berufsorientierungsprogramme sollten die Teilnehmenden dazu anregen, mitzudenken und ins Handeln zu kommen. Besonders wirkungsvoll aufgrund der erlebten Selbstwirksamkeit sind Workshops, bei denen die jungen Menschen am Ende etwas selbst Gestaltetes in ihren Alltag mitnehmen können oder bei denen gemeinsam "etwas Bleibendes" vor Ort gebaut oder installiert wird. Das können beispielsweise solarbetriebene Modellautos, Handyladegeräte und Lüfter oder Insektennisthilfen sein.
"Ideenbox" hilft weiter
Damit ein Branchentransfer gelingen kann, ist als Teil des Konzepts von ANLIN eine digitale "Ideenbox" aufbereitet worden. Unter www.nachhaltige-lernorte.de können interessierte Unternehmen darauf zugreifen. Sie enthält Tools, die das Ausbildungspersonal bei der Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit gemäß der Standardberufsbildposition in der dualen Ausbildung unterstützt. Dazu gehören nützliche Links und Apps zum Thema Nachhaltigkeit, Umsetzungsbeispiele aus der Praxis sowie Kreativtechniken zur Erarbeitung von Nachhaltigkeitsstrategien, Nachhaltigkeits-Checks und Erklärvideos.

Mehr Informationen unter www.provadis.de

Hintergrundinformation ANLIN
ANLIN ist Teil der Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 und wurde unter anderem mit dem deutschen UNESCO BNE-Preis sowie dem Responsible Care-Preis des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) Hessen ausgezeichnet. Die Modellprojekte wurden ermöglicht durch eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB).

 
 
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