Im zweijährigen Nachfolgeprojekt ANLIN², das jetzt zum Abschluss kam, ging es darum, nachhaltigkeitsrelevante Kompetenzen von Ausbildungspersonal zu entwickeln und zu stärken. Im ersten ANLIN-Projekt standen die Auszubildenden im Fokus. Für sie wurden Schulungskonzepte entwickelt und erprobt. Innerhalb ihrer Unternehmen wurden Nachhaltigkeitsaktivitäten angestoßen. Im Auftrag für die Bundesregierung wurde dafür ein Projektverbund, bestehend aus Provadis - dem Fachkräfte-Entwickler der Industrie - dem Qualifizierungswerk Chemie in Halle, dem Bildungszentrum für Beruf & Wirtschaft in Wittenberg und dem Institut für nachhaltige Berufsbildung & Management-Services in Hannover ins Leben gerufen. Ausbildungspersonal als Vorbild für Nachhaltigkeit nutzen "Die Erfahrungen aus dem Projekt haben gezeigt, dass eine dauerhafte Umsetzung in den Betrieben nur gelingen kann, wenn auch das Ausbildungspersonal vor Ort die nötigen Kompetenzen besitzt und diese im Berufsalltag vorlebt", erklärt Dr. Karsten Rudolf, Prokurist und Leiter Bildungs- und Forschungsprojekte bei Provadis. "Daher sollten in ANLIN² Ausbilderinnen und Ausbilder bestärkt werden, sich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und dies in ihre Lehr- und Lernsituationen mit Auszubildenden einfließen zu lassen. Für ANLIN² hat sich Provadis mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nürnberg für Mittelfranken, die sich Nachhaltigkeit zum Leitthema gesetzt hat, zusammengetan. Ziel war es, Nachhaltigkeit überall dort, wo Nachwuchskräfte der Industrie ausgebildet werden, zum ständigen Begleiter zu machen. ANLIN und ANLIN² wurden ermöglicht durch eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB). "Mit ANLIN leisten wir seit Jahren einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung innerhalb der Branche und unterstützen die Nachhaltigkeitsinitiative Chemie hoch 3 der Chemischen Industrie", ergänzt Dr. Rudolf. In ein- bzw. zweitägigen Workshops im Rahmen von ANLIN² konnten bundesweit rund 250 Ausbilderinnen und Ausbilder ziel- und praxisorientiert erfahren, wie nachhaltige Entwicklung die Arbeitswelt und zugleich die Ausbildung verändert. Was muss künftig in der Ausbildung gemäß der Standardberufsbildpositionen umgesetzt werden? Wie hängen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen? Welche neuen Formen der Zusammenarbeit mit Auszubildenden brauchen wir? Mit diesen Fragen setzten sich die Teilnehmenden in den aufeinander aufbauenden Workshops auseinander und erarbeiteten dazu konkrete Umsetzungsstrategien. Die persönliche und berufliche Sensibilisierung sowie das individuelle Selbstverständnis für zukunftsfähige Ausbildungen standen im Mittelpunkt. "Die Workshops haben uns darin bestätigt, wie wichtig es ist, Ausbilderinnen und Ausbilder in die Lage zu versetzen, das Thema Nachhaltigkeit und im speziellen die Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung in seiner Komplexität einordnen zu können", betont Marny Schröder, verantwortliche Projektleiterin bei Provadis. "Berufsbilder verändern sich und die Ausbildung muss darauf eingehen. Nachhaltigkeit ist ein Teil davon, aber nicht als ein extra Thema zu verstehen, sondern grundsätzlich in allem dabei, was getan wird." Gute Ideen leben im Unternehmen weiter Ein Unternehmen, das die Qualifizierung der Ausbilderinnen und Ausbilder im Bereich Nachhaltigkeit über das Projekt ANLIN² bereits genutzt hat, ist die Evonik Industries AG. Rund 60 ausbildende Fachkräfte für naturwissenschaftliche Berufe und zirka 40 Auszubildende profitierten von den praxisbezogenen interaktiven Workshops. "Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht", berichtet Dr. Theo Fecher, Leiter naturwissenschaftlich/technische Aus- und Weiterbildung bei Evonik in Hanau. "Ich konnte die Umsetzung der guten Ideen, wie beispielsweise die Überprüfung von Verbrauchern durch das Zwischenschalten von Plug-in-Stromzählern, in den einzelnen Ausbildungsbereichen beobachten." Das Thema Nachhaltigkeit hat bei Evonik bereits an Präsenz gewonnen: "Durch das Projekt ANLIN² haben wir erreicht, dass sich die Teilnehmenden grundsätzliche Gedanken machen und feststellen, dass Nachhaltigkeit mehr ist als Umweltschutz." Um die guten Ideen einem größeren Kreis im Unternehmen zugänglich zu machen, wurden sie in eine interne digitale Mediathek integriert. "Wir betrachten Nachhaltigkeit ähnlich wie die Arbeitssicherheit als ein Querschnittsthema, das in der Ausbildung selbstverständlich in allen Bereichen vermittelt wird", ergänzt Dr. Fecher. "ANLIN² hat uns Tools an die Hand gegeben, mit denen wir jetzt weiterarbeiten können." Auch andere Branchen können profitieren Die Erfolgsgeschichte rund um Nachhaltigkeit in der Ausbildung soll nun fortgesetzt werden. Damit ein Branchentransfer gelingen kann, gehört zum Konzept auch eine "Ideenbox", auf die interessierte Unternehmen unter www.nachhaltige-lernorte.de zugreifen können. Die digitale Ideenbox enthält Tools, die das Ausbildungspersonal bei der Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit gemäß der neu festgelegten Standardberufsbildposition in der dualen Ausbildung unterstützt. Dazu gehören Basiswissen, Argumentationshilfen sowie methodische und didaktische Überlegungen für die Praxis. Ausbilderinnen und Ausbilder können unter anderem von vielen nützlichen Links und Apps zum Thema Nachhaltigkeit, Umsetzungsbeispielen aus der Praxis, Kreativtechniken zur Erarbeitung von Nachhaltigkeitsstrategien oder von Nachhaltigkeitschecks und Erklärvideos profitieren. Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH ist ein Unternehmen der Infraserv-Höchst-Gruppe. Mit rund 1.800 Auszubildenden und über 2.500 Weiterbildungsteilnehmenden an den Standorten Frankfurt und Marburg gehört Provadis zu den führenden Anbietern von Bildungsdienstleistungen in Hessen. Rund 400 internationale Kunden nutzen in Partnerschaften und Kooperationen das Know-how von Provadis auf den Gebieten der Aus- und Weiterbildung, der Personal- und Organisationsentwicklung und bei der Entwicklung von E-Learning-Konzepten. An der Provadis Hochschule studieren über 1.100 Studierende in dualen und berufsbegleitenden Studiengängen mit international anerkannten Bachelor- und Masterabschlüssen. Die Hochschule bündelt ihre interdisziplinären Aktivitäten im Bereich Forschung und Projekte im Zentrum für Industrie und Nachhaltigkeit.
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